Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0143
DOI issue:
Heft 5/6
DOI article:Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, [2]: Johann Michael Siegfried Lowe
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0143
JOHANN MICHAEL SIEGFRIED LOWE
itncect-u sur Cttccs^e. / acec
au. /nor^tm
Z„.
Schachfpieler darftellt und dazu ein andres als Gegenftück mit dem Schach Spielenden
Widerpart. Das Gegenftück könnte unfer Bild fein. In einem Einzelbild erfchiene die
Pofe des Spielers mit der erhobenen Hand recht gequält; fie wirkt aber beinahe geift-
reich, wenn man fich den Gegenfpieler auf einem zweiten Bild vorftellt, wie er eben
feinen Zug getan hat und nun ruhig überlegt. In diefer ruhig überlegenden Pofe
denke ich mir Lowes Selbftbildnis — falls 1804 wirklich zwei Schachfpieler entftanden
fein follten!
Der Künftler gab nach 1805 diefe neue Manier ganz auf. Vermutlich lieferte
die mit dem Pinfel behandelte Platte, wie Hagen meint, nicht die erforderliche An-
zahl Abdrücke.
Außer zahllofen Vignetten, Städteanfichten und Landfchaften, radierte und zeichnete
er auch viele Porträts. Zahlreiche Bildniffe verfertigte er aber auch in öl, Paftell,
Miniatur, in Silberftift- und Tufchmanier. Hagen erwähnt u. a. Arbeiten eine kleine
Bleistiftzeichnung mit Winkelmanns Porträt in Kameenart; bez. M. Sam. Löwe del,;
ein in Silberftift-Manier ausgeführtes Bildnis von Bregfig; einige kleine Porträts aus
dem Jahre 1819, die nur
die Konturen bei leichter
Schattenanlegung zeigen.
Von feinen Miniaturarbeiten
nennt Hagen die 1794 auf
der Berliner Kunftausftellung
ausgeftellt gewefene Mag-
dalena, die fich 1853 in
Königsberg befand. Lowe
malte auch zahlreiche Bild-
niffe in ganz kleinen For-
maten, die als Einlagen für
Medaillons, Brofchen, Ringe
und dergl. dienten. Sich
felbft malte der Künftler
wiederholt. „Er erfcheint“
— Schreibt Hagen — „in
fehr verfchiedener Geftalt,
einmal in einer zierlichen
Perücke, dann mit eignem
üppigen Haarwuchs und zu-
leßt mit einem Spärlichen
Reft desfelben, einmal zeigt
fein Ausdruck ein über-
müthig felbftgefälliges We-
fen, dann einen lebens-
müden Ern ft.“ Im 44. Le-
bensjahre porträtierte er
fich mit dem Hut auf dem
Kopf, deffen Krämpe einen
Schatten über das Auge
wirft, er trägt einen Mantel
Äbb. 4. JOH. MICHAEL SIEGFRIED LOWE, Der Schachfpieler.
(Ausgeführt in der vom Künftler erfundenen „mit dem Pinfel
radierten Manier“)
121
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au. /nor^tm
Z„.
Schachfpieler darftellt und dazu ein andres als Gegenftück mit dem Schach Spielenden
Widerpart. Das Gegenftück könnte unfer Bild fein. In einem Einzelbild erfchiene die
Pofe des Spielers mit der erhobenen Hand recht gequält; fie wirkt aber beinahe geift-
reich, wenn man fich den Gegenfpieler auf einem zweiten Bild vorftellt, wie er eben
feinen Zug getan hat und nun ruhig überlegt. In diefer ruhig überlegenden Pofe
denke ich mir Lowes Selbftbildnis — falls 1804 wirklich zwei Schachfpieler entftanden
fein follten!
Der Künftler gab nach 1805 diefe neue Manier ganz auf. Vermutlich lieferte
die mit dem Pinfel behandelte Platte, wie Hagen meint, nicht die erforderliche An-
zahl Abdrücke.
Außer zahllofen Vignetten, Städteanfichten und Landfchaften, radierte und zeichnete
er auch viele Porträts. Zahlreiche Bildniffe verfertigte er aber auch in öl, Paftell,
Miniatur, in Silberftift- und Tufchmanier. Hagen erwähnt u. a. Arbeiten eine kleine
Bleistiftzeichnung mit Winkelmanns Porträt in Kameenart; bez. M. Sam. Löwe del,;
ein in Silberftift-Manier ausgeführtes Bildnis von Bregfig; einige kleine Porträts aus
dem Jahre 1819, die nur
die Konturen bei leichter
Schattenanlegung zeigen.
Von feinen Miniaturarbeiten
nennt Hagen die 1794 auf
der Berliner Kunftausftellung
ausgeftellt gewefene Mag-
dalena, die fich 1853 in
Königsberg befand. Lowe
malte auch zahlreiche Bild-
niffe in ganz kleinen For-
maten, die als Einlagen für
Medaillons, Brofchen, Ringe
und dergl. dienten. Sich
felbft malte der Künftler
wiederholt. „Er erfcheint“
— Schreibt Hagen — „in
fehr verfchiedener Geftalt,
einmal in einer zierlichen
Perücke, dann mit eignem
üppigen Haarwuchs und zu-
leßt mit einem Spärlichen
Reft desfelben, einmal zeigt
fein Ausdruck ein über-
müthig felbftgefälliges We-
fen, dann einen lebens-
müden Ern ft.“ Im 44. Le-
bensjahre porträtierte er
fich mit dem Hut auf dem
Kopf, deffen Krämpe einen
Schatten über das Auge
wirft, er trägt einen Mantel
Äbb. 4. JOH. MICHAEL SIEGFRIED LOWE, Der Schachfpieler.
(Ausgeführt in der vom Künftler erfundenen „mit dem Pinfel
radierten Manier“)
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