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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 13/14
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Secker, Hans Friedrich: Die alte Töpferkunst Danzigs und seiner Nachbarstädte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0275

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DIE ALTE TÖPFERKUNST DANZIGS UND SEINER NACHBARSTADTE

darüber aberden Namen feinesLehrmeifters
Joachim Berlien verewigt haben mag.

Äbb. 3: Kleines Tintenzeug mit ge-
flügeltem Engelskopf, Mufchel, Akan-
thus und Knäufen. Vorne die Auffchrift:

„Anno 1737“, auf der Rückfeite in ovaler
Kartufche: „J. P. E. fecit“. Blaumalerei.

Ausgefparte Akanthusblätter, wie fie von
diefer Zeit an häufig (vgl. Abb. 6 fowie
die Ofenkacheln) auftreten. Befißer: Kauf-
mann Friedrich Basner, Zoppot.

Troß der handwerklich groben Form,
die durch die Gewöhnung der Hand an
großzügigere Formen wie insbefondere
die Kachelöfen erklärbar ift, verrät die
Art der zeichnerifchen Flächenfüllung ein
gefundes künftlerifches Empfinden und
technifche Gefchicklichkeit.

Abb. 4: Großes Tintenzeug mit durch-
brochenem Sockel, drei Napfeinfäßen und
liegendem Putto mit Totenfchädel. Blaumalerei. Im gelblichen Scherben eingefchnitten
die Marke N. Breite 28 cm. Befißer: Maler Profeffor Strgowski, Danzig.

Der ruhende Knabe ift ein beliebtes Motiv und begegnet uns fpäter in faft lebens-
großer Ausführung fowie als farbige Gefimskachel an Öfen wieder. Die bildnerifche
Leiftung ift dabei meiftens höchft einfältig und ungefchickt und fteht weit hinter der
fchönen Fortentwicklung der Blatt- und Bandelornamentik zurück. Für leßtere mögen
freilich Baukunft und Kupferftich die Vorbilder hergegeben haben. Die Monumental-
plaftik aber, foweit von einer folchen im Danzig des 18. Jahrhunderts überhaupt gefprochen
werden kann, ftand im allgemeinen auf einer fehr unfelbftändigen und mittelmäßigen Stufe.

Abb. 5: Große runde Schüffel mit Chinoiferie nach Delfter Mufter und der Jahres-
zahl 1740 im Spiegel. Blaumalerei. Scherben rötlich-gelb. Ohne Marke. Durchmeffer:
41,5 cm. Befißer: Prov.-Kunftgewerbe-Mufeum, Danzig.

Die Zeichnung zeigt eine gewandte, zielbewußte Hand. Die Chinefen, das Land-
fchaftliche und das fegelartige Gebilde ftehen bewundernswert im Raum. Während
malerifch ungefähr das Höchfte in diefer Zeit erreicht wurde, was der weftpreußifchen
Induftrie befchieden war, fteht die Technik bis dahin immer noch auf der Anfangsftufe
der einen einzigen Farbe, des ftumpfen, oft muffelartigen Blau, zu dem erft in den
vierziger Jahren ein Mangan-braun hinzutritt.

PERIODE II

Abb. 6: Große runde Schüffel mit Schäferfzene und .Akanthusrand. Bemalung blau
und manganbraun. Scherben fchmußiggelb. Signatur: I. E. R. (Nr. 3 der Markentafel)
Jahreszahl 1749. Im Kreife um die Mittelfzene der Spruch:

Beckröne Schäfferin dem Coridon das Haupt.

So lang du ungefreut ift wohl der Spaß erlaubt,
dann fünften bringet offt die Kurzweil fchlechte Ehre,
und wann auch gleich die Cron am Kopff unfichtbar wäre.

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