Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0109
DOI issue:
Heft 4
DOI article:Uhde-Bernays, Hermann: Unbekannte Bilder von Anselm Feuerbach in der Ausstellung aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0109
UNBEKANNTE BILDER VON ANSELM FEUERBACH BEI FRITZ GURLITT
zogenen kleinen Maler darftellen. Er verschenkte gönnerhaft folche Zeichen feiner
Gunft an Freunde und Verwandte zu Weihnachten. Das kleine Porträt des Gewehr-
fabrikanten Herrn Trenelle (Abb. 6), bei deffen Witwe Feuerbach mit dem Sohn
des Gerresheimer Fabrikdirektors von Woringen, Leo, als Penfionär wohnte, wird im
Frühjahr 1846 brieflich erwähnt: „Der Frau Trenelle will ich Herrn Trenelle malen,
nach einem Familienbilde, wo er als junger Mann ift. Einmal zeichnete ich ihn fchon.
Ich werde ihn alt machen, wie er in meiner Erinnerung lebt.“ -— Mit der Familie
von Woringen verbanden Feuerbach Freiburger Beziehungen. Des Fabrikdirektors
Bruder war als Profeffor der Rechte Kollege von Feuerbachs Vater in Freiburg und
hatte Anfelms Aufnahme in der Familie Trenelle veranlaßt. Aber die erwachte Freund-
fchaft Anfelms mit Leo wurde nicht begründet, vielleicht weil Feuerbach von fich allzu
überzeugt war, vielleicht auch, weil er fich lieber dem dritten Penfionär der Frau
Trenelle anfchloß, Stanislaus von Kalckreuth, dem Späteren Weimarer Landfehafter. Da
uns leider weder von Kalckreuth noch von Feuerbachs Jugendfreunden auf der Düffel-
dorfer Akademie, Seidel und Mintrop, Porträts von Feuerbachs Hand erhalten find,
wird das Bildchen Leos von Woringen (Abb. 7) neben der Zeichnung des Freiburger
Mitfchülers Friß Beck in einer künftigen Biographie Feuerbachs allein den Kreis feiner
Altersgenoffen zu repräfentieren haben. Aus diefen unbeholfenen Verfuchen erwuchs
der Meifter der Iphigenie und der Medea unferer deutfehen Kunft!
Abb. 7. ANSELM FEUERBACH,
Bildnis Leos v. Woringen
87
zogenen kleinen Maler darftellen. Er verschenkte gönnerhaft folche Zeichen feiner
Gunft an Freunde und Verwandte zu Weihnachten. Das kleine Porträt des Gewehr-
fabrikanten Herrn Trenelle (Abb. 6), bei deffen Witwe Feuerbach mit dem Sohn
des Gerresheimer Fabrikdirektors von Woringen, Leo, als Penfionär wohnte, wird im
Frühjahr 1846 brieflich erwähnt: „Der Frau Trenelle will ich Herrn Trenelle malen,
nach einem Familienbilde, wo er als junger Mann ift. Einmal zeichnete ich ihn fchon.
Ich werde ihn alt machen, wie er in meiner Erinnerung lebt.“ -— Mit der Familie
von Woringen verbanden Feuerbach Freiburger Beziehungen. Des Fabrikdirektors
Bruder war als Profeffor der Rechte Kollege von Feuerbachs Vater in Freiburg und
hatte Anfelms Aufnahme in der Familie Trenelle veranlaßt. Aber die erwachte Freund-
fchaft Anfelms mit Leo wurde nicht begründet, vielleicht weil Feuerbach von fich allzu
überzeugt war, vielleicht auch, weil er fich lieber dem dritten Penfionär der Frau
Trenelle anfchloß, Stanislaus von Kalckreuth, dem Späteren Weimarer Landfehafter. Da
uns leider weder von Kalckreuth noch von Feuerbachs Jugendfreunden auf der Düffel-
dorfer Akademie, Seidel und Mintrop, Porträts von Feuerbachs Hand erhalten find,
wird das Bildchen Leos von Woringen (Abb. 7) neben der Zeichnung des Freiburger
Mitfchülers Friß Beck in einer künftigen Biographie Feuerbachs allein den Kreis feiner
Altersgenoffen zu repräfentieren haben. Aus diefen unbeholfenen Verfuchen erwuchs
der Meifter der Iphigenie und der Medea unferer deutfehen Kunft!
Abb. 7. ANSELM FEUERBACH,
Bildnis Leos v. Woringen
87