Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0227
DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:Plietzsch, Eduard: Ausstellung von Werken alter Kunst aus Berliner Privatbesitz
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0227
AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTER KUNST AUS BERLINER PRIVATBESITZ
Abb. 5. LUDOLF DE JONGHE (?), Gruppenbild
J. Vrel, die eine vom Rücken gefehene fixende Frau bei der Unterhaltung mit einem
hinter Fenfterfcheiben [teilenden Kinde zeigt (Dr. Binder). Durch die Art, wie das
Mattgrün der Vorhänge und das helle Taubengrau der Wand zu dem Schwarz der
Tracht und des dunklen Raumes hinter dem Fenfter abgeftimmt ift, und wie die Licht-
reflexe an den Scheiben leicht hingefeßt find, übt das Bild eine ungemein anziehende
Wirkung aus. Dabei ift es verhältnismäßig hart und [teif behandelt und reicht nicht
an die Qualität von Vrels fchönen Interieurs in Brüffel und in Antwerpen heran. Es
fteht in [einer etwas unficheren zeichnerifchen Durchführung dem [ignierten Vrel, „Frau
am Kamin", in der Petersburger Eremitage [ehr nahe. Auf beiden Gemälden befindet
[ich auch die vom Rücken gefehene Frau in annähernd gleicher Tracht und Haltung.
Die Bauermaler Adriaen van Oßade, Pieter de Bloot und H. M. Sorgh find mit
guten und typifchen Bildern vertreten. Von Jan Mienfe Molenaer bleibt ein noch
ziemlich hell und blond gehaltenes, breit und flüffig gemaltes Rundbild aus der frühen
Zeit, das eine Frau beim Kämmen ihres Kindes darftellt, als ausgezeichnete malerifche
Leiftung im Gedächtnis haften (Wollenberg). Aus dem Rahmen der üblichen Motive
der Soldaten- und Gefellfchaftsmaler fällt Pieter Coddes Stallinterieur heraus, ein
recht gutes Werk im Hochformat, das farbig und in der Auffaffung entfernt an die
Ställe ter Borchs in den Sammlungen Krupp v. Bohlen (Effen) und Graf Wachtmeifter
(Vänäs) denken läßt.
Nächft den erwähnten Bildniffen von Rembrandt und Frans Hals ift das Bruftbild
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Abb. 5. LUDOLF DE JONGHE (?), Gruppenbild
J. Vrel, die eine vom Rücken gefehene fixende Frau bei der Unterhaltung mit einem
hinter Fenfterfcheiben [teilenden Kinde zeigt (Dr. Binder). Durch die Art, wie das
Mattgrün der Vorhänge und das helle Taubengrau der Wand zu dem Schwarz der
Tracht und des dunklen Raumes hinter dem Fenfter abgeftimmt ift, und wie die Licht-
reflexe an den Scheiben leicht hingefeßt find, übt das Bild eine ungemein anziehende
Wirkung aus. Dabei ift es verhältnismäßig hart und [teif behandelt und reicht nicht
an die Qualität von Vrels fchönen Interieurs in Brüffel und in Antwerpen heran. Es
fteht in [einer etwas unficheren zeichnerifchen Durchführung dem [ignierten Vrel, „Frau
am Kamin", in der Petersburger Eremitage [ehr nahe. Auf beiden Gemälden befindet
[ich auch die vom Rücken gefehene Frau in annähernd gleicher Tracht und Haltung.
Die Bauermaler Adriaen van Oßade, Pieter de Bloot und H. M. Sorgh find mit
guten und typifchen Bildern vertreten. Von Jan Mienfe Molenaer bleibt ein noch
ziemlich hell und blond gehaltenes, breit und flüffig gemaltes Rundbild aus der frühen
Zeit, das eine Frau beim Kämmen ihres Kindes darftellt, als ausgezeichnete malerifche
Leiftung im Gedächtnis haften (Wollenberg). Aus dem Rahmen der üblichen Motive
der Soldaten- und Gefellfchaftsmaler fällt Pieter Coddes Stallinterieur heraus, ein
recht gutes Werk im Hochformat, das farbig und in der Auffaffung entfernt an die
Ställe ter Borchs in den Sammlungen Krupp v. Bohlen (Effen) und Graf Wachtmeifter
(Vänäs) denken läßt.
Nächft den erwähnten Bildniffen von Rembrandt und Frans Hals ift das Bruftbild
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