Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0368
DOI issue:
Heft 19/20
DOI article:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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DIE OBERFRÄNKISCHEN EMAILGLÄSER
uns dann das Weiterleben diefes Glashüttenbetriebes aufs
beftc.
Der wichtigfte Ort nun, der für die Herftellung der
oberfränkifchen Gläfer zunächft ohne Frage in Betracht
kommt, ift Bifchofsgrün. In der Befchreibung des Fichtel-
gebirges von J. Willen „Das Teutfche Paradeiß in dem
vortrefflichen Fichtelberg Anno 1692“1 heißt es nämlich:
„In Bifchofsgrün hat man zu fehen die Pfarr und ver-
fchiedene fchöne Häußer des Dorff-Richters, Förfters,
Flöfers, und der dreg Glaßhüttenmeifter, fonderlich die
wohlbeftellte Glaßhütte, worinnen fowohl als gleich gegen-
über zu Birnftengel allerleg gemeines, auch fchönes Por-
cellan- und Crgftall-Glaß gemachet, kunftlich zubereitet,
gefchnitten, gemahlet und vergoldet wird. Dann im
Grund des Schregerifchen Froebershammer dreg Mühlen,
und rings umher hohe Berg und Wälder. Es gehöret
diefes Dorff als das nechfte am Fichtelberg zur Hoch-
fürftl.-Brandenburg. Vogteg Berneck und haben es nicht
allein die Greiner, Glafer und Wanderer, kunftliche Glaß-
macher, fondern auch etliche gelehrte Fichtelberger ge-
raume Zeit her zimlich berühmt gemachet.“
Von Bifchofsgrüner Glasmachern werden urkundlich
erwähnt:
1561 Glashüttenmeifter Michael Glafer,
1601 Glasmaler Lorenz Glafer,
1615 Glasmaler Chr. Hock,
1616 Glasmaler Michael Glafer,
1616 Glasmaler Stephan Greiner aus Laufcha,
ferner die Familien Wanderer, Müller von der Laufch und Jahreis.
Bei einer umfaffenden monographifchen Bearbeitung der ober-
fränkifchen Emailgläfer könnte diefe Lifte durch Nachforfchungen
in den Kirchenbüchern Bifchofsgrüns und durch eine Durchficht der
Partikularrechnungen, Lehenprotokolle und Rechnungen des Amtes
Gefrees ficher noch eine wefentliche Bereicherung erfahren.
Aber nicht nur allein in Bifchofsgrün ftellte man Gläfer her;
fchon oben wurde der nahe bei Bifchofsgrün gelegene Ort Birn-
ftengel genannt, in dem eine Glashütte ftand. Ferner berichtet
Wille: „Zu Obern Steinach werden allerleg faubere Gläßer ge-
machet, zu Warmenfteinach aber aus Glaß Knöpfe, Pater, Ohren-,
Hals- und Arm-Gehänge, Kugeln etc., von mancherlei Farben
fehr zierlich gearbeitet, worinnen hier die Rödel, dort die Schenkel
künftliche Meifter.“
Wie fahen nun die Gläfer aus, die man in den oberfränki- Abb. 9. Willkomm
fehen Hütten herftellte und bemalte? Wir find bei der Beant- eines Mitgliedes der
-Nürnberger Patrizier-
1 Abdruck im Archiv für Gefch. u. Altertumskunde von Oberfranken. familie Kreß von 1657
XV. U. XVI. Bd. im Gcrmanifchen Mufeum
Abb. 8. Willkomm des Nürn-
berger Patriziers J. Chriftoff
Kreß von 1657
im Germanirchen Mufeum
346
uns dann das Weiterleben diefes Glashüttenbetriebes aufs
beftc.
Der wichtigfte Ort nun, der für die Herftellung der
oberfränkifchen Gläfer zunächft ohne Frage in Betracht
kommt, ift Bifchofsgrün. In der Befchreibung des Fichtel-
gebirges von J. Willen „Das Teutfche Paradeiß in dem
vortrefflichen Fichtelberg Anno 1692“1 heißt es nämlich:
„In Bifchofsgrün hat man zu fehen die Pfarr und ver-
fchiedene fchöne Häußer des Dorff-Richters, Förfters,
Flöfers, und der dreg Glaßhüttenmeifter, fonderlich die
wohlbeftellte Glaßhütte, worinnen fowohl als gleich gegen-
über zu Birnftengel allerleg gemeines, auch fchönes Por-
cellan- und Crgftall-Glaß gemachet, kunftlich zubereitet,
gefchnitten, gemahlet und vergoldet wird. Dann im
Grund des Schregerifchen Froebershammer dreg Mühlen,
und rings umher hohe Berg und Wälder. Es gehöret
diefes Dorff als das nechfte am Fichtelberg zur Hoch-
fürftl.-Brandenburg. Vogteg Berneck und haben es nicht
allein die Greiner, Glafer und Wanderer, kunftliche Glaß-
macher, fondern auch etliche gelehrte Fichtelberger ge-
raume Zeit her zimlich berühmt gemachet.“
Von Bifchofsgrüner Glasmachern werden urkundlich
erwähnt:
1561 Glashüttenmeifter Michael Glafer,
1601 Glasmaler Lorenz Glafer,
1615 Glasmaler Chr. Hock,
1616 Glasmaler Michael Glafer,
1616 Glasmaler Stephan Greiner aus Laufcha,
ferner die Familien Wanderer, Müller von der Laufch und Jahreis.
Bei einer umfaffenden monographifchen Bearbeitung der ober-
fränkifchen Emailgläfer könnte diefe Lifte durch Nachforfchungen
in den Kirchenbüchern Bifchofsgrüns und durch eine Durchficht der
Partikularrechnungen, Lehenprotokolle und Rechnungen des Amtes
Gefrees ficher noch eine wefentliche Bereicherung erfahren.
Aber nicht nur allein in Bifchofsgrün ftellte man Gläfer her;
fchon oben wurde der nahe bei Bifchofsgrün gelegene Ort Birn-
ftengel genannt, in dem eine Glashütte ftand. Ferner berichtet
Wille: „Zu Obern Steinach werden allerleg faubere Gläßer ge-
machet, zu Warmenfteinach aber aus Glaß Knöpfe, Pater, Ohren-,
Hals- und Arm-Gehänge, Kugeln etc., von mancherlei Farben
fehr zierlich gearbeitet, worinnen hier die Rödel, dort die Schenkel
künftliche Meifter.“
Wie fahen nun die Gläfer aus, die man in den oberfränki- Abb. 9. Willkomm
fehen Hütten herftellte und bemalte? Wir find bei der Beant- eines Mitgliedes der
-Nürnberger Patrizier-
1 Abdruck im Archiv für Gefch. u. Altertumskunde von Oberfranken. familie Kreß von 1657
XV. U. XVI. Bd. im Gcrmanifchen Mufeum
Abb. 8. Willkomm des Nürn-
berger Patriziers J. Chriftoff
Kreß von 1657
im Germanirchen Mufeum
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