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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

DOI Heft:
Heft 11/12
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Plietzsch, Eduard: Ausstellung von Werken alter Kunst aus Berliner Privatbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0234

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AUSSTELLUNG VON WERKEN ALTER KUNST AUS BERLINER PRIVATBESITZ

Jagd“ (B. Richter), der fich von den gleichen Dar-
ftellungen größeren Formates durch die Leuchtkraft
des Kolorits und die Intenfität der Malerei angenehm
unterfcheidet, und eine helle und farbige Landfchaft
mit Reitern aus feiner reifften Zeit (Dr. P. v. Schwa-
bach). Von zwei in der Qualität gleich guten Land-
fchaften Aert v. d. Neers intereffiert die Flachland-
fchaft bei Sonnenuntergang der Sammlung Berthold
Richter durch den malerifch und ftimmungsvoll ver-
werteten Effekt des rofigen Scheines, der in der
Spiegelung eines Kanals und an den rot verglühen-
den rauchigen Wolken wiederkehrt. Eins der Haupt-
werke der Ausftellung, die Anficht von Leiden von
Jan v. d. Heyden gehört gleichfalls der Sammlung
Richter. Das verhältnismäßig umfangreiche Bild, das
bei aller eingehenden und forgfältigen Durchführung
eine große ruhige Wirkung ausübt, ift eine der
wenigen holländifchen Landfchaften des 17. Jahr-
hunderts, die im Stil Vermeers „Stadtanficht von
Delft“ im Haag naheftehen und den Vergleich mit
diefem Meifterwerke ganz gut aushalten.

Die Bilder der Vlamen nehmen nur einen kleinen
Raum ein. Die ftärkfte Qualität befifet hier die große
ölftudie zu einer Siegesgöttin, die Rubens als Vor-
arbeit zu dem Reiterbildnis Philipps II. von Spanien
im Pradomufeum fchuf. Auf dem ausgeführten Bild-
nis, das um 1628 in Madrid entftand, fchwebt diefe
Idealgeftalt in der gleichen Ausführung und Haltung
über dem Pferde und krönt das Haupt des Königs
mit einem Kranze (R. v. Mendelsfohn). Van Dyck
ift mit einer flott und beftimmt ausgeführten Grifaille,
dem Bildnis des Grafen von Feria vertreten, die
P. Pontius als Vorlage zu einem Stiche diente (Stumpf).
Jordaens kommt mit der hier abgebildeten, breit
und faftig gemalten lebensgroßen Genrefzene der
Sammlung E. Goldfchmidt höchft charakteriftifch und
gut zur Geltung. Seitdem man fich in den lebten
Jahren eingehender mit Jan Siberechts befchäftigt, tauchen allenthalben Bilder von
ihm auf. Die Ausftellung enthält gleich zwei feiner Werke, die beide zu feinen befferen
Schöpfungen gehören. Sie (teilen in der üblichen Art Vieh an einem Wafferlauf dar,
der von dunkelgrünen Bäumen befchattet wird. Beide Gemälde entftanden noch vor des
Künftlers Überfiedelung nach England in Antwerpen. Auf dem einen Gemälde bezeugt
dies die Signatur „Anvers 1670“, auf dem anderen die Silhouette der Antwerpener
Kathedrale, die hinter einer Waldlichtung in der blauen Ferne fichtbar wird. Eine
kleine geiftreiche Studie von Brouwer fowie Gemälde von Teniers runden den Ge-
famteindruck des vlämifchen Raumes gut ab.

Der Saal, der die frühen Niederländer und die deutfchen Gemälde birgt,

Abb. 15

MEISTER DES HAUSBUCHES,
Altarflügel

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