Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0226
DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:Plietzsch, Eduard: Ausstellung von Werken alter Kunst aus Berliner Privatbesitz
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0226
AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTER KUNST AUS BERLINER PRIVATBESITZ
flbb. 4. PAULUS MOREELSE, Bildnis eines jungen Mädchens
auch die amüfante Porträtdarftellung eines Knaben in fchwarzer Tracht, deffen dunkler
Umriß [ich effektvoll vom hellen Himmel abhebt. Eine voll fignierte und 1666 datierte
Porträtgruppe einer Familie im Freien von Caspar Netfcher in der Städtifchen Samm-
lung zu Heidelberg ift ftiliftifch diefem reizenden Bildchen fo eng verwandt, daß kein
Zweifel an der Autorfchaft Netfchers aufkommen kann, in deffen Schaffen diefe beiden
hellen und ungekünftelten frühen Freilichtporträls merkwürdige Ausnahmen bilden
(Dr. Simon). Im Zufammenhange mit ter Borch muß auch das große Interieurbild „Der
Brief“ von Jacobus Ochtervelt genannt werden, das eins der Hauptwerke des
Rotterdamer Meifters ift. Ochtervelt geht hier fo fehr in feinem Vorbilde ter Borch
auf, daß die für feine Eigenart bezeichnenden Merkmale — lachsfarbige Gewand-
partien und blaue tiefe Schatten — ebenfowenig vorhanden find wie feine Mängel der
Zeichnung und der Charakterifierung des Gefichtsausdrucks. Wäre das Bild nur um
einen Grad kräftiger und tiefer im Ton, nur um eine Nuance feiner im Ausdruck und
im Kolorit, fo könnte man es getroft den Werken ter Borchs gleichftellen (Dr. P.v. Schwa-
bach). Origineller wirkt eine überrafchend modern anmutende Interieurfzene von
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flbb. 4. PAULUS MOREELSE, Bildnis eines jungen Mädchens
auch die amüfante Porträtdarftellung eines Knaben in fchwarzer Tracht, deffen dunkler
Umriß [ich effektvoll vom hellen Himmel abhebt. Eine voll fignierte und 1666 datierte
Porträtgruppe einer Familie im Freien von Caspar Netfcher in der Städtifchen Samm-
lung zu Heidelberg ift ftiliftifch diefem reizenden Bildchen fo eng verwandt, daß kein
Zweifel an der Autorfchaft Netfchers aufkommen kann, in deffen Schaffen diefe beiden
hellen und ungekünftelten frühen Freilichtporträls merkwürdige Ausnahmen bilden
(Dr. Simon). Im Zufammenhange mit ter Borch muß auch das große Interieurbild „Der
Brief“ von Jacobus Ochtervelt genannt werden, das eins der Hauptwerke des
Rotterdamer Meifters ift. Ochtervelt geht hier fo fehr in feinem Vorbilde ter Borch
auf, daß die für feine Eigenart bezeichnenden Merkmale — lachsfarbige Gewand-
partien und blaue tiefe Schatten — ebenfowenig vorhanden find wie feine Mängel der
Zeichnung und der Charakterifierung des Gefichtsausdrucks. Wäre das Bild nur um
einen Grad kräftiger und tiefer im Ton, nur um eine Nuance feiner im Ausdruck und
im Kolorit, fo könnte man es getroft den Werken ter Borchs gleichftellen (Dr. P.v. Schwa-
bach). Origineller wirkt eine überrafchend modern anmutende Interieurfzene von
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