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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 15/16
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0322

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SAMMLUNGEN

Zeiten in hervorragendem Maße zu den Be-
wunderern der fächfifcher, Kunftfchäße, insbe-
fondere der Bepßftände der Königl. Gemälde-
galerie und des Grünen Gewölbes. Das innere
Leben der großen Staatsfammlungen ißt feinen
Gang fo unbekümmert weitergegangen, als
herrfche tieffte Friedenszeit — ein Beweis mehr
für die wirtfchaftliche Kraft Deutfchlands und
gegen die flusftreuungen unferer Feinde, daß
überall die Not bei uns an die Türen klopfe.
Die KÖNIGL. GEMÄLDEGALERIE hat gerade
im Kriegsjahr 1914 ihre Beftände um eine An-
zahl bedeutender Kunftwerke vermehrt; fie er-
warb u. a., worauf fchon kurz hingewiefen wurde,
Arbeiten von Ferdinand Waldmüller, Ferdinand
v. Rayski, Wilhelm Trübner, Max Liebermann
und Hans von Marees. Gefcheitert find vor-
läufig die Bemühungen um eines der wenigen
noch erreichbaren Hauptwerke vonÄnfelm Feuer-
bach und um eine Arbeit von Renoir, zwecks
Bereicherung der noch fehr fpärlidi vertretenen
franzöfifchen Meifter in der modernen Abteilung.
Auch im Berichtsjahre lieh die Galerie für Aus-
ftellungszwecke wiederum zahlreiche Gemälde
dar, fo u. a. für die Sondergruppe „Die Frau
im Buchgewerbe und in der Graphik“ auf der
vorjährigen „Internationalen Buchgewerbeaus-
ftellung in Leipzig“, weiter für die „Jahrhundert-
ausftellung deutfcher Kunft 1650—1800 in Darm-
ftadt“ und für eine Äusftellung franzößfcher Ma-
lerei des 19. Jahrhunderts in der Galerie Ernft
Arnold inDresden. EineNeuerung in derTätigkeit
des Königl. Inftituts bedeuten die „ Wanderausftel-
lungen von Bildern aus der Königl. Gemälde-
galerie in Dresden“, die den Zweck verfolgen,
neuere Erwerbungen der Galerie für die Dauer
je eines Monats in einer Anzahl Städten des
Landes zu zeigen. Der Krieg ließ den Plan
nicht im gedachten Umfange zur Ausführung
kommen; bei der allgemeinen Zuftimmung, die
er fand, ift aber zu erwarten, daß er nach dem
Kriege die Äbfichten voll erfüllen wird, die mit
ihm verfolgt werden. Die baulichen Umände-
rungen in der Galerie und die Neuordnung einer
Anzahl von Kabinetten haben auch im Berichts-
jahre weitere Fortfehritte gemacht; ebenfo darf
gehofft werden, daß der Neubau für die ge-
plante moderne Galerie trojj des Ernftes der
Zeit und der großen Anforderungen, welche die
nächfte Zukunft für außerkünftlerifche Zwecke
an die Staatskaffe ftellen wird, keinen Auffchub
erfährt. Der Galeriedirektor befindet fidi im
Felde; die Leitung der Galerie beforgt für ihn
der Direktor des Königl. Kupferftichkabinetts.

* * *

Das KÖNIGL. KUPFERSTICHKABINETT hat
im Jahre 1914 insgefamt 1979 Einzelblätter und

85 Titelwerke, unter leljterem 27 Werke des
Kupferdrucks und 58 mit photomechanifchen
Nachbildungen, neu erworben. Unter den Einzel-
blättern bepnden ßch 224 Kupferftidie und Ra-
dierungen, 356 Holzfchnitte, 463 Steindrucke,
165 Handzeichnungen und 771 photographifche
Einzelblätter. Von Arbeiten älterer Meifter wur-
den foldie aus dem 15. Jahrhundert (ein Holz-
fchnitt zu Kindungs Aderlaßkalender), 16. Jahr-
hundert (Jacob Cornelisz van Oftfaanen (Der
Gang nach Emmaus], Moes [Amfterdamer Boek-
drukkers] und Hans Springinklee (S. Anna felb-
dritt Dodgfon]) und aus dem 18. Jahrhundert
(Bernardo Belotto, Anton Graff, Andrefen und
Francesco Goya) erworben. Von Werken neuerer
deutfcher Meifter wurden im Berichtsjahre vor-
zugsweife die Holzfchnitte von Illuftratoren aus
der Mitte des 19. Jahrhunderts berückpchtigt,
für deren Erwerbung die Verfteigerung A. 0.
Meyer in Leipzig eine fehr günftige Gelegenheit
bot. Bei den Handzeichnungen pnd zu nennen
von Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert Federigo
Baroccio (Chriftus erfcheint der Magdalena,
Studie zu dem Bilde in den Ufpzien), aus dem
17. Jahrhundert Blätter von Cornelis Bega, Jan
de Beyer, Jan von der Meer d. J., Salomon
Ruysdael, Mozes Terborch, Cornelis Vifcher und
Änthonis Waterloo, von Meiftern des 18. Jahr-
hunderts Daniel Chodowiecki, Anton Graff und
Veit Schnorr v. Carolsfeld. Außerdem wurden
zahlreiche Blätter von Meiftern des 19. Jahr-
hunderts erworben und von lebenden Künftlern
folche von Max Klinger, Max Liebermann, Karl
Koepping, Wilhelm Claudius, Rudolf Scheffler
und (dem auf dem Felde der Ehre gefallenen)
Robert Spieß. Eine Anzahl von diefen Blättern
verdankt das Kabinett wiederum der Fürforge
des Dresdner Mufeumsvereins und Mitteln aus
einer Stiftung, die der bekannte Dresdner Kunft-
mäzen Juftizrat Dr. Felix Bondi zum Andenken
an feinen auf dem Felde der Ehre gefallenen
Sohn errichtet hat. (Schluß folgt.) wd.

WIESBADEN Bei den Umzugsarbeiten im
LANDESMUSEUM NASSAUISCHER ALTER-
TÜMER fand pch ein reizvolles Tonfragment
einer kleinen Sitjpgur aus der Zeit von 1440,
das troß ftarker Verftümmelung eine wichtige
Ergänzung zu der bisher bekannten, fehr be-
deutenden, durch Back und Rauch in die Literatur
eingeführten mittelrheinifchen Tonplaßik bildet.

Die leiste Äusftellung des Naffauifchen
Kun ft Vereins wurde diefer Tage im ALTEN
MUSEUM gefchloffen. Die Eröffnung der Galerie
unter Direktion des Kunftmalers Hans Völcker
wird vorauspchtlich im Herbft ftattpnden. h.

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