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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

DOI issue:
Heft 19/20
DOI article:
Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0370

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DIE OBERFRANKISCHEN EMAILGLASER

die Flachbogenborte tragen, im Bag-
rifdien Nationalmufeum in München.
Wir haben es hier alfo ohne Frage
mit einer Dekorationsweife zu tun,
die bei den Malern in den Glashütten
des Fichtelgebirges ganz befonders
beliebt war und ficher auch auf Glä-
fern mit anderen Darftellungen öfter
Verwendung fand.

Unter den erhaltenen deutfchen
Emailgläfern finden fich nun in der
Tat nicht wenige, welche diefes Motiv
tragen und damit auf eine Herkunft
aus den oberfränkifchen Glashütten
fchließen laffen. Diefe Lokalifierung
wird noch durch die Tatfache geftüßt,
daß der figürliche und ornamentale
Stil der meiften diefer Gläfer im eng-
ften Zufammenhang fteht mit den

Abb. 13. Reichsadlerhumpen
von 1614

im Berliner Kunftgewerbemufeum

Abb. 12. Glasfcheibe von 1625

in der Sammlung des Vereins für oberfränkifdie Gefchichte und
Altertumskunde in Bayreuth

Emailmalereien auf den Erzeugniffen der Kreußener
Krugbäcker, wodurch die oberfränkifche Herkunft ganz
befonders dokumentiert wird. Ferner fchließen fich alle
diefe Gläfer zwanglos zu einer engen Gruppe zufammen,
die auf Grund ihrer ftiliftifchen Befonderheiten von den
anderen deutfchen Emailgläfern abgetrennt werden kann.

So findet man z. B. das Flachbogenmotiv in reicher
Verwendung auf einem Willkomm vom Jahre 1664 im
Leipziger Kunftgewerbemufeum (Abb. 4). Drei aus Flach-
bögen zufammengefeßte Zonenbänder, die oben und
unten durch das bekannte Zackenmufter wie auf Abb. 1
begrenzt werden, bilden die obere Bordüre des Glafes.
Von befonderer Wichtigkeit ift dann die mittlere Flach-
bogenzone, die nur aus weißen Emailpunkten zufammen-
gefeßt ift. Die untere Abgrenzung der figürlichen Ma-
lerei befteht aus verfchiedenfarbigen, um das Glas
herumlaufenden Linien, die nach unten von einer Zacken-
bordüre wiederum wie auf Abb. 1 begrenzt find.

So hängt alfo die Ornamentik diefes Glafes, aber
ebenfo auch feine Form aufs engfte mit dem „Fichtel-
berger Humpen“ der Fefte Koburg (Abb. 1) zufammen.
Charakteriftifch auf dem Glafe find dann die in Zeit-
tracht dargeftellten Figuren in einer konventionellen Hal-
tung, die ftändig wiederkehrt. Die Figuren auf diefen

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