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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 17/18
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Stoehr, August: Kleine Beiträge zur Geschichte süddeutscher Fayencefabriken
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0341

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KLEINE BEITRAGE ZUR GESCHICHTE SÜDDEUTSCHER FAYENCEFABRIKEN

Schrattenhofen neben der weißen Fayence braune
Ware gefertigt wurde, von der in den Akten aus-
drücklich gejagt wird, daß an der Glafur noch man-
ches auszufetjen fei und durchgehends das Fabrikat
nicht fo fein fei wie das Bayreuther. In den Fürft-
lich Öttingifchen Sammlungen zu Maihingen befinden
fich einige gedeckelte Schalen auf hohen Füßen und
mit gewundenen Henkeln, die in Silber bemalt Ro-
kaillen und Chinefen zeigen; die Ornamente find
teilweife mit der Nadel radiert. Die Farbe der
braunen Glafur ift ungleichmäßig. Eines der Ge-
fäße trägt die Marke H zwifchen zwei gegenftändigen
S-förmigen, einfeitigen Palmenzweigen in den Boden
eingekratjt (Abb. 15). Möglicherweife dürfen wir den
Dreher Thomas Kafpar Hermann aus Nürnberg, der
mit Renz nach öttingen berufen wurde, mit diefen
Gefäßen in Verbindung bringen.

Wir können in Süddeutfchland alfo fdion drei
Fabriken mit Sicherheit feftftellen, die fich mit der
Herftellung von brauner Ware mit Silberfchmelz be-
fchäftigt haben: Ansbach, Bayreuth und Öttingen-
Schrattenhofen.

V. CRÄILSHEIM

Eine der Fabriken, über die bis heute noch keine eingehenderen Forfchungen unter-
nommen wurden, ift die von Crailsheim. Die bisherigen Angaben, daß fie von einem
gewiffen Weiß im Jahre 1760 gegründet worden fei, bedarf zweifellos einer gründ-
lichen Korrektur, denn im Fränkifchen Luitpold-Mufeum befindet fich ein Maßkrug, deffen
Boden die klar leferliche Auffchrift trägt: Creilssheim 1749 (Abb. 16 und 17). Die tech-
nifche Arbeit des Gefäßes ift gut, und die Malerei ift fo eigenartig, ßicher und flott,
daß wir hier keinesfalls ein Erftlingswerk einer neu begründeten Fabrik vor uns haben
können. Zwifchen zwei Streifen mit Fiederranken in Mangan befindet fich eine den
ganzen Krug umziehende Darftellung: Ein eine moosgrüne Fahne fchwenkender Krieger
in Rückenanpcht mit violettblauen Pluderhofen, olivgrünem Wams und einem an moos-
grünem Bandelier umgehängten Degen umfaßt mit dem linken Arm einen neben ihm
ftehenden Mann mit gelbbraunem Umhang und olivgrünen Pluderhofen. Beide ftehen

auf dem Gipfel eines grünen Hügels, vor dem
ein gelbbrauner Baum aufragt. Seitlich ftehen
zwei naturaliftifche Bäume, von denen der eine
in Moosgrün und Gelbbraun fchattiert ift. ln
der Ferne ragt eine violettblaue Burg. Links
neben der Henkelwurzel lehnt eine dunkelblaue
große Maske in Seitenanficht über einem Gitter.
Die Luft ift mit dicht gedrängten blauen Schraf-
ffuren dargeftellt. Die Umriffe, die Köpfe der
Figuren und alle Innenzeichnungen find in
Mangan gemalt. Der Henkel hat Mangan-

’X.Hy*'

Marke : ein tjekr«tif*.

Abb. 15

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