DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Friedeberger, Hans: Werke deutscher Meister aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0119
WERKE DEUTSCHER MEISTER AUS PRIVATBESITZ BEI FRITZ GURLITT
In Werners Atelier hat Stauffer-
Bern gefeffen. Von ihm zeigt Gurlitt
zwei Proben, das Bildnis Eva Dohms,
der Braut des Freundes Max Klein, fehr
aufs gefällig-malerifche hin angefehen,
teils fchöne Frau, teils fchönes Bild,
fichtlich mit dem Aufwand aller Künfte
und dem Gedanken an Ausftellung ge-
malt, und einen Frauenkopf in Paftell
(Abb. 13). Auch hier ift der Schleier,
der den unteren Abfchluß herftellt, noch
Zugeftändnis, entweder an eine Lehre
der Bildgeftaltung oder an die eigene Hilf-
lofigkeit in der Kompofition. Aber in
der ganzen Formgebung, die er diefem
abfonderlichen Modell hat zu teil werden
laffen, fpricht [ich die Staufferfche Per-
fönlichkeit fehr lebendig aus. Bei aller
menfchlich-finnlichen Freude an dem
üppigen Reiz des Modells, der fich in
der liebevollen, faft verliebten Ober-
flächencharakteriftik kundgibt, ift doch
in dem fehr belebten Ausdruck des fef-
felnden Kopfes der Porträtmaler und in
der energifchen Bildung der plaftifchen
Form der fpätere Bildhauer Stauffer
deutlich zu erkennen. Es mag kein
Bild für jedermann fein, aber wer die
Fähigkeit befliß, das künftlerifche herauszunehmen, muß feine helle Freude an der
Kraft der Geftaltung haben.
Öfterreich ift nur fpärlich vertreten. Zunächft durch Schwind mit feinem großen
hl. Michael (Abb. 14), einem der religiöfen Bilder, wie fie feit der Überfiedelung nach
München in feinem Werk häufiger find. Das etwas ftarre, in der Farbe trockene Stück
entftand 1848 mit noch zwei anderen für eine Kirche im bayerifchen Wald. Zierliches
Wiener Rokoko gibt dann ein kleines Wiener Straßenbildchen von Rudolf Alt,
prickelnd in der tupfenden Behandlung und in der fleckigen Verteilung der Farbe.
Endlich ift noch von einem dritten Öfterreicher zu reden, von Anton Romako, der in
der Ausdrucksübertreibung der Form wie ein Vorläufer Kokofchkas erfcheint. Seine
Technik und Auffaffung find freilich ganz die der fiebziger Jahre. Das Bild ift in
Genf gemalt und eine Landfchaft, die gleichzeitig auf einer Lepkefchen Verweigerung
erfchien, erinnerte an frühe Landfdiaften von Hodler. Ehe man nicht mehr von dem
Künftler weiß, läßt fich freilich nicht erkennen, ob man es wirklich mit einem Vorfahren
expreffioniftifcher Malerei zu tun hat.
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In Werners Atelier hat Stauffer-
Bern gefeffen. Von ihm zeigt Gurlitt
zwei Proben, das Bildnis Eva Dohms,
der Braut des Freundes Max Klein, fehr
aufs gefällig-malerifche hin angefehen,
teils fchöne Frau, teils fchönes Bild,
fichtlich mit dem Aufwand aller Künfte
und dem Gedanken an Ausftellung ge-
malt, und einen Frauenkopf in Paftell
(Abb. 13). Auch hier ift der Schleier,
der den unteren Abfchluß herftellt, noch
Zugeftändnis, entweder an eine Lehre
der Bildgeftaltung oder an die eigene Hilf-
lofigkeit in der Kompofition. Aber in
der ganzen Formgebung, die er diefem
abfonderlichen Modell hat zu teil werden
laffen, fpricht [ich die Staufferfche Per-
fönlichkeit fehr lebendig aus. Bei aller
menfchlich-finnlichen Freude an dem
üppigen Reiz des Modells, der fich in
der liebevollen, faft verliebten Ober-
flächencharakteriftik kundgibt, ift doch
in dem fehr belebten Ausdruck des fef-
felnden Kopfes der Porträtmaler und in
der energifchen Bildung der plaftifchen
Form der fpätere Bildhauer Stauffer
deutlich zu erkennen. Es mag kein
Bild für jedermann fein, aber wer die
Fähigkeit befliß, das künftlerifche herauszunehmen, muß feine helle Freude an der
Kraft der Geftaltung haben.
Öfterreich ift nur fpärlich vertreten. Zunächft durch Schwind mit feinem großen
hl. Michael (Abb. 14), einem der religiöfen Bilder, wie fie feit der Überfiedelung nach
München in feinem Werk häufiger find. Das etwas ftarre, in der Farbe trockene Stück
entftand 1848 mit noch zwei anderen für eine Kirche im bayerifchen Wald. Zierliches
Wiener Rokoko gibt dann ein kleines Wiener Straßenbildchen von Rudolf Alt,
prickelnd in der tupfenden Behandlung und in der fleckigen Verteilung der Farbe.
Endlich ift noch von einem dritten Öfterreicher zu reden, von Anton Romako, der in
der Ausdrucksübertreibung der Form wie ein Vorläufer Kokofchkas erfcheint. Seine
Technik und Auffaffung find freilich ganz die der fiebziger Jahre. Das Bild ift in
Genf gemalt und eine Landfchaft, die gleichzeitig auf einer Lepkefchen Verweigerung
erfchien, erinnerte an frühe Landfdiaften von Hodler. Ehe man nicht mehr von dem
Künftler weiß, läßt fich freilich nicht erkennen, ob man es wirklich mit einem Vorfahren
expreffioniftifcher Malerei zu tun hat.
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