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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 4
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Uhde-Bernays, Hermann: Unbekannte Bilder von Anselm Feuerbach in der Ausstellung aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0106

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UNBEKANNTE BILDER VON ANSELM FEUERBACH BEI FRITZ GURLITT

Abb. 3. ANSELM FEUERBACH, Santuario di S. Trinitä

bachs Werk als das feltene Beifpiel einer — freilich nur beim erften Betrachten — ganz
malerifch empfundenen Bildmäßigkeit [ich ausgeben möchte. Der erfte Gedanke an den
Einfluß anderer Vorbilder, etwa der Rubensfchen Löwenjagd, wird den Kenner derFeuer-
bachfchen Jugendwerke bald nicht mehr befchäftigen. Diefe Farbenfkizze hat Feuerbach
aus dem Kopf entworfen, indem er das Schema feines „Tod des Aretino“ (nicht der
fertigen Darftellung, fondern des Entwurfes) vom Hochformat auf das Breitformat einer
Pieta brachte, wie er fie in Karlsruhe angelegt hatte (Klaff, d. Kunft, Abb. 49). Die ge-
bieterifch zur Seite ftehende Dalila, in der Haltung des Kopfes die Wiederholung einer
in Paris gefchaffenen Bacchantin, weift auf den in der Pofe des Aretino vom Lager
gekürzten Simfon, deffen gefährlichfter Bedränger in der Gefte fowohl wie in der
koloriftifchen Behandlung des Gewandes, unten dunkel, oben hell, der auf dem „Tod
des Aretino“ auffpringenden Frauengeftalt nachgebildet ift. Diefe Feftftellung nimmt
der energifchen Wucht der Skizze nichts von ihrer Bedeutung, ftellt fie vielmehr ent-
widdungsgefchichtlich genau ein und zwar ganz in die erften Monate der römifchen
Zeit, wo aus Mangel an Modellen Feuerbach an Wiederholungen früherer Entwürfe
im großen Stil dachte. Wir können nur bedauern, daß uns wenige folcher Entwürfe

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