Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0080
DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:Friedeberger, Hans: Ankäufe und Neuaufstellungen der königl. Nationalgalerie in Berlin
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ANKÄUFE UND NEUAUFSTELLUNGEN DER KGL. NATIONALGALERIE IN BERLIN
Äbb. 6. CÄRL GRHEB, Zimmer in der roten Äpotheke zu Berlin. Gemalt 1850/52
ftärkerem Zufammenfchluß und klarerer Gliederung die Bewegung fchärfer und leben-
diger charakterifiert, To daß troß aller epifchen Behaglichkeit der gefaulten Erzählung
der untere Streifen in feiner wirbelnd-dramatifchen Beweglichkeit doch deutlich die
Flauptfache bleibt. So gewährt das lebendig-luftige kleine Berliner Bild einen deut-
lichen Einblick in Schwinds Arbeitsweife.
Im Vorrat der Galerie hat auch die Holztafel lange gefchlummert, auf der Menzel
feinen Bruder Richard am Frühftückstifch gemalt hat (Abb. 5). Sie war auf der Menzel-
ausftellung 1905 in Berlin und ift dann auch in das Tfchudifche Werk übergegangen.
Das Bild ift 1848 datiert, fteht alfo in einer Reihe mit dem Begräbnis der März-
gefallenen und der Potsdamer Bahn, mit denen es auch den bräunlichen Ton und die
breite, lockere Malerei gemeinfam hat.
Von dem Berliner Architektur- und Landfchaftsmaler Carl Graeb (1816—1884),
dem man eine große Zahl wichtiger Aufnahmen von märkifchen Architekturen und
Landfchaften verdankt, wurden drei neue Arbeiten erworben, diesmal Darftellungen
bürgerlicher Berliner Innenräume aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwei davon, in
öl, find ein wenig kühl und trocken und leiden unter der Ungefchicklichkeit mit der
der Ausfchnitt gewählt ift, aber das dritte Stück, ein Aquarell, ift dafür defto fchöner.
Diefe Darftellung eines Zimmers in der roten Apotheke in der Rofenthalerftraße (Abb. 6)
ift mit ihrer warmen, weichen und reichen, trat* aller Lebhaftigkeit fehr gefchloffenen
Farbigkeit ein neuer Beweis, welche malerifchen Möglichkeiten diefe Zeit hatte, wenn
fie fich auf einem Gebiete bewegen konnte, wo Konvention und Unterweifung noch
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Äbb. 6. CÄRL GRHEB, Zimmer in der roten Äpotheke zu Berlin. Gemalt 1850/52
ftärkerem Zufammenfchluß und klarerer Gliederung die Bewegung fchärfer und leben-
diger charakterifiert, To daß troß aller epifchen Behaglichkeit der gefaulten Erzählung
der untere Streifen in feiner wirbelnd-dramatifchen Beweglichkeit doch deutlich die
Flauptfache bleibt. So gewährt das lebendig-luftige kleine Berliner Bild einen deut-
lichen Einblick in Schwinds Arbeitsweife.
Im Vorrat der Galerie hat auch die Holztafel lange gefchlummert, auf der Menzel
feinen Bruder Richard am Frühftückstifch gemalt hat (Abb. 5). Sie war auf der Menzel-
ausftellung 1905 in Berlin und ift dann auch in das Tfchudifche Werk übergegangen.
Das Bild ift 1848 datiert, fteht alfo in einer Reihe mit dem Begräbnis der März-
gefallenen und der Potsdamer Bahn, mit denen es auch den bräunlichen Ton und die
breite, lockere Malerei gemeinfam hat.
Von dem Berliner Architektur- und Landfchaftsmaler Carl Graeb (1816—1884),
dem man eine große Zahl wichtiger Aufnahmen von märkifchen Architekturen und
Landfchaften verdankt, wurden drei neue Arbeiten erworben, diesmal Darftellungen
bürgerlicher Berliner Innenräume aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwei davon, in
öl, find ein wenig kühl und trocken und leiden unter der Ungefchicklichkeit mit der
der Ausfchnitt gewählt ift, aber das dritte Stück, ein Aquarell, ift dafür defto fchöner.
Diefe Darftellung eines Zimmers in der roten Apotheke in der Rofenthalerftraße (Abb. 6)
ift mit ihrer warmen, weichen und reichen, trat* aller Lebhaftigkeit fehr gefchloffenen
Farbigkeit ein neuer Beweis, welche malerifchen Möglichkeiten diefe Zeit hatte, wenn
fie fich auf einem Gebiete bewegen konnte, wo Konvention und Unterweifung noch
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