Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0116
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Heft 4
DOI Artikel:Friedeberger, Hans: Werke deutscher Meister aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt
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WERKE DEUTSCHER MEISTER AUS PRIVATBESITZ BEI FRITZ GURLITT
den Bäumen in wundervoll durchfonn-
tem Schatten die Geftalten der Badenden.
Man möchte den mythologifchen Titel
ftreichen, weil das Bild fo überaus ein-
fach und naturnah ift.
Die Abteilung der Leiblbilder beginnt
mit einer Skizze der Akademiezeit (1866),
einem Blick über die Dächer, ganz auf
den Gegenfatj des fattblauen Himmels
und der hellen Ziegel geftellt. Das Pracht-
ftück ift das Bildnis der Nichte Leibis
(Abb. 3), wo die breite ganz aufgelöfte
Pinfelführung Struktur und Ausdruck faft
verzehrt hat. Als Malerei eines der fchön-
ften Werke Leibis, dem hier an Qua-
lität nur einige der ganz großen Kohle-
zeichnungen ebenbürtig find. Intereffant
ift ein Männerkopf aus den neunziger
Jahren, weil er in der Verfeinerung des
Abb. 11. LUDWIG KNAUS, Sehnfucht
Abb. 10. LUDWIG KNAUS, Mädchenkopf
Typus und der photographenmäßigen
Zurechtfeljung der Figur eine ge-
wiffe Ähnlichkeit mit Defreggerfchen
Köpfen aufweift, wobei man freilich
von dem Qualitätsunterfchied ganz
abfehen muß.
Trübner ift meift mit Arbeiten
aus der frühen Zeit vertreten, wo
der Einfluß Leibis und Schuchs zu
wirken anfing. Meift Studienköpfe,
in denen das Handwerk vorherrfcht.
Das befte Stück ift das fchon be-
kannte Bruftbild einer Nonne (Abb. 4),
wo die Technik ganz frei und meifter-
lich geworden ift und nun auch in
der Charakteriftik fich das Seelifche
entfchiedener hervorwagt. Auffchluß-
reich ift dann noch ein männliches
Bildnis von 1870, das auf die Lehr-
zeit an der Münchner Akademie zu-
rückgeht. Vom Leibikreis find weiter-
hin Schuch, Sperl und Hagemeifter
mit charakteriftifchen Stücken ver-
treten, ohne daß eines davon Be-
fonderes zu fagen hätte.
Hier wäre Karl Buchholz an-
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den Bäumen in wundervoll durchfonn-
tem Schatten die Geftalten der Badenden.
Man möchte den mythologifchen Titel
ftreichen, weil das Bild fo überaus ein-
fach und naturnah ift.
Die Abteilung der Leiblbilder beginnt
mit einer Skizze der Akademiezeit (1866),
einem Blick über die Dächer, ganz auf
den Gegenfatj des fattblauen Himmels
und der hellen Ziegel geftellt. Das Pracht-
ftück ift das Bildnis der Nichte Leibis
(Abb. 3), wo die breite ganz aufgelöfte
Pinfelführung Struktur und Ausdruck faft
verzehrt hat. Als Malerei eines der fchön-
ften Werke Leibis, dem hier an Qua-
lität nur einige der ganz großen Kohle-
zeichnungen ebenbürtig find. Intereffant
ift ein Männerkopf aus den neunziger
Jahren, weil er in der Verfeinerung des
Abb. 11. LUDWIG KNAUS, Sehnfucht
Abb. 10. LUDWIG KNAUS, Mädchenkopf
Typus und der photographenmäßigen
Zurechtfeljung der Figur eine ge-
wiffe Ähnlichkeit mit Defreggerfchen
Köpfen aufweift, wobei man freilich
von dem Qualitätsunterfchied ganz
abfehen muß.
Trübner ift meift mit Arbeiten
aus der frühen Zeit vertreten, wo
der Einfluß Leibis und Schuchs zu
wirken anfing. Meift Studienköpfe,
in denen das Handwerk vorherrfcht.
Das befte Stück ift das fchon be-
kannte Bruftbild einer Nonne (Abb. 4),
wo die Technik ganz frei und meifter-
lich geworden ift und nun auch in
der Charakteriftik fich das Seelifche
entfchiedener hervorwagt. Auffchluß-
reich ift dann noch ein männliches
Bildnis von 1870, das auf die Lehr-
zeit an der Münchner Akademie zu-
rückgeht. Vom Leibikreis find weiter-
hin Schuch, Sperl und Hagemeifter
mit charakteriftifchen Stücken ver-
treten, ohne daß eines davon Be-
fonderes zu fagen hätte.
Hier wäre Karl Buchholz an-
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