DIE OBERFRANKISCHEN EMAILGLASER
man diefes Glas wegen feiner vortrefflichen Bemalung
befonders fchäßte, beweift die Äufmontierung: ein in
Silber getriebener Türke hält das koftbare Gefäß mit bei-
den Händen.
In demfelben Mufeum befindet fich ein ähnlich be-
malter, ficher von demfelben Maler dekorierter Deckel-
pokal (Abb. 9), der ebenfalls mit dem Wappen eines Mit-
gliedes der Nürnberger Patrizierfamilie Kreß und mit einem
Profpekt der Stadt „Kraffßhoffen“ bemalt ift. Auf diefem
Glafe hat die Flachbogenbordüre reichlich Anwendung
gefunden, und das an und für fich ja fehr einfache Motiv
ift noch durch Schnörkel und Punktmüfterchen bereichert.
Zwifchen den beiden oberen Flachbogenornamenten liegt
noch ein goldenes Zonenband. In Nürnberg felbft dürften
diefe Emailgläfer nicht entftanden fein, worauf R. Schmidt
mit Recht hinweift, da in Nürnberg zu jener Zeit Schaper
und feine Nachahmer tonangebend für die einheimifche
Glasmalerei waren, die aber einen ganz anderen, viel
feineren, mehr zeichnerifchen Stil aufweift als die mehr
auf eine volkstümliche dekorative Wirkung abzielende
gröbere und flächiger gehaltene Malerei eines oberfränki-
fchen Glashüttenmalers. Und wenn Nürnberg felbft als
Herftellungort für diefe Gläfer ausfchaltet, fo liegt die
Annahme einer Herkunft aus einer oberfränkifchen, ja
fo nahegelegenen Werkftatt wegen des Flachbogenmotives um fo näher.
Unter der großen Anzahl der Gläfer mit dem Flachbogenornament hebe ich noch
hervor ein Paßglas1 in der Sammlung des Hiftorifchen Vereins für oberfränkifche Ge-
Abb. 16. Reidisadlerhumpen
von 1644
im Gcrmanifdien Mufeum
fchichte und Altertumskunde in Bagreuth (Abb. 10)2, das bemalt ift mit dem fchwarz-
weiß quadrierten Schild auf der Bruft des brandenburgifchen Adlers. Die Initialien
G. W. M. Z. B. am Rande des Glafes laffen fich zwanglos beziehen auf Georg Wil-
helm Markgrafen zu Bagreuth, der von 1712—1726 regierte.
Das Glas der Abb. 4 hat uns gezeigt, daß die Flachbogenbordüre auch aus weißen
Emailpünktchen zufammengefeßt fein kann. Daß man derartig dekorierte Gläfer tat-
1 Was man unter einem Paßglas verftand, geht deutlich hervor aus einer Infchrift auf einem
Paßglafe im Öfterreich. Muf. f. Kunft u. Gewerbe, welche lautet:
Vivat! In Gefundheit unfer Aller inßgemein
Sollen die Paß ausgetruncken fein
Wer aber feinen Paß nicht dreffen kann
Der foll den andern gleich auch han.
Nun fo will ich fehen zu
Daß ich den Paß befcheidt auch thu
Wie es mein Nachbar hat gemacht
Dahin will ich auch fein bedacht. Vivat!
Päffe nannte man die einzelnen Zonen zwifchen den aufgemalten Ringen. Beim Umtrunk mußte
nun ganz genau eine beftimmte Anzahl von Päffen getroffen werden. Trank einer über den feft-
gefeßten Paßftrich hinaus oder unter diefen, dann mußte er zur Strafe den nächften Paß austrinken
und fo fort, bis er genau den Paßftrich traf.
2 Die Aufnahme verdanke ich Herrn Stadtbaurat Brunner in Bagreuth.
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man diefes Glas wegen feiner vortrefflichen Bemalung
befonders fchäßte, beweift die Äufmontierung: ein in
Silber getriebener Türke hält das koftbare Gefäß mit bei-
den Händen.
In demfelben Mufeum befindet fich ein ähnlich be-
malter, ficher von demfelben Maler dekorierter Deckel-
pokal (Abb. 9), der ebenfalls mit dem Wappen eines Mit-
gliedes der Nürnberger Patrizierfamilie Kreß und mit einem
Profpekt der Stadt „Kraffßhoffen“ bemalt ift. Auf diefem
Glafe hat die Flachbogenbordüre reichlich Anwendung
gefunden, und das an und für fich ja fehr einfache Motiv
ift noch durch Schnörkel und Punktmüfterchen bereichert.
Zwifchen den beiden oberen Flachbogenornamenten liegt
noch ein goldenes Zonenband. In Nürnberg felbft dürften
diefe Emailgläfer nicht entftanden fein, worauf R. Schmidt
mit Recht hinweift, da in Nürnberg zu jener Zeit Schaper
und feine Nachahmer tonangebend für die einheimifche
Glasmalerei waren, die aber einen ganz anderen, viel
feineren, mehr zeichnerifchen Stil aufweift als die mehr
auf eine volkstümliche dekorative Wirkung abzielende
gröbere und flächiger gehaltene Malerei eines oberfränki-
fchen Glashüttenmalers. Und wenn Nürnberg felbft als
Herftellungort für diefe Gläfer ausfchaltet, fo liegt die
Annahme einer Herkunft aus einer oberfränkifchen, ja
fo nahegelegenen Werkftatt wegen des Flachbogenmotives um fo näher.
Unter der großen Anzahl der Gläfer mit dem Flachbogenornament hebe ich noch
hervor ein Paßglas1 in der Sammlung des Hiftorifchen Vereins für oberfränkifche Ge-
Abb. 16. Reidisadlerhumpen
von 1644
im Gcrmanifdien Mufeum
fchichte und Altertumskunde in Bagreuth (Abb. 10)2, das bemalt ift mit dem fchwarz-
weiß quadrierten Schild auf der Bruft des brandenburgifchen Adlers. Die Initialien
G. W. M. Z. B. am Rande des Glafes laffen fich zwanglos beziehen auf Georg Wil-
helm Markgrafen zu Bagreuth, der von 1712—1726 regierte.
Das Glas der Abb. 4 hat uns gezeigt, daß die Flachbogenbordüre auch aus weißen
Emailpünktchen zufammengefeßt fein kann. Daß man derartig dekorierte Gläfer tat-
1 Was man unter einem Paßglas verftand, geht deutlich hervor aus einer Infchrift auf einem
Paßglafe im Öfterreich. Muf. f. Kunft u. Gewerbe, welche lautet:
Vivat! In Gefundheit unfer Aller inßgemein
Sollen die Paß ausgetruncken fein
Wer aber feinen Paß nicht dreffen kann
Der foll den andern gleich auch han.
Nun fo will ich fehen zu
Daß ich den Paß befcheidt auch thu
Wie es mein Nachbar hat gemacht
Dahin will ich auch fein bedacht. Vivat!
Päffe nannte man die einzelnen Zonen zwifchen den aufgemalten Ringen. Beim Umtrunk mußte
nun ganz genau eine beftimmte Anzahl von Päffen getroffen werden. Trank einer über den feft-
gefeßten Paßftrich hinaus oder unter diefen, dann mußte er zur Strafe den nächften Paß austrinken
und fo fort, bis er genau den Paßftrich traf.
2 Die Aufnahme verdanke ich Herrn Stadtbaurat Brunner in Bagreuth.
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