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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 13/14
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Secker, Hans Friedrich: Die alte Töpferkunst Danzigs und seiner Nachbarstädte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0267

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DIE ALTE TOPFERKUNST DANZIGS UND SEINER NACHBARSTÄDTE

haupt ift es feltfam, wie wenig Königs-
berger Fayencen, die [ich durch Feinheit
und an englifches Material erinnernde Leicht-
heit auszeichnen, heute in Weftpreußen auf-
tauchen, während neben Delfter, Stralfunder
und Hamburger Fayencen auch fchwedifche
und füddeutfche (Frankfurt und Straßburg)
in Maffen vertreten find.

Immer wieder „fürnehmlich die Bremer“
gingen haufieren mit ihren „Kruken und
Buttelgen“.

Vermutlich haben fie in erfter Linie Han-
növerfche Waren eingeführt; Minden findet
fich im Often mehr als genug. Die kerb- Abb. 4 Sammlung straowski, Danzig

fchnittartigen blauen Blumenmufter der be-
kannten Bremer Ofenkacheln aber kommen nur noch fehr vereinzelt vor.

Im Jahre 1752 werden auch außer den fchon genannten Befdiädigern die Töpfer
der Danziger Vorftadt Schidlitj angefchuldigt, in der Stadt Ofen zu fetten und ihre
Waren einzufchleichen.

Zwei Jahre fpäter wird gegen die Bremer der Vorwurf erhoben, daß fie entgegen
der Vorfchrift nicht zünftige Meifter fondern nur Verkäufer der von anderen gemachten
Waren find. Die Bremer reichen einen Gegenbericht in höchft anmaßender und fpöt-
tifcher Sprache an den Magiftrat ein und fragen warum ausgerechnet fie immer die
Angegriffenen feien. „Ift alles Porcellaine, Delft- und Englifches Zeug, welches hier-
her zum Verkauf gebracht wird, von denen Leuten, die es verkaufen, felbft gemacht?
Wir bringen unfere Waren auch nach Braunfchweig, Berlin, Leipzig, Stettin, Hamburg
und Lübeck, nirgends aber fieht man darauf, wer wir find, fondern wie unfere Ware
befdiaffen!“ — Der Gegenbericht wird abgewiefen.

Aus dem Jahre 1757 ift uns des fchon früher genannten Meifters Chriftoph
Schüller bedeutfame Mitteilung erhalten, daß er „dem Cron-Cantjler Malachowski
10 Ofen und Seiner Exzellenz dem General von Puttkammer 7 Ofen habe liefern
follen“, und daß er „für jeden Ofen 100 / hätte bekommen können“. Selbft wenn
diefe Aufträge nicht zur Ausführung gelangt fein füllten, fo zeugt doch der Umfang
der beiden Beftellungen von dem ungewöhnlichen Anfehen diefes Danziger Meifters.

Im gleichen Jahr klagt der Eltermann Gottlieb Marckwardt wieder einmal über die
Bremer, die nach eigenem Geftändnis ihre glafierten Waren in den ihnen nahegelegenen
Hannöverfchen Landen „durch Verkauf“ an fich gebracht haben (zu Recht aber müffen
die fremden Verkäufer zünftige Meifter fein in den Städten, aus denen fie kommen,
und müffen dafür eine Beglaubigung beibringen), und dringt darauf, daß die Einfuhr
folcher Waren den Bremern unterfagt werde. Der Rat aber läßt es bei den alten
Beftimmungen bewenden.

Zwei Jahre fpäter müffen die Bremer, die „nebft Vorfahren feit 100 Jahren auf
der zwifchen dem Grünen und Heiligen Geift Thor gelegenen Brücke mit der aus
Bremen anhero gebrachten Töpferarbeit geftanden“, ihren Verkaufsplatj nach dem
Buttermarkt verlegen.

Im Jahre 1760 fdirieb der Danziger Meifter Marquardt an den Töpfer-Maler-
Gefellen Jakob Reimann in Elbing, er möge zu ihm arbeiten kommen. So ent-

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