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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 11/12
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Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, [3]: deutsche Miniaturmalerei zur Zeit der Freiheitskriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0240

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DEUTSCHE MINIATURMALER ZUR ZEIT DER FREIHEITSKRIEGE

Vielen aber wurde das deutfche Wams zu
eng. Sie legten Pinfel und Palette hin und
zogen in den Krieg. „Da fich die meiften
von unfern jungen Leuten auf den Ruf Sr.
Majeftät zur Vertheidigung des Vaterlandes
geftellt haben, fo find dadurch mehrere Stellen
in unferer Fabrik unbefetjt. Es können fich
daher junge Leute unter 17 Jahren, die Luft
und Talent zur Erlernung der Oelmahlerei
haben, feg es im Figuren-, Landfchafts- oder
Dekorationsfach, täglich von 6—11 Uhr, Vor-
mittags in unferer Fabrik Wilhelmftraße Nr. 98
melden. Stobwaffer und Comp.“1

Audi damals gab es Kriegstrauungen unter
den Künftlern: „Unfere heute vollzogene ehe-
liche Verbindung machen wir unfern Ver-
wandten und Freunden bekannt, und emp-
fehlen uns ihrem gütigen Andenken.

Dresden, den 15. April 1813.

Friedrich Heinrich Immanuel Meier, Mahler,
jejjt freiwilliger Jäger im Königl. Preuß. Freikorps.
Mariane Therefe Meier, geb. Grünwald.“ 2 3 4
Auch damals gab es verzweifelte Eltern,
die gern etwas über das Schickfal ihres Kindes
erfahren hätten: „Der Maler, Herr Ferdinand
Napierscky, aus Riga gebürtig, welcher im
Monat Februar hier als Jäger unter das
Preußifche Militair gegangen ift, hernach aber
in der 4l£2 Schwadron Hanfeatifcher Kavallerie gedient hat, wird von feinen betrübten
Eltern dringend erfucht, von feinem Aufenthalt und Leben direkte an diefelben oder
an den Kaufmann Saffe, Brüderftraße Nr. 1 Nachricht zu geben; beim Leitern würde
er für ihn etwas Erfreuliches erfahren können.““

Auch damals gab es tapfere Künftler, die das Eiferne Kreuz erwarben. So einer
war Eduard Höcker der Jüngere. Eine Wiener Korrefpondenz der Haude und Spener-
fchen Zeitung1 berichtet: „Ein Kunftwerk feltener Art ift das Bildniß des Fürften
Blücher, gemalt von Höcker jun. aus Breslau. Diefer junge talentvolle Künftler ver-
dankt feine höhere Ausbildung der hiefigen Akademie der bildenden Künfte, deren
Zögling er ift. Ergriffen von Liebe für fein unterdrücktes Vaterland ftellte auch er
fich in die Reihen freiwilliger Krieger, und nahm Teil an den entfcheidenden Kämpfen
der Jahre 1813 und 1814. Entzogen der Kunft, die nur unter den Segnungen des
Friedens gedeiht, ward er begünftigt vom Gefchick des Krieges, und, nach Deutfchlands
Befreiung von einer angemaßten Herrfchaft, belohnt mit dem preußifchen Orden des

1 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 29. April 1813.

2 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 6. Mai 1813.

3 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 9. November 1813.

4 „Berl. Nachrichten v. Staats- u. gelehrten Sachen“ (im Verlage d. Haude u. Spenerfchen

Buchhandlung) v. 25. April 1816.

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Äbb. 3. AUGUST GRAHL, König Friedrich
Wilhelm III. von Preußen
 
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