Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0169
DOI issue:
Heft 7/8
DOI article:Bombe, Walter: Uffizien-Zeichnungen
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UFFIZIEN-ZEICHNUNGEN
Abb. 6. RAFFAEL, Der hl. Georg Ufflzien, Handzeichnungsfammlung
im Kampf mit dem Drachen
feltfamen Felfenbildungen und der Treppe im Hintergründe unmittelbar zurückzuführen.
Mit einigen Änderungen hat nach diefer Zeichnung ein dem Frate perfönlich nahe-
ftehender Meifter, wie Gamba annimmt, Giovanni Antonio Sogliani, wahrfcheinlich
jedoch Francesco Bacchiacca, das kürzlich mit der Crespi-Sammlung in Paris verkaufte
Bildchen gleichen Inhalts ausgeführt.
Der hierneben abgebildete Kohlekarton einer Geburt Chrifti im Befiße des Marchefe
Visconti-Venofta ift mit der gewohnten fymmetrifchen Strenge komponiert, aber fehr
fchön der Rundform des Rahmens angepaßt. In den mageren und hartgezeichneten
Formen des Kindes kommt noch das quattrocentiftifche Element zum Ausdruck, aber
der tiefe goldige Ton des ausgeführten Bildes und die ruhige Linie der Landfchaft
deuten auf die Zeit um 1505. Bald darauf, im Jahre 1508, geht Fra Bartolommeo
nach Venedig, wo die feierlich-ernften Geftalten Giovanni Bellinis und vor allem die
glühende Transparenz der Farbe in den Altarbildern diefes Meifters eine tiefe Wirkung
auf ihn ausgeübt haben. Künftlerifche Zeugniffe diefes Aufenthaltes in Venedig haben
wir nicht nur in den fich zeitlich daran anfchließenden Gemälden, fondern auch in der
mehr malerifchen Kohletechnik der gleichzeitigen Zeichnungen, von denen uns in den
Engeln der Heiligen Magdalena und Katharina in Verklärung (Lucca), in dem heiligen
Stefanus für den Dom zu Lucca, in der Verlobung der heiligen Katharina des Louvre
mit ihrer venezianifchen Helldunkelwirkung und in anderen Blättern charakteriftifche
147
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 7/8 12
Abb. 6. RAFFAEL, Der hl. Georg Ufflzien, Handzeichnungsfammlung
im Kampf mit dem Drachen
feltfamen Felfenbildungen und der Treppe im Hintergründe unmittelbar zurückzuführen.
Mit einigen Änderungen hat nach diefer Zeichnung ein dem Frate perfönlich nahe-
ftehender Meifter, wie Gamba annimmt, Giovanni Antonio Sogliani, wahrfcheinlich
jedoch Francesco Bacchiacca, das kürzlich mit der Crespi-Sammlung in Paris verkaufte
Bildchen gleichen Inhalts ausgeführt.
Der hierneben abgebildete Kohlekarton einer Geburt Chrifti im Befiße des Marchefe
Visconti-Venofta ift mit der gewohnten fymmetrifchen Strenge komponiert, aber fehr
fchön der Rundform des Rahmens angepaßt. In den mageren und hartgezeichneten
Formen des Kindes kommt noch das quattrocentiftifche Element zum Ausdruck, aber
der tiefe goldige Ton des ausgeführten Bildes und die ruhige Linie der Landfchaft
deuten auf die Zeit um 1505. Bald darauf, im Jahre 1508, geht Fra Bartolommeo
nach Venedig, wo die feierlich-ernften Geftalten Giovanni Bellinis und vor allem die
glühende Transparenz der Farbe in den Altarbildern diefes Meifters eine tiefe Wirkung
auf ihn ausgeübt haben. Künftlerifche Zeugniffe diefes Aufenthaltes in Venedig haben
wir nicht nur in den fich zeitlich daran anfchließenden Gemälden, fondern auch in der
mehr malerifchen Kohletechnik der gleichzeitigen Zeichnungen, von denen uns in den
Engeln der Heiligen Magdalena und Katharina in Verklärung (Lucca), in dem heiligen
Stefanus für den Dom zu Lucca, in der Verlobung der heiligen Katharina des Louvre
mit ihrer venezianifchen Helldunkelwirkung und in anderen Blättern charakteriftifche
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Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 7/8 12