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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 11/12
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Lemberger, Ernst: Beiträge zur Geschichte der Miniaturmalerei, [3]: deutsche Miniaturmalerei zur Zeit der Freiheitskriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0245

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DEUTSCHE MINIATURMALER ZUR ZEIT DER FREIHEITSKRIEGE

gekommen, wohnt jefet an der Mohren- und Char-
lottenftraßen-Ecke Nr. 24.“ 1

„Von meinen mehrjährigen Reifen im Auslande zu-
rückgekehrt, empfehle ich mich meinen hohen Gönnern
und Freunden aufs neue ganz ergebenft.

Berlin, den 4. Oktober 1815.

Nicolaus Lauer, fen., Portraitmahler
Franzöfifche Straße 20.“ 2

Und fchließlidi: „Der Mahler J. Heufinger meldet
feine Zurückkunft. Unter den Linden Nr. 3a.“ 3

Die Namen der hier genannten Künftler werden den
meiften nicht mehr fein als Schall und Rauch. Im Intereffe
der deutfchen Kunft ift das zu beklagen. Man fammelt
franzöfifcher Provenienz und läßt die Arbeiten tüchtiger
deutfcher Künftler unbeachtet. Ich meine hier nicht jene, die — Gold gab ich für
Eifen! ihre Wände unbewußt mit Kopien fchmücken, fondern ernft zu nehmende
Sammler. Das englifche und franzöfifche Genie in Ehren, aber auch Deutfchland war
nicht arm an fehr bedeutenden miniaturiftifchen Talenten. Hier nur ein Dutzend Namen
von deutfchen Miniaturiften, die Werke befter Qualität fchufen: Segffert, Plölj, Heufinger,
Macco, Grahl, Lieder, Schmeidler, Auguftin Siegert, Demiani, Xaver Franz Milz, Tanger-
mann, Heigel. Während es in Paris, London und St. Petersburg viele Sammler gibt, die
bedeutende Kollektionen von Miniaturen vaterländifcher Künftlern befißen, haben wir
in Deutfchland keine einzige Privatfammlung, die in großen Zügen die Entwicklung
der deutfchen Miniaturmalerei veranfchaulicht. Für das Geld aber, das man in Wien
für einen einzigen Füger anlegt, in Paris für einen einzigen Ifabey oder Hall, in
London für einen einzigen Coswag, in St. Petersburg für einen
einzigen Ritt — dafür könnte man bereits eine zwar kleine,
aber recht erlefene Sammlung von Werken deutfcher Miniatur-
künftler erwerben. Warum man in Deutfchland bisher franzöfi-
fche und englifche Meifter bevorzugte? Weil man fie in London
und Paris fammelte. Was aber dort unter dem Gefichtspunkt der
Pflege alter Heimatkunft gefchah, war hier nur eine Modelaune.

Es wird aber ganz gewiß eine Zeit kommen, wo man fleh
der guten deutfchen Miniaturmaler erinnern wird. Und dann
erft werden die Deutfchen erkennen, wie reich pe find.

1 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 13. Juli 1815.

2 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v. Staats- u. gelehrten Sachen“ v. 7.0ktoberl815.

3 „Kgl. priv. Berl. Ztg. v,Staats- u.gelehrten Sachen“ v.l9.0ktoberl815.

Abb. 10. WENDELIN
MOOSBRUGGER,
Königin Katharina von
Weftfalen,
Gemahlin Jerömes

Äbb. 9. BRÜDER HENSCHEL,
Bildnisfkizze von Johann
Gottlieb Fichte

mit Eifer Werke englifcher und

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