Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0285
DOI Heft:
Heft 13/14
DOI Artikel:Friedeberger, Hans: Ausstellung von Werken deutscher Meister aus Privatbesitz bei Fritz Gurlitt - Berlin
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0285
AUSSTELLUNG VON WERKEN DEUTSCHER MEISTER BEI FRITZ GURLITT-BERLIN
flbb. 3. MAX SLEVOGT, Selbftbildnis. Radierung Verlag von Frife Gurlitt-Berlin
anfichten bevorzugen, und, wo einmal ftärkere Richtungsgegenfätje innerhalb der
Körperform nötig werden, die Parallelität der Gliedmaßen als Hilfsmittel heranziehen
läßt. Wo die Liebermannfche Kunft auf Reizverfeinerung ausging, fucht Corinth die
Reizvereinfachung, und wenn man die Dinge von hier aus anfieht, fo hatte Meier-
Graefe ein Recht, ihn unter die Idealiften, bei Marees und Feuerbach einzureihen.
Daneben freilich ftehen andere Dinge: die Stilleben, die Schlachthäufer, das Selbftbildnis
mit dem Skelett, die Blondheit der „Morgentoilette“, und zu allererft die wundervolle
„Donna gravida“, ein Prachtftück der modernen Malerei, und nicht nur der Corinth-
fchen, kräftig und zart zugleich. Alles Dinge, in denen das Handwerk, das Stilleben-
hafte feiner Art, rein zum Ausdruck kommt, aber nur eigentlich in den Stilleben ohne
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flbb. 3. MAX SLEVOGT, Selbftbildnis. Radierung Verlag von Frife Gurlitt-Berlin
anfichten bevorzugen, und, wo einmal ftärkere Richtungsgegenfätje innerhalb der
Körperform nötig werden, die Parallelität der Gliedmaßen als Hilfsmittel heranziehen
läßt. Wo die Liebermannfche Kunft auf Reizverfeinerung ausging, fucht Corinth die
Reizvereinfachung, und wenn man die Dinge von hier aus anfieht, fo hatte Meier-
Graefe ein Recht, ihn unter die Idealiften, bei Marees und Feuerbach einzureihen.
Daneben freilich ftehen andere Dinge: die Stilleben, die Schlachthäufer, das Selbftbildnis
mit dem Skelett, die Blondheit der „Morgentoilette“, und zu allererft die wundervolle
„Donna gravida“, ein Prachtftück der modernen Malerei, und nicht nur der Corinth-
fchen, kräftig und zart zugleich. Alles Dinge, in denen das Handwerk, das Stilleben-
hafte feiner Art, rein zum Ausdruck kommt, aber nur eigentlich in den Stilleben ohne
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