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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 17/18
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Stoehr, August: Kleine Beiträge zur Geschichte süddeutscher Fayencefabriken
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0340

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KLEINE BEITRAGE ZUR GESCHICHTE SÜDDEUTSCHER FAYENCEFABRIKEN

Waffer fchwimmt ein Segelfchiff, daneben ragt
ein Leuchtturm mit brennender Fackel, im Vor-
dergründe fitjt am Lande ein Horn blafender
Chinefe bei einer Pflanzengruppe, ihm gegen-
über hält ein anderer Chinefe mit Sonnen-
fchirm einen ovalen, mit Lorbeer umkränzten
Schild, mit der Infchrift „Jungfer Sübylla
Stetterin 1755“ in vier Zeilen. Auf der Innen-
feite des Henkels aber fteht voll ausgefchrie-
ben der Name des Künftlers „Johann Martin
Frank“.

Auch Künersberg hat den allergrößten Teil
feiner Erzeugniffe entweder mit dem vollen
Namen oder wenigftens mit den Anfangs-
buchstaben K. B. bezeichnet. Eine >B-Marke,
die öfters in letjter Zeit im Kunfthandel auf
blau bemalten Fayencen auftauchte, hat mit
Künersberg nichts zu tun und dürfte in das
Gebiet der Fälfchungen zu verweifen fein.

Abb. 12

IV. ÖTTINGEN

Bisher war meines Wiffens aus der Frühzeit der öttingifchen Fayencefabrik vor
ihrer Überführung nach Tiergarten-Schrattenhofen außer dem von Braun-Troppau im

I. Jahrgang diefer Zeitfchrift erwähnten Stück mit der Marke ^ im Berliner Kunft-

gewerbemufeum nichts mehr aufgetaucht, was wir ohne Einwand diefer Periode der
Fabrik zuteilen konnten. Das Fränkifche Luitpold-Mufeum befifet feit einiger Zeit einen
Maßkrug, der den vollen Namen öttingen, außerdem noch den Buchftaben R unter
der Ortsbezeichnung trägt (Abb. 14). Der Krug hat eine fchmu^igweiße, mit vielen
Krakelierungen durchfe^te Glafur und ift mit einem großzügigen fymmetrifchen Blumen-
ornament bemalt, das die fpätere Entwicklung zu den fchönen und dekorativen Muftern
der Schrattenhofer Zeit fchon ankündigt (Abb. 13). Die Farbe ift ein verfchwommenes
Mangangrau in den helleren Tönen, die flotten Umriffe find tieffchwarz und nur an
einigen Stellen zu blaffem Gelb verbrannt. Der Henkel
trägt ein abwärts geteiltes Fifchgrätenmufter. Wir
müffen den Krug in die Zeit der Tätigkeit des von
Ansbach nach Öttingen berufenen Porzellanverwalters
Johann Jakob Renz zwifchen den 24. Mai und September
1736 feken. Renz hatte die in ihn gefegten Erwartungen
nicht erfüllt und wurde kurzerhand wieder entlaßen.1

Bei diefer Gelegenheit fei auch darauf hingewiefen,
daß in öttingen und wahrfcheinlich auch fpäter noch in

1 Dr. A. Diemand, Die öttingifche Porzellan- bzw. Fayence-
fabrik in Öttingen-Sdirattenhofen. Keramifche Monatshefte
1905, Seite 99 ff.

R.

Marke * ma-ngan

Abb. 14

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