Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0225
DOI issue:
Heft 11/12
DOI article:Plietzsch, Eduard: Ausstellung von Werken alter Kunst aus Berliner Privatbesitz
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0225
AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTER KUNST AUS BERLINER PRIVATBESITZ
Äbb. 3. J. VREL, Frau am Fenfter
Unter den Genremalern behauptet Pieter de Hooch mit dem Interieur der
Sammlung Dr. Weisbach den erften Plaß. Das Bild, das eine fixende Frau vor einem
Stück Goldledertapete mit ihrem Kinde zeigt, [teilt der Apfelfchälerin der Londoner
Wallace-Galerie und dem Interieur der Sammlung Speck v. Sternburg in Lüßfchena
nahe und gehört wie diefe Werke gleichfalls dem Ende der beften Delfter Zeit an.
Jan Steen ift mit drei kleinen guten Gemälden vertreten, von denen befonders die
genremäßig aufgefaßte Darftellung „Das Gaftmahl des Ahasver“ durch die vorzüglich
gemalten Rembrandtartigen Phantafiekoftüme intereffiert. Gerard ter Borchs vor-
nehmes Bildnis der zierlichen und feinen Swantje Nilant, die in ganzer Figur vor
dunklem Grunde fteht und deren blaffe Gefichtsfarbe zart aufleuchtet, wurde auf der
Ausftellung wieder mit dem dazu gehörenden Gegenftück, dem Bildnis Albert Nilants
aus der Sammlung Berthold Richter, vereinigt, von dem es feit der im Jahre 1895 zu
Amfterdam veranftalteten Verweigerung Houck aus Deventer getrennt ift (Dr. James Simon).
Des Meifters Bildnis eines jungen Mannes in ganzer Figur aus der Sammlung
Gumprecht reiht fich diefen beiden Werken würdig an. Als ter Borch ging früher
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Äbb. 3. J. VREL, Frau am Fenfter
Unter den Genremalern behauptet Pieter de Hooch mit dem Interieur der
Sammlung Dr. Weisbach den erften Plaß. Das Bild, das eine fixende Frau vor einem
Stück Goldledertapete mit ihrem Kinde zeigt, [teilt der Apfelfchälerin der Londoner
Wallace-Galerie und dem Interieur der Sammlung Speck v. Sternburg in Lüßfchena
nahe und gehört wie diefe Werke gleichfalls dem Ende der beften Delfter Zeit an.
Jan Steen ift mit drei kleinen guten Gemälden vertreten, von denen befonders die
genremäßig aufgefaßte Darftellung „Das Gaftmahl des Ahasver“ durch die vorzüglich
gemalten Rembrandtartigen Phantafiekoftüme intereffiert. Gerard ter Borchs vor-
nehmes Bildnis der zierlichen und feinen Swantje Nilant, die in ganzer Figur vor
dunklem Grunde fteht und deren blaffe Gefichtsfarbe zart aufleuchtet, wurde auf der
Ausftellung wieder mit dem dazu gehörenden Gegenftück, dem Bildnis Albert Nilants
aus der Sammlung Berthold Richter, vereinigt, von dem es feit der im Jahre 1895 zu
Amfterdam veranftalteten Verweigerung Houck aus Deventer getrennt ift (Dr. James Simon).
Des Meifters Bildnis eines jungen Mannes in ganzer Figur aus der Sammlung
Gumprecht reiht fich diefen beiden Werken würdig an. Als ter Borch ging früher
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