Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0367
DOI issue:
Heft 19/20
DOI article:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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DIE OBERFRÄNKISCHEN EMAILGLASER
der Befchreibung desÄmtes Lauen-
ftein über den Betrieb der Glas-
hütten in Tettau und Klein-Tettau
mitgeteilt, daß noch in jener Zeit
26 Glasmacher, 1 Glasmahler,
2 Glasfchneider in den Hütten
tätig waren. Der Autor empfiehlt
noch die Unterftüljung diefer Hüt-
ten feitens der Regierung, „weil
[ich die Thettau und die kleine
Thettau begnahe ganz von der
Glashütte ernähren, in der faft
nichts als Hohlgläfer verfertiget
werden“.
Demnach wurden auch in den
im nördlichften Oberfranken ge-
legenen Hütten Lauenfteins und
Tettaus Gläfer hergeftellt. Die
fchon öfter diskutierte Frage der fogenannten Lauenfteiner Gläfer wird vielleicht doch
noch durch diefe Mitteilungen einer befriedigenden Löfung entgegengeführt. Meine
Nachforfchungen nach archivalifchem Material über diefe bis jeßt in der kunftgewerb-
lichen Literatur unbekannten und — wie es den Anfchein hat — einft recht produk-
Äbb.5. Willkomm vonl692
im Germanifchen Mufeum
Äbb. 6. Brautpaarbecher
von 1740
im Germanifdien Mufeum
tiven Hütten waren von Er-
folg begleitet. Im Bamber-
ger Kreisarchiv liegen um-
fangreiche Akten über die
Lauenfteiner Glashütten, de-
ren Bearbeitung mir jedoch
zurzeit unmöglich ift. Viel-
leicht finde ich noch einmal
Gelegenheit, auf die bis jeßt
noch recht problematifche
Frage der fogenannten Lauen-
fteiner Gläfer zurückzukom-
men. Von emaillierten Glä-
fern konnte ich bis jeßt
noch keines mit voller Sicher-
heit den Lauenfteiner, bzw.
Tettauer Hütten zufchreiben.
Ich glaube auch, daß Schnitt
und Vergoldung in diefen
Glashütten mehr üblich wa-
ren als die Bemalung mit
Emailfarben. Jedoch mag
noch manches Glas, das
man als ein fichtelgebirgi-
fches Erzeugnis anfehen
möchte, in dem nördlich-
ften Oberfranken entftanden
fein.
Daß fchon im Mittelalter
Glashütten im Fichtelgebirge
beftanden, darf man ficher
annehmen. War doch der
Äbb. 7. Humpen der Familie
Krehl von 1700
auf der Fefte Koburg
Holzreichtum im Fichtelge-
birge — eine conditio sine
gua non für die Exiftenz
einer Glashütte — ein be-
fonders großer. So wird
z. B. fdion in einer Wald-
ordnung vom Jahre 1340
neben dem Kohlenbrennen
das Glasmachen im Fichtel-
gebirge erwähnt. Eine allem
Anfchein nach mittelalter-
liche Glashütte wurde auch
in der Nähe Wunfiedels auf-
gedeckt und von A. Schmidt
befchrieben.
Die Herftellung von Glä-
fern im Fichtelgebirge im
17. und 18. Jahrhundert zeigt
345
der Befchreibung desÄmtes Lauen-
ftein über den Betrieb der Glas-
hütten in Tettau und Klein-Tettau
mitgeteilt, daß noch in jener Zeit
26 Glasmacher, 1 Glasmahler,
2 Glasfchneider in den Hütten
tätig waren. Der Autor empfiehlt
noch die Unterftüljung diefer Hüt-
ten feitens der Regierung, „weil
[ich die Thettau und die kleine
Thettau begnahe ganz von der
Glashütte ernähren, in der faft
nichts als Hohlgläfer verfertiget
werden“.
Demnach wurden auch in den
im nördlichften Oberfranken ge-
legenen Hütten Lauenfteins und
Tettaus Gläfer hergeftellt. Die
fchon öfter diskutierte Frage der fogenannten Lauenfteiner Gläfer wird vielleicht doch
noch durch diefe Mitteilungen einer befriedigenden Löfung entgegengeführt. Meine
Nachforfchungen nach archivalifchem Material über diefe bis jeßt in der kunftgewerb-
lichen Literatur unbekannten und — wie es den Anfchein hat — einft recht produk-
Äbb.5. Willkomm vonl692
im Germanifchen Mufeum
Äbb. 6. Brautpaarbecher
von 1740
im Germanifdien Mufeum
tiven Hütten waren von Er-
folg begleitet. Im Bamber-
ger Kreisarchiv liegen um-
fangreiche Akten über die
Lauenfteiner Glashütten, de-
ren Bearbeitung mir jedoch
zurzeit unmöglich ift. Viel-
leicht finde ich noch einmal
Gelegenheit, auf die bis jeßt
noch recht problematifche
Frage der fogenannten Lauen-
fteiner Gläfer zurückzukom-
men. Von emaillierten Glä-
fern konnte ich bis jeßt
noch keines mit voller Sicher-
heit den Lauenfteiner, bzw.
Tettauer Hütten zufchreiben.
Ich glaube auch, daß Schnitt
und Vergoldung in diefen
Glashütten mehr üblich wa-
ren als die Bemalung mit
Emailfarben. Jedoch mag
noch manches Glas, das
man als ein fichtelgebirgi-
fches Erzeugnis anfehen
möchte, in dem nördlich-
ften Oberfranken entftanden
fein.
Daß fchon im Mittelalter
Glashütten im Fichtelgebirge
beftanden, darf man ficher
annehmen. War doch der
Äbb. 7. Humpen der Familie
Krehl von 1700
auf der Fefte Koburg
Holzreichtum im Fichtelge-
birge — eine conditio sine
gua non für die Exiftenz
einer Glashütte — ein be-
fonders großer. So wird
z. B. fdion in einer Wald-
ordnung vom Jahre 1340
neben dem Kohlenbrennen
das Glasmachen im Fichtel-
gebirge erwähnt. Eine allem
Anfchein nach mittelalter-
liche Glashütte wurde auch
in der Nähe Wunfiedels auf-
gedeckt und von A. Schmidt
befchrieben.
Die Herftellung von Glä-
fern im Fichtelgebirge im
17. und 18. Jahrhundert zeigt
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