Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0082
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Heft 3
DOI Artikel:Friedeberger, Hans: Ankäufe und Neuaufstellungen der königl. Nationalgalerie in Berlin
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ANKAUFE UND NEUAUFSTELLUNGEN DER KGL. NATIONALGALERIE IN BERLIN
Abb. 8. MAX ESSER, Pfaufafan
hängender, rofaroter, blau und grün gemufterter Tifchdecke. Unter dem Tifch liegt ein
einheimifcher Teppich, deffen brauner Fond von fchwarz-bunten Ornamenten und
fchwarzer Einfaffung belebt wird. Durch die weiße Tür im Hintergründe mit ihrem
Stilleben von Gläfern und Vafen auf dem Sims fieht man in ein grünes Zimmer.
Links glänzen die weißen Fenftergardinen und der große Spiegel mit feinem goldenen
Roccaillenrahmen im diffufen Licht der Fenfterwand. Nimmt man dazu noch den
fpiegelnden Fußboden, fo muß man ftaunen, welcher malerifche Reichtum fich hier um
1850 auftut. Für die Nationalgalerie hat nun das Bildchen noch einen befonderen
Wert, einen ikonographifchen: Die Bilder, die die Wände des roten Zimmers fchmücken,
find faft ausnahmslos von Blechen, und heut noch fämtlich nachzuweifen. Zum
größten Teil gehören fie zu dem großen Blechenbefiß der Nationalgalerie felbft
(man erkennt in dem Mittelftück der Hauptwand die großen „Badenden Frauen“, Kat.-
Nr. 877), zum kleineren befinden fie fich in Berliner Privatbefiß.
Von Karl Haider wurde durch Vermittlung des Berliner Kunfthandels ein unge-
wöhnlich fchönes Damenbildnis erworben (Abb. 7). 1877, alfo kurze Zeit nach der
Rückkehr aus Italien entftanden, zeigt es weder etwas von dem Einfluß Italiens und
der dortigen Freunde Böcklin und Marees, noch auch den des neuen Freundes Thoma,
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Abb. 8. MAX ESSER, Pfaufafan
hängender, rofaroter, blau und grün gemufterter Tifchdecke. Unter dem Tifch liegt ein
einheimifcher Teppich, deffen brauner Fond von fchwarz-bunten Ornamenten und
fchwarzer Einfaffung belebt wird. Durch die weiße Tür im Hintergründe mit ihrem
Stilleben von Gläfern und Vafen auf dem Sims fieht man in ein grünes Zimmer.
Links glänzen die weißen Fenftergardinen und der große Spiegel mit feinem goldenen
Roccaillenrahmen im diffufen Licht der Fenfterwand. Nimmt man dazu noch den
fpiegelnden Fußboden, fo muß man ftaunen, welcher malerifche Reichtum fich hier um
1850 auftut. Für die Nationalgalerie hat nun das Bildchen noch einen befonderen
Wert, einen ikonographifchen: Die Bilder, die die Wände des roten Zimmers fchmücken,
find faft ausnahmslos von Blechen, und heut noch fämtlich nachzuweifen. Zum
größten Teil gehören fie zu dem großen Blechenbefiß der Nationalgalerie felbft
(man erkennt in dem Mittelftück der Hauptwand die großen „Badenden Frauen“, Kat.-
Nr. 877), zum kleineren befinden fie fich in Berliner Privatbefiß.
Von Karl Haider wurde durch Vermittlung des Berliner Kunfthandels ein unge-
wöhnlich fchönes Damenbildnis erworben (Abb. 7). 1877, alfo kurze Zeit nach der
Rückkehr aus Italien entftanden, zeigt es weder etwas von dem Einfluß Italiens und
der dortigen Freunde Böcklin und Marees, noch auch den des neuen Freundes Thoma,
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