Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0177
DOI issue:
Heft 7/8
DOI article:Bombe, Walter: Uffizien-Zeichnungen
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UFFIZIEN-ZEICHNUNGEN
Äbb. 15. STEFANO DELLÄ BELLA, Dürftende Roffe Uffizien, Handzeidinungsfammlung
am Brunnen des „Campo Vaccino“ in Rom
Lebens, wie fein großer und unnachahmlicher Vorgänger. Einen breiten Raum in den
hier ausgewählten Arbeiten Deila Bellas nehmen die Bilder aus der römifchen Campagna
ein, Szenen aus dem Leben der „Butteri“, der rauhen Geftalten berittener Hirten, die
ihre halbverwilderten langhörnigen Rinder zur Tränke führen, die fchwermütige und
menfchenfeindliche Einfamkeit diefes „Friedhofes einer Welt“, die weitgezogenen,
mächtigen Linien der Älbanerberge im tiefen Schweigen der Mittagsruhe, dann wieder
Bilder aus Rom, imprefponiftifch aufgenommen, wie die dürfenden Roffe am Brunnen
des „Campo Vaccino“ (f. Abb. 15), Veduten des Koloffeums, des Konftantin- und Titus-
bogens, der Meta Sudans und des Tempels der Venus und Roma, Soldaten der päpft-
lichen Schweizergarde, alles Erinnerungen an eine kurze Reife in die Stadt der Päpfte,
die er Ende 1636 mit Livius Mehus unternommen hatte. Sein Standquartier aber war
Florenz. Hier hat er Zeitereigniffe gefchildert, das Leben am Hofe, dem er als Zeichen-
lehrer des Erbprinzen naheftand, in feinem malerifchen Linienftil wiedergegeben, als
der bevorzugte Arrangeur glanzvoller Fefte und als Erfinder kapriziöfer Maskenkoftüme.
In dem reichen Gefamtbilde der Zeichenkunft früherer Jahrhunderte, das uns hier
geboten wird, fehlen, wenn auch die Herausgeber fich rühmen dürfen, mit größter Ob-
jektivität bei der Auswahl vorgegangen zu fein, die Arbeiten der Künftler, die am Anfänge
und am Schluffe der Entwicklung ftehen. Doch das kann und wird ficherlich nachgeholt
werden. Eins aber ift ficher: Wenn in zwei Jahren die fünf Serien der Uffizien-Zeichnungen
abgefchloffen vorliegen, dann wird keines unferer großen Handzeichnungswerke fich an
Umfang und Vielfeitigkeit mit diefem meffen können. Möge daher das koloffale Werk
in den Kreifen der Künftler und Kunftfreunde als willkommene Gabe hingenommen werden.
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Äbb. 15. STEFANO DELLÄ BELLA, Dürftende Roffe Uffizien, Handzeidinungsfammlung
am Brunnen des „Campo Vaccino“ in Rom
Lebens, wie fein großer und unnachahmlicher Vorgänger. Einen breiten Raum in den
hier ausgewählten Arbeiten Deila Bellas nehmen die Bilder aus der römifchen Campagna
ein, Szenen aus dem Leben der „Butteri“, der rauhen Geftalten berittener Hirten, die
ihre halbverwilderten langhörnigen Rinder zur Tränke führen, die fchwermütige und
menfchenfeindliche Einfamkeit diefes „Friedhofes einer Welt“, die weitgezogenen,
mächtigen Linien der Älbanerberge im tiefen Schweigen der Mittagsruhe, dann wieder
Bilder aus Rom, imprefponiftifch aufgenommen, wie die dürfenden Roffe am Brunnen
des „Campo Vaccino“ (f. Abb. 15), Veduten des Koloffeums, des Konftantin- und Titus-
bogens, der Meta Sudans und des Tempels der Venus und Roma, Soldaten der päpft-
lichen Schweizergarde, alles Erinnerungen an eine kurze Reife in die Stadt der Päpfte,
die er Ende 1636 mit Livius Mehus unternommen hatte. Sein Standquartier aber war
Florenz. Hier hat er Zeitereigniffe gefchildert, das Leben am Hofe, dem er als Zeichen-
lehrer des Erbprinzen naheftand, in feinem malerifchen Linienftil wiedergegeben, als
der bevorzugte Arrangeur glanzvoller Fefte und als Erfinder kapriziöfer Maskenkoftüme.
In dem reichen Gefamtbilde der Zeichenkunft früherer Jahrhunderte, das uns hier
geboten wird, fehlen, wenn auch die Herausgeber fich rühmen dürfen, mit größter Ob-
jektivität bei der Auswahl vorgegangen zu fein, die Arbeiten der Künftler, die am Anfänge
und am Schluffe der Entwicklung ftehen. Doch das kann und wird ficherlich nachgeholt
werden. Eins aber ift ficher: Wenn in zwei Jahren die fünf Serien der Uffizien-Zeichnungen
abgefchloffen vorliegen, dann wird keines unferer großen Handzeichnungswerke fich an
Umfang und Vielfeitigkeit mit diefem meffen können. Möge daher das koloffale Werk
in den Kreifen der Künftler und Kunftfreunde als willkommene Gabe hingenommen werden.
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