Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0335
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Stoehr, August: Kleine Beiträge zur Geschichte süddeutscher Fayencefabriken
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KLEINE BEITRAGE ZUR GESCHICHTE SÜDDEUTSCHER FÄYENCEFABRIKEN
auszugsweife wiedergegeben werden, die
Zais entgangen find. Danach kam der
„Fabrikant“ — gemeint ift Georg Nikolaus
Hofmann aus öttingen — zu dem Forft-
meifter Franz Nikolaus Zolner „mit
zimblich Villen und in großen fabricier-
ten Majolika“ am 5. Oktober des Jahres
1748. Noch am gleichen Tage meldete
Zolner dem Hofzahlmeifter Hofrat Waibl
in Dillingen diefe Tatfache mit der Be-
merkung, er hoffe Sr. Hochfürftlichen
Durchlaucht mit diefer Mitteilung ein
Vergnügen zu bereiten, beabfichtige noch
am gleichen Tage die zu vereinbarenden
Bedingungen zu Papier zu bringen und
fich dann perfönlich mit dem Künftler in
Dillingen einzufinden. Georg Nikolaus
Hofmann war Dreher in der Änsbacher
Fayencefabrik und im September 1737
auf Grund befter Empfehlungen für die
im April 1737 von öttingen nach der ehe-
maligen Refidenz des Fürften Albrecht
Ernft II. von Öttingen-Öttingen in den Tier-
garten bei Schrattenhofen verlegte Fayence-
fabrik berufen worden. Das Unternehmen hatte wechfelvollen Erfolg und wurde 1745
fogar zeitweife eingeftellt. Im Oktober 1746 erfchien Hofmann, der 1739 ausgetreten
war, wieder in Schrattenhofen und erbot fich, die Fabrik auf eigne Koften aufs neue
in Gang zu bringen. Er wurde wieder angenommen und muß wohl erfolgreich ge-
arbeitet haben, denn wir erfahren, daß er unter anderem für 75 fl. „Porzellan“ an
den fürftbifchöfliehen Hof von Augsburg geliefert hat. Diefe Lieferung mag vielleicht
die Urfache feines Gefuches zur Errichtung einer „Majolikafabrik“ in Augsburg Anlaß
gegeben haben. Ende 1748 wurde Hofmann, wie Dr. A. Diemand1 mitteilt, in Tier-
garten aus unbekannten Gründen dimittiert. Ich nehme an, daß die „zimblich villen
und in großen fabricierten Majolika“, mit denen er fich von Tiergarten aus am 5. Oktober
in Augsburg eingefunden hatte, der Grund feiner Dimiffion gewefen find. Sei es nun
wie es will, das neue Unternehmen Hofmanns kam in Göggingen in Gang. Zolner
hatte die Sache kräftig gefördert und beabfichtigte, für den bevorftehenden St. Nikolaus-
tag und Chriftmarkt des Jahres 1748 „eine Quantität Dockhenwerk“, alfo Figuren her-
ftellen zu laffen. Neben Hofmann wurde der Boffierer und Kontrolleur Hackhl angeftellt,
ein Augsburger Bürger und Bildhauer, von deffen Vertrag zwei gleichlautende Exemplare
aus dem Jahre 1749, 1. April bei den Akten liegen. Die Oberinfpektion hatte Zolner.
Das Unternehmen hielt aber nicht was der Fabrikant verfprochen hatte und verfchlang
nur viel Geld. Auch gab es fchwere Reibereien zwifchen Hofmann und Hackhl. An-
ftatt nun immer wieder Gelder zu opfern, entfchloß fich der Fürftbifchöf, die Fabrik
1 Die Öttingifche Porzellan- bzw. Fayencefabrik in Öttingen-Sdirattenhofen, Keramifche Monats-
hefte 1905, Heft 8.
Abb. 5
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auszugsweife wiedergegeben werden, die
Zais entgangen find. Danach kam der
„Fabrikant“ — gemeint ift Georg Nikolaus
Hofmann aus öttingen — zu dem Forft-
meifter Franz Nikolaus Zolner „mit
zimblich Villen und in großen fabricier-
ten Majolika“ am 5. Oktober des Jahres
1748. Noch am gleichen Tage meldete
Zolner dem Hofzahlmeifter Hofrat Waibl
in Dillingen diefe Tatfache mit der Be-
merkung, er hoffe Sr. Hochfürftlichen
Durchlaucht mit diefer Mitteilung ein
Vergnügen zu bereiten, beabfichtige noch
am gleichen Tage die zu vereinbarenden
Bedingungen zu Papier zu bringen und
fich dann perfönlich mit dem Künftler in
Dillingen einzufinden. Georg Nikolaus
Hofmann war Dreher in der Änsbacher
Fayencefabrik und im September 1737
auf Grund befter Empfehlungen für die
im April 1737 von öttingen nach der ehe-
maligen Refidenz des Fürften Albrecht
Ernft II. von Öttingen-Öttingen in den Tier-
garten bei Schrattenhofen verlegte Fayence-
fabrik berufen worden. Das Unternehmen hatte wechfelvollen Erfolg und wurde 1745
fogar zeitweife eingeftellt. Im Oktober 1746 erfchien Hofmann, der 1739 ausgetreten
war, wieder in Schrattenhofen und erbot fich, die Fabrik auf eigne Koften aufs neue
in Gang zu bringen. Er wurde wieder angenommen und muß wohl erfolgreich ge-
arbeitet haben, denn wir erfahren, daß er unter anderem für 75 fl. „Porzellan“ an
den fürftbifchöfliehen Hof von Augsburg geliefert hat. Diefe Lieferung mag vielleicht
die Urfache feines Gefuches zur Errichtung einer „Majolikafabrik“ in Augsburg Anlaß
gegeben haben. Ende 1748 wurde Hofmann, wie Dr. A. Diemand1 mitteilt, in Tier-
garten aus unbekannten Gründen dimittiert. Ich nehme an, daß die „zimblich villen
und in großen fabricierten Majolika“, mit denen er fich von Tiergarten aus am 5. Oktober
in Augsburg eingefunden hatte, der Grund feiner Dimiffion gewefen find. Sei es nun
wie es will, das neue Unternehmen Hofmanns kam in Göggingen in Gang. Zolner
hatte die Sache kräftig gefördert und beabfichtigte, für den bevorftehenden St. Nikolaus-
tag und Chriftmarkt des Jahres 1748 „eine Quantität Dockhenwerk“, alfo Figuren her-
ftellen zu laffen. Neben Hofmann wurde der Boffierer und Kontrolleur Hackhl angeftellt,
ein Augsburger Bürger und Bildhauer, von deffen Vertrag zwei gleichlautende Exemplare
aus dem Jahre 1749, 1. April bei den Akten liegen. Die Oberinfpektion hatte Zolner.
Das Unternehmen hielt aber nicht was der Fabrikant verfprochen hatte und verfchlang
nur viel Geld. Auch gab es fchwere Reibereien zwifchen Hofmann und Hackhl. An-
ftatt nun immer wieder Gelder zu opfern, entfchloß fich der Fürftbifchöf, die Fabrik
1 Die Öttingifche Porzellan- bzw. Fayencefabrik in Öttingen-Sdirattenhofen, Keramifche Monats-
hefte 1905, Heft 8.
Abb. 5
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