DEUTSCHE MINIATURMALER ZUR ZEIT DER FREIHEITSKRIEGE
Farben haben den Vortheil, niemals zu bleichen.
Ich bitte um geneigten Zufprudi.
Carl Riebe, in der Königftraße Nr. 4.“
Die Farben der Miniatur-Porträts Riebes er-
fcheinen heute genau fo verblaßt wie die auf den
Arbeiten feiner zeitgenöffifchen Kollegen. Riebe
verwendete einen transparenten Lack, der die Bilder
damals vielleicht etwas lebhafter erfcheinen ließ, der
aber die Farben vor dem Ausbleichen nicht fchütjen
konnte. Und wer brachte Carl Riebe auf diefe
Idee? Charles Guillaume Alexandre Bourgeois, ein
Parifer Miniaturmaler, Kupferftecher und Chemiker.
Riebe hatte nämlich einige Jahre früher eine Notiz
in der „Zeitung für die elegante Welt“ gelefen, die
ihn infpiriert hatte. Dort ftand am 6. Februar 1807,
Seite 176 (in einer Parifer Korrefpondenz): „Einer
unferer gefchickten Miniaturmaler hat nach langen
Verfuchen ein Mittel entdeckt, den Miniaturgemälden
diejenige Solidität zu geben, welche man bisher an
ihnen vermißt hat. Sein Verfahren fchadet nicht
nur den Farben nicht im mindeften, fondern fie
erhalten dadurch noch mehr Glanz und Durchfichtigkeit. Hr. Bourgeois, welcher zu
Paris in der Rue des Moulins Nr. 14 wohnt, bedient fich feiner Erfindung nicht nur
bei feinen eigenen Arbeiten, fondern er übernimmt es auch, den Arbeiten anderer
Miniaturmaler dadurch diejenige Solidität zu geben, welche bisher diefe Art von
Malerei noch nicht gehabt hat.“
Dort aber, wo ein Maler nur malen konnte, und nichts als das, mußte die Frau
mitverdienen helfen. Die Arbeit des Mannes allein brachte nicht genug. „Der Mahler
Eyrich junior* 1 empfiehlt fich den hohen Herrfchaften und einem geehrten Publikum
und wohnt jeßt an der Jerufalems- und Kraufenftraßen-Ecke Nr. 34; wo auch bei
feiner Frau nach wie vor Blumen nach dem neueften Gefchmack und den billigften
Preifen verfertigt werden.“
Oder ein anderer Fall: „Anzeige2 3 für Herrfchaften. Um den lügenhaften Ver-
breitungen böfer Menfchen zu begegnen, zeige ich hiermit an, daß ich das Gefchäft
meiner verftorbenen Frau
Klein, geb. Krüger, auch Schaale genannt
ungeftört fortfefje; nur bitte ich die Veränderung meiner Wohnung zu bemerken.
Der Maler Klein, jeßt wohnhaft in der Markgrafenftraße Nr. 27, 2 Treppen hoch.“
Diefer Porträtmaler Klein2 vertrieb — Kosmetika!
lieh dem in der „Kgl. priv. Berlinifchen Zeitung von Staats- u. gelehrten Sachen“ vom 28. Äuguft
1790: „Ein Tapeziers-Kopf, en Miniatur gemalt, ift zu verkaufen. Wo? fagt das Intelligenz-
Komtoir.“
1 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 21. Juli 1812.
3 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 6. Äuguft 1811.
3 „Der Beobachter an der Spree“ vom 7. Mai 1832 meldet in der Totenlifte vom 19. bis
26. Mai unter den in der Charite Verftorbenen: „Portraitmaler Herr G. Klein, 59 Jahre, Lungen-
fucht“. (1811 war er 38 Jahre alt gewefen).
Äbb. 2. HEINRICH ÄBEL SEYFFERT,
Königin Luife von Preußen
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 11/12 18
217
Farben haben den Vortheil, niemals zu bleichen.
Ich bitte um geneigten Zufprudi.
Carl Riebe, in der Königftraße Nr. 4.“
Die Farben der Miniatur-Porträts Riebes er-
fcheinen heute genau fo verblaßt wie die auf den
Arbeiten feiner zeitgenöffifchen Kollegen. Riebe
verwendete einen transparenten Lack, der die Bilder
damals vielleicht etwas lebhafter erfcheinen ließ, der
aber die Farben vor dem Ausbleichen nicht fchütjen
konnte. Und wer brachte Carl Riebe auf diefe
Idee? Charles Guillaume Alexandre Bourgeois, ein
Parifer Miniaturmaler, Kupferftecher und Chemiker.
Riebe hatte nämlich einige Jahre früher eine Notiz
in der „Zeitung für die elegante Welt“ gelefen, die
ihn infpiriert hatte. Dort ftand am 6. Februar 1807,
Seite 176 (in einer Parifer Korrefpondenz): „Einer
unferer gefchickten Miniaturmaler hat nach langen
Verfuchen ein Mittel entdeckt, den Miniaturgemälden
diejenige Solidität zu geben, welche man bisher an
ihnen vermißt hat. Sein Verfahren fchadet nicht
nur den Farben nicht im mindeften, fondern fie
erhalten dadurch noch mehr Glanz und Durchfichtigkeit. Hr. Bourgeois, welcher zu
Paris in der Rue des Moulins Nr. 14 wohnt, bedient fich feiner Erfindung nicht nur
bei feinen eigenen Arbeiten, fondern er übernimmt es auch, den Arbeiten anderer
Miniaturmaler dadurch diejenige Solidität zu geben, welche bisher diefe Art von
Malerei noch nicht gehabt hat.“
Dort aber, wo ein Maler nur malen konnte, und nichts als das, mußte die Frau
mitverdienen helfen. Die Arbeit des Mannes allein brachte nicht genug. „Der Mahler
Eyrich junior* 1 empfiehlt fich den hohen Herrfchaften und einem geehrten Publikum
und wohnt jeßt an der Jerufalems- und Kraufenftraßen-Ecke Nr. 34; wo auch bei
feiner Frau nach wie vor Blumen nach dem neueften Gefchmack und den billigften
Preifen verfertigt werden.“
Oder ein anderer Fall: „Anzeige2 3 für Herrfchaften. Um den lügenhaften Ver-
breitungen böfer Menfchen zu begegnen, zeige ich hiermit an, daß ich das Gefchäft
meiner verftorbenen Frau
Klein, geb. Krüger, auch Schaale genannt
ungeftört fortfefje; nur bitte ich die Veränderung meiner Wohnung zu bemerken.
Der Maler Klein, jeßt wohnhaft in der Markgrafenftraße Nr. 27, 2 Treppen hoch.“
Diefer Porträtmaler Klein2 vertrieb — Kosmetika!
lieh dem in der „Kgl. priv. Berlinifchen Zeitung von Staats- u. gelehrten Sachen“ vom 28. Äuguft
1790: „Ein Tapeziers-Kopf, en Miniatur gemalt, ift zu verkaufen. Wo? fagt das Intelligenz-
Komtoir.“
1 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 21. Juli 1812.
3 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 6. Äuguft 1811.
3 „Der Beobachter an der Spree“ vom 7. Mai 1832 meldet in der Totenlifte vom 19. bis
26. Mai unter den in der Charite Verftorbenen: „Portraitmaler Herr G. Klein, 59 Jahre, Lungen-
fucht“. (1811 war er 38 Jahre alt gewefen).
Äbb. 2. HEINRICH ÄBEL SEYFFERT,
Königin Luife von Preußen
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 11/12 18
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