Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

DOI issue:
Heft 13/14
DOI article:
Secker, Hans Friedrich: Die alte Töpferkunst Danzigs und seiner Nachbarstädte, [1]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0266

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE ALTE TÖPFERKUNST DANZIGS UND SEINER NACHBARSTADTE

Vorderfeite

glafierteTöpfe verkaufen dürfen. Ge-
zeichnet: Hans Crembfer, Eltermann
und Gergen Alter, fein Compan.

An diefes Privileg wird andert-
halb Jahrhunderte hindurch immer
von neuem durch die Danziger Töpfer
beim Rate der Stadt erinnert. Es ift
eine langweilige Wiederkehr des ewig
gleichen Wortlauts. Namentlich geben
fpäter — zum erftenmal im Jahre
1741, gezeichnet von Michael Lindt-
ier Eltermann, und Gottfried Weich,
Compan — die Holfteinifchen und
Bremifchen Verkäufer, auch die
Einwohner vom Stolzenberg zu
Befchwerden Anlaß, weil fie zu un-
erlaubter Zeit fremde glafierte Töpfer-
waren auf Wagen heranbrachten und
an den Toren verkauften. 1750 heißt
es von den Bremern, daß fie zum
Schaden der Einheimifchen „mitVor-
fchriften großer Herren verfehen“
jederzeit Markt halten. 1755 wird
Klage geführt, daß die Danziger
mit eigenen Augen zufehen mußten,
daß die Bremifchen Töpfer den Miß-
brauch der ihnen gewährten Freiheit
fo weit ausdehnen, daß fie außer
ihren Kruken, Piepkannen, Buttertöpfen und anderen gelben glafierten Waren,
welche doch die hiefigen Töpfer felbft verfertigen, und „von Jahren zu
Jahren noch mehrere Sorten von Gefchirren, nachdem fie die Modelle allhier
von den unferen abgenommen, hierherbringen und verkaufen!“ (Gezeichnet:
Ephraim Lindtner, Eltermann und Johann Kloth, Kompan.)

Wie weit der Vorwurf, daß die Bremer den Danzigern ihre Entwürfe ftehlen, be-
rechtigt war, fteht dahin. Der Brotneid mag manche Übertreibung gezeitigt haben.
Und fo hervorragend und eigenartig waren die Danziger Modelle kaum, daß aus-
wärtige Töpfermeifter auf deren Nachahmung angewiefen waren. Immerhin zeigt die
lebhafte Ablehnung, welche die Danziger befonders gegen die Mitte des Jahrhunderts
gegen die Fremden bekunden, deutlich den Willen, die eigene Leiftungsfähigkeit zu
fteigern. In der Tat beginnt in diefer Zeit die eigentliche Blüte der Danziger Fayence-
fabriken. Wie hart diefe jedoch gegen die Konkurrenz zu kämpfen hatten, erhellt
aus der Mitteilung, daß 1752 der Wert der aus Polen, Preußen und Bremen ein-
geführten Waren allein jährlich über 80000 Gulden betragen habe. Dabei find nicht
eingerechnet die Delfter Erzeugniffe, die damals fchon die Küftenftädte überfchwemmten;
wir wiffen, daß Danziger Getreidefchiffe von Holland zurückkamen und Unmengen
von Delfter Fayence heimbrachten — als Ballaft! Und auffallen muß auch, daß
Königsberg nie — auch nicht in fpäterer Zeit — als Konkurrent erwähnt wird. Über-

Abb. 3

Rückfeite

Sammlung Basner, Zoppot

244
 
Annotationen