Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (7.1915)

WERKE DEUTSCHER MEISTER AUS PRIVATBESITZ BEI FRITZ GURLITT

Äbb. 5. WILHELM TRÜBNER, Selbftbildnis

Tönen. Aus den erften römifchen Jahren ftammt das bisher wohl nicht bekannte Bild-
chen eines fchlafenden Kindes (Abb. 1), bei dem Feuerbach wohl die Darftellung des
Kopfes auf dem weißen Grunde des Bettes reizte. Aber bei aller Breite und Freiheit
der Malerei ift das, was den Eindruck beftimmt, doch eine Feinheit des Ausdrucks
und eine zarte Befeelung, die eine Gefinnungsverwandtfchaft mit nazarenifchen Arbeiten
anzeigt. Aus den Meifterjahren find dann die Damen im Grünen von 1868 da, die
eine frifdie, entfchloffene Farbigkeit zeigen, wie fie in diefer Ausdehnung bei Feuer-
bach nicht wieder vorkommt, und als Schönftes und Wichtigftes der erfte Entwurf zum
Gaftmahl: ftark vertieft im Raum, mit einer energifchen Zufammenrückung der beiden
Figurengruppen und einem Verfuch, die Doppelbeleuchtung von Fackellicht und Feuer-
fchalen auszunütjen. Auch fonft ift die Farbe ftärker herangezogen; wo jetjt die
Reliefs die Wände beleben, find pompejanifche Malereien in Hellblau und Rofa vor-
gefehen. Das Ganze ift ziemlich bewegt, noch mehr Hiftorienbild im üblichen Stil, und
entbehrt noch der grandiofen Ruhe und Monumentalität der endgültigen Faffung.

So reich wie Feuerbach ift Böcklin nicht vertreten. Neben dem altrömifchen
Maifeft, der Skizze zu Triton und Nereide und einer Magdalena feffeln vor allem
zwei Studien: eine Zeichnung, Nymphen von Faunen belaufcht, ganz weich und
impreffioniftifch, und eine Ölfkizze badender Nymphen (Abb. 2), die durch die heitere
Farbigkeit entzückt: hellgrüne Bäume, gelbes Korn, ein hellblauer Himmel, und vor

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