Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0338
DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Stoehr, August: Kleine Beiträge zur Geschichte süddeutscher Fayencefabriken
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0338
KLEINE BEITRAGE ZUR GESCHICHTE SÜDDEUTSCHER FAYENCEFABRIKEN
noch die Friedberger Fabrik auf einen grünen Zweig kamen,
und nur Koften verurfachten — es wurden für Friedberg von
1754—1760 insgefamt 25395 fl. vom Münzamt in München
vorgefchoffen, von denen bis 1767 kein Kreuzer zurück-
erftattet worden war — ift eigentlich ganz unverftändlich.
1768 am 28. Januar erging der Auftrag, für den Verkauf
der in Friedberg und München befindlichen Vorräte zu forgen.
Vermutlich ift damals auch der Fabrikbetrieb eingeftellt wor-
den. Wie lange Hackhl in Friedberg gearbeitet hat, läßt
fich vorerft nicht nachweifen. Schließlich fei noch auf einen
Irrtum Heufers1 kurz hingewiefen, der die Fayencen mit
der C. B.-Marke unter dem Kurhut und der Malermarke J H
mit der von Jofeph Hannong in Tölz 1783 begonnenen Fabrik
in Zufammenhang gebracht hat. Hannong wollte in Tölz eine
Steingefchirrfabrik errichten und beabfichtigte außerdem Dach-
und Mauerziegel herzuftellen. Zu einem ordentlichen Betrieb
fcheint es aber gar nicht gekommen zu fein.2
III. KÜNERSBERG
In den Mitteilungen des Württembergifchen Kunftgewerbe-
vereins 1908/09, Heft 4 hat Pazaurek in einer fehr verdienft-
vollen Arbeit die Gefchichte und die Erzeugniffe der Schrez-
heimer Fayencefabrik bearbeitet. Auf Grund von Vergleichen
wurde dort eine ziemlich frühe Wandapplike aus dem Befitj
des Hofrates A. Klinckerfuß in Stuttgart für die Schrezheimer Fabrik in Anfpruch ge-
nommen. Das fchöne Stück, das mit botanifch getreuen Blumen in Muffelmalerei be-
malt ift, gehört aber zweifellos zu den Erzeugniffen der Künersberger Fabrik. Im
Bayerifchen Nationalmufeum in München befinden fich drei Wandappliken, die alle
aus der gleichen Form wie das Stuttgarter Stück hervorgegangen find. Sie tragen im
Mittelfelde eine für die Künersberger Fabrik derartig typifches Blumenmufter in der
für Künersberg ebenfalls typifchen Farbenfkala, daß ihr Herftellungsort ohne weiteres
klar wird. Ein viertes Stück im Fränkifchen Luitpold-Mufeum habe ich felbft vor
Jahren in der ehemaligen Fabrik zu Künersberg aufgefunden und erworben, das in
der gleichen Weife dekoriert ift wie die Münchner Stücke (Abb. 5). Einen mit beinahe
dem gleichen Blumenftrauß in denfelben Farben wie die Blumen der München-Würz-
burger Wandappliken dekorierten Enghalskrug
des Fränkifchen Luitpold-Mufeums mit der
Marke Künersberg bilde ich hier zum Vergleiche
ab (Abb. 6 und 6 a). Das Grundmotiv der Kar-
tufche kehrt wieder auf der von Braun-Troppau
in Heft 1 des VII. Jahrganges diefer Zeitfchrift
abgebildeten prächtigen Vafe aus dem Befiß des
Fürften Franz Jofeph von Auersperg. Befonders
1 Das Hiftorifche Mufeutn der Pfalz in Speyer,
Cicerone II, Heft 10.
2 Stieda, a. a. 0., Seite 201 ff.
Abb. 10
Abb. 9
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noch die Friedberger Fabrik auf einen grünen Zweig kamen,
und nur Koften verurfachten — es wurden für Friedberg von
1754—1760 insgefamt 25395 fl. vom Münzamt in München
vorgefchoffen, von denen bis 1767 kein Kreuzer zurück-
erftattet worden war — ift eigentlich ganz unverftändlich.
1768 am 28. Januar erging der Auftrag, für den Verkauf
der in Friedberg und München befindlichen Vorräte zu forgen.
Vermutlich ift damals auch der Fabrikbetrieb eingeftellt wor-
den. Wie lange Hackhl in Friedberg gearbeitet hat, läßt
fich vorerft nicht nachweifen. Schließlich fei noch auf einen
Irrtum Heufers1 kurz hingewiefen, der die Fayencen mit
der C. B.-Marke unter dem Kurhut und der Malermarke J H
mit der von Jofeph Hannong in Tölz 1783 begonnenen Fabrik
in Zufammenhang gebracht hat. Hannong wollte in Tölz eine
Steingefchirrfabrik errichten und beabfichtigte außerdem Dach-
und Mauerziegel herzuftellen. Zu einem ordentlichen Betrieb
fcheint es aber gar nicht gekommen zu fein.2
III. KÜNERSBERG
In den Mitteilungen des Württembergifchen Kunftgewerbe-
vereins 1908/09, Heft 4 hat Pazaurek in einer fehr verdienft-
vollen Arbeit die Gefchichte und die Erzeugniffe der Schrez-
heimer Fayencefabrik bearbeitet. Auf Grund von Vergleichen
wurde dort eine ziemlich frühe Wandapplike aus dem Befitj
des Hofrates A. Klinckerfuß in Stuttgart für die Schrezheimer Fabrik in Anfpruch ge-
nommen. Das fchöne Stück, das mit botanifch getreuen Blumen in Muffelmalerei be-
malt ift, gehört aber zweifellos zu den Erzeugniffen der Künersberger Fabrik. Im
Bayerifchen Nationalmufeum in München befinden fich drei Wandappliken, die alle
aus der gleichen Form wie das Stuttgarter Stück hervorgegangen find. Sie tragen im
Mittelfelde eine für die Künersberger Fabrik derartig typifches Blumenmufter in der
für Künersberg ebenfalls typifchen Farbenfkala, daß ihr Herftellungsort ohne weiteres
klar wird. Ein viertes Stück im Fränkifchen Luitpold-Mufeum habe ich felbft vor
Jahren in der ehemaligen Fabrik zu Künersberg aufgefunden und erworben, das in
der gleichen Weife dekoriert ift wie die Münchner Stücke (Abb. 5). Einen mit beinahe
dem gleichen Blumenftrauß in denfelben Farben wie die Blumen der München-Würz-
burger Wandappliken dekorierten Enghalskrug
des Fränkifchen Luitpold-Mufeums mit der
Marke Künersberg bilde ich hier zum Vergleiche
ab (Abb. 6 und 6 a). Das Grundmotiv der Kar-
tufche kehrt wieder auf der von Braun-Troppau
in Heft 1 des VII. Jahrganges diefer Zeitfchrift
abgebildeten prächtigen Vafe aus dem Befiß des
Fürften Franz Jofeph von Auersperg. Befonders
1 Das Hiftorifche Mufeutn der Pfalz in Speyer,
Cicerone II, Heft 10.
2 Stieda, a. a. 0., Seite 201 ff.
Abb. 10
Abb. 9
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