Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0173
DOI Heft:
Heft 7/8
DOI Artikel:Bombe, Walter: Uffizien-Zeichnungen
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UFFIZIEN-ZEICHNUNGEN
Supermans und Gaspero Vanvitelli.
Die Landfchaftszeichnungen diefer
Meifter des 16. und 17. Jahrhunderts
hat Profeffor Poggi, der Direktor
der Florentiner Galerien, in einer
gefchickten Auswahl vorgeführt. Wir
bilden hier eine Landfchaftsjtudie
Claude Lorrains ab, aus der er-
[ichtlich ift, wie dieferKünftler danach
ftrebt, eine möglidift reiche Natur
zu geben und wie er die klaffifche
Via Appia durch eine Baumkuliffe
in ihrer Wirkung fteigert (f. Abb. 10).
Zur Erinnerung an die dreihun-
dertjährige Wiederkehr des Todes-
tages von Lodovico Cardi genannt
il Cigoli (+ 12. Juni 1613) hatten
die Uffizien eine Ausftellung der vor-
züglichften Handzeichnungen diefes
Meifters veranftaltet. Die Auswahl
feiner Blätter für die vorliegende
Publikation zu treffen, konnte nie-
mand berufener fein als der Ver-
anftalter jener Ausftellung, Prof.
Pasquale Nerino Ferri. — Cigoli hat
das nicht gering anzufchlagende Ver-
dienft, unbekümmert um den Zeit-
gefchmack feine eigenen Wege ge-
gangen zu fein und den Manieris-
mus der damals tonangebenden
Michelangelo-Nachahmer überwun-
den zu haben. Seine breite, oft
bravourmäßige Strichführung trium-
phiert in der von uns abgebildeten
Rötelzeichnung einer im Profil nach
rechts pßenden Frau, die wahrfcheinlich für die „Steinigung desStefanus“ in der Florentiner
Akademiebenu^t worden ift (Abb. 11). — SeinZeitgenoffe JacopoChimenti daEmpoli,
von dem etwa 200 Zeichnungen in den Uffizien vorhanden find (f. Abb. 12), betätigt
pch gern als Schilderer des Lebens feiner Zeit. Unter den fünf zu feiner Charakteriftik
ausgewählten Blättern gebührt ein hervorragender Plaß dem Soldaten im fpanifchen Zeit-
koftüm, einer Zeichnung, die an malerifcher Modellierung felbft den beßen Blättern Cigolis
nicht nachfteht. Derfelben Richtung der Florentiner Seicentomalerei gehört der große Kolorift
Criftofano Allori an, der mit vier frifch realiftifchen, von treulicher Beobachtung der Natur
zeugenden Blättern, darunter Studien zu feiner „Judith mit der Magd“, vertreten ift. Von
der Zeichenkunft Francesco Furinis, mit welchem Künftler diefes der Florentiner Barock-
malerei gewidmete Heft abfchließt, fei hier der in einem delikaten Linienftil mit ariftokra-
tifcher Feinheit aufgefaßte Proplkopf eines jungen Mädchens hervorgehoben (f. Abb. 13).
z*\
Abb. 11. LODOVICO CARDI, gen. IL CIGOLI, Rötel-
zeidinung einer fixenden Frau, wahrfcheinlich für die
Steinigung des Stefanus in der Florentiner Akademie
benutjt Ufpzien, Handzeichnungsfammlung
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Supermans und Gaspero Vanvitelli.
Die Landfchaftszeichnungen diefer
Meifter des 16. und 17. Jahrhunderts
hat Profeffor Poggi, der Direktor
der Florentiner Galerien, in einer
gefchickten Auswahl vorgeführt. Wir
bilden hier eine Landfchaftsjtudie
Claude Lorrains ab, aus der er-
[ichtlich ift, wie dieferKünftler danach
ftrebt, eine möglidift reiche Natur
zu geben und wie er die klaffifche
Via Appia durch eine Baumkuliffe
in ihrer Wirkung fteigert (f. Abb. 10).
Zur Erinnerung an die dreihun-
dertjährige Wiederkehr des Todes-
tages von Lodovico Cardi genannt
il Cigoli (+ 12. Juni 1613) hatten
die Uffizien eine Ausftellung der vor-
züglichften Handzeichnungen diefes
Meifters veranftaltet. Die Auswahl
feiner Blätter für die vorliegende
Publikation zu treffen, konnte nie-
mand berufener fein als der Ver-
anftalter jener Ausftellung, Prof.
Pasquale Nerino Ferri. — Cigoli hat
das nicht gering anzufchlagende Ver-
dienft, unbekümmert um den Zeit-
gefchmack feine eigenen Wege ge-
gangen zu fein und den Manieris-
mus der damals tonangebenden
Michelangelo-Nachahmer überwun-
den zu haben. Seine breite, oft
bravourmäßige Strichführung trium-
phiert in der von uns abgebildeten
Rötelzeichnung einer im Profil nach
rechts pßenden Frau, die wahrfcheinlich für die „Steinigung desStefanus“ in der Florentiner
Akademiebenu^t worden ift (Abb. 11). — SeinZeitgenoffe JacopoChimenti daEmpoli,
von dem etwa 200 Zeichnungen in den Uffizien vorhanden find (f. Abb. 12), betätigt
pch gern als Schilderer des Lebens feiner Zeit. Unter den fünf zu feiner Charakteriftik
ausgewählten Blättern gebührt ein hervorragender Plaß dem Soldaten im fpanifchen Zeit-
koftüm, einer Zeichnung, die an malerifcher Modellierung felbft den beßen Blättern Cigolis
nicht nachfteht. Derfelben Richtung der Florentiner Seicentomalerei gehört der große Kolorift
Criftofano Allori an, der mit vier frifch realiftifchen, von treulicher Beobachtung der Natur
zeugenden Blättern, darunter Studien zu feiner „Judith mit der Magd“, vertreten ift. Von
der Zeichenkunft Francesco Furinis, mit welchem Künftler diefes der Florentiner Barock-
malerei gewidmete Heft abfchließt, fei hier der in einem delikaten Linienftil mit ariftokra-
tifcher Feinheit aufgefaßte Proplkopf eines jungen Mädchens hervorgehoben (f. Abb. 13).
z*\
Abb. 11. LODOVICO CARDI, gen. IL CIGOLI, Rötel-
zeidinung einer fixenden Frau, wahrfcheinlich für die
Steinigung des Stefanus in der Florentiner Akademie
benutjt Ufpzien, Handzeichnungsfammlung
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