Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0224
DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:Plietzsch, Eduard: Ausstellung von Werken alter Kunst aus Berliner Privatbesitz
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0224
AUSSTELLUNG VON WERKEN ÄLTER KUNST ÄUS BERLINER PRIVATBESITZ
Äbb. 2. JflCOBUS OCHTERVELT, Der Brief
Die Holländer und Vlamen des 17. Jahrhunderts find in noch ftärkerem
Maße, als es bereits bei den berühmten Berliner Privatgalerien der Fall ift, in den
kleinen Sammlungen vertreten, die zum größten Teil reine Niederländer-Galerien find.
Rembrandt und Frans Hals kommen auch in diefer Äusftellung vorzüglich zur
Geltung. Aus Rembrandts frühefter Zeit (1628) ift die kleine auf Kupfer gemalte und
miniaturhaft ausgeführte Nachtfzene da, die Petrus unter den Knechten des Hohe-
priefters zeigt (v. d. Heydt). Dem Anfang der dreißiger Jahre entftammt der Studien-
kopf eines Greifes im Purpurmantel mit goldener Kette, der pch früher in der Münchner
Sammlung Schubart befand (L. Koppel). Den fachlichen Porträtftil der erfolgreichften
Ämfterdamer Jahre repräfentiert das 1635 datierte ovale Bildnis einer Dame, das bis
zum Jahre 1882 dem Städelfchen Inftitut in Frankfurt a. M. gehörte, dann ausgefchieden
und in Paris verfteigert wurde (v. d. Heydt). Werke aus Rembrandts mittlerer Schaffens-
periode fehlen; feinen groß gearteten Ältersftil repräfentieren aber zwei Porträts der
fpäten Zeit aufs würdigfte: das 1655 entftandene Selbftbildnis mit Barett und gol-
dener Kette, von dem fich eine veränderte alte Kopie in der Münchner Pinakothek
befindet, und das breit hingemalte, wunderbar befeelte Bildnis der Hendrickje aus
der Zeit um 1658 (beide R. v. Mendelsfohn). Auch Frans Hals ift mit einer feiner
freieften und fchönften Schöpfungen vertreten. Es ift dies das kleine fpäte Bildnis
eines Herrn in fchwarzer Tracht mit weißem Kragen aus der Sammlung Gumprecht,
das troß der farblofen Haltung nicht dunkel und eintönig wirkt, deffen tiefe Töne
vielmehr im Lichte hell funkeln und glißern.
202
Äbb. 2. JflCOBUS OCHTERVELT, Der Brief
Die Holländer und Vlamen des 17. Jahrhunderts find in noch ftärkerem
Maße, als es bereits bei den berühmten Berliner Privatgalerien der Fall ift, in den
kleinen Sammlungen vertreten, die zum größten Teil reine Niederländer-Galerien find.
Rembrandt und Frans Hals kommen auch in diefer Äusftellung vorzüglich zur
Geltung. Aus Rembrandts frühefter Zeit (1628) ift die kleine auf Kupfer gemalte und
miniaturhaft ausgeführte Nachtfzene da, die Petrus unter den Knechten des Hohe-
priefters zeigt (v. d. Heydt). Dem Anfang der dreißiger Jahre entftammt der Studien-
kopf eines Greifes im Purpurmantel mit goldener Kette, der pch früher in der Münchner
Sammlung Schubart befand (L. Koppel). Den fachlichen Porträtftil der erfolgreichften
Ämfterdamer Jahre repräfentiert das 1635 datierte ovale Bildnis einer Dame, das bis
zum Jahre 1882 dem Städelfchen Inftitut in Frankfurt a. M. gehörte, dann ausgefchieden
und in Paris verfteigert wurde (v. d. Heydt). Werke aus Rembrandts mittlerer Schaffens-
periode fehlen; feinen groß gearteten Ältersftil repräfentieren aber zwei Porträts der
fpäten Zeit aufs würdigfte: das 1655 entftandene Selbftbildnis mit Barett und gol-
dener Kette, von dem fich eine veränderte alte Kopie in der Münchner Pinakothek
befindet, und das breit hingemalte, wunderbar befeelte Bildnis der Hendrickje aus
der Zeit um 1658 (beide R. v. Mendelsfohn). Auch Frans Hals ift mit einer feiner
freieften und fchönften Schöpfungen vertreten. Es ift dies das kleine fpäte Bildnis
eines Herrn in fchwarzer Tracht mit weißem Kragen aus der Sammlung Gumprecht,
das troß der farblofen Haltung nicht dunkel und eintönig wirkt, deffen tiefe Töne
vielmehr im Lichte hell funkeln und glißern.
202