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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 13/14
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Friedeberger, Hans: Ausstellung von Werken deutscher Meister aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0284

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AUSSTELLUNG VON WERKEN DEUTSCHER MEISTER BEI FRITZ GURLITT-BERLIN

Abb. 2. LOVIS CORINTH, Selbftbildnis. 1902 Mit Erlaubnis von Bruno Caffirer-Berlin

der Weg fenkrecht ins Bild hineinführt, kommt die Tiefenbewegung fchnell an
dem Hintergrund der Bäume zum Stehen, der parallel zur Bildebene gefchichtet ift.
Und da, wo kleine, anfteigende Flächen gegeben find, wie bei der „Donna gravida“,
wird zwar die Illufion der Tiefe nicht geradezu geleugnet, aber pe ift Nebenfache,
und farbig fo maskiert, daß der Farbenklang vorherrfcht. Und diefer Farbenklang
felbft dient ähnlichen Abfichten. Die Corinthfchen Bilder find keine Freilichtmalereien,
hat eine Befprechung diefer Ausftellung jüngft hervorgehoben. Man kann vielleicht
hinzufetjen, daß fie es weder fein wollen noch dürfen. Überall fpielt gerade die an
fich fchöne Farbe, der Liebermann aus dem Wege geht, eine große Rolle. In diefem
Sinne, dem der dekorativ-fchönheitlichen Farbigkeit, kann man fagen, daß Corinth immer
in München geblieben ift. Es fteckt in all diefen Dingen, auch in den beften, ein
gutes Stück Münchnerifcher Palettenkultur und -gewandtheit, etwas was Puß und Erler
verwandt ift, wenn man die bedeutendere Menfchlichkeit und die ftärkere Inbrunft, oder
doch wenigftens Brunft, die Corinth der Natur entgegenbringt, einmal außer Anfaß
läßt. Zu der Vorliebe für ausgebreitete, wenig gebrochene Farbßächen gefeilt fich
diefe Liebe für breite Flächen überhaupt, die ihn bei Bildniffen die ftrengen Vorder-

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