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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

DOI issue:
Heft 5/6
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West, Robert: Bernhard Hoetger und die Stilwandlung des 20. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0130

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BERNHARD HOETGER UND DIE STILWANDLUNG DES 20. JAHRHUNDERTS

Äbb. 6. BERNHARD HOETGER, Krugträgerin

Wie fich die Finger der rechten Hand der Vertikale des Kruges folgend an diefem
aufrichten, während die Linke fich flach und in gerader Horizontale auf den Deckel
legt, wie der linke Arm als fteile fenkrechte Linie den Umriß der Geftalt an diefer
Stelle markiert, das ift künftlerifch von hödifter, geiftvollfter Vollendung.

Die auf einer mißverftandenen Auffaffung des Klaffifchen beruhende und den er-
müdeten Sinnen unferer Zeit entfprechende Farblofigkeit unferer modernen Skulptur
hat der Laienwelt eine gewiffe Scheu vor polychromer Plaftik eingeimpft, eine Scheu,
der in den lebten Jahren die Bildhauer immer wieder durch Verwendung verfchieden-
farbiger Marmorforten an derfelben Figur entgegenzuwirken gefucht haben. Bernhard
Hoetger hat feine freiftehenden Figuren wie feine Reliefs über und über bemalt. Nun
ift es eine kunftgefchichtliche Tatfache, welcher jeder für fich nachfpüren kann, daß
junge und lebenskräftige Architektur- und Bildhauerfchulen immer mit der Farbe be-
gonnen haben und daß das Schwinden der Farbe aus Architektur und Plaftik immer

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