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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915

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Heft 19/20
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Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0373

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DIE OBERFRÄNKISCHEN EMAILGLÄSER

fachlich den oberfränkifchen Hütten zuweifen darf, lehrt ein
Humpen von der bekannten zylindrifchen, in der Mitte etwas
ausgebauchten Form der ehemaligen Sammlung Lanna (Verft.-
Katalog II. Teil, Nr. 836, Abb. auf Tafel 66). Dargeftellt ift
auf der einen Seite ein Reiter auf galoppierendem Pferde,
die Gegenfeite ift mit dem Wappen des kulmbachifchen
Kriegsrates Sigmund von Lüchau zu Donndorf bemalt. Die
Beftellung diefes Glafes in einer der in nächfter Nähe
liegenden fichtelgebirgifchen Hütten wird hier auch noch
wegen der engen ftiliftifchen Zufammenhänge mit den be-
reits befprodienen Gläfern zur Gewißheit. Eine folche aus
weißen Emailtupfen gebildete Flachbogenbordüre, die bei
den meiften Gläfern auf einer Goldzone fteht, trägt z. B.
ein Deckelglas mit Henkel vom Jahre 1643 im Berliner
Kunftgewerbemufeum (Abb. 11). Bemalt ift das Glas mit
den perfonizierten Kardinaltugenden, der Juftitia, der Fides,
der Spes und der Temperantia, die ganz nach Art der
Malereien auf Kreußener Krügen unter Bogenftellungen
ftehen. Derartige Vorwürfe gehörten nachweisbar zum
Motivenfchat} der Bifchofsgrüner Hütten. Denn eine Glas-
fcheibe in originaler Bleifaffung vom Jahre 1625 in der
Sammlung des Vereins für oberfränkifche Gefchichte und

Altertumskunde in
Bayreuth (Abb. 12)1

ift mit der fixenden Figur der Fortitudo be-
malt. Stil und Farbenftimmung zeigen einen
ähnlichen Charakter wie auf demGlafeAbb.il.
Die Rundfeheibe foll aber nach einer Über-
lieferung aus der Bifchofsgrüner Kirche ftam-
men. Man vergleiche ferner die Form des
Kelches, den die Fides in der rechten Hand
hält mit den Kelchen auf Abb. 4 und 5; die
Formen find alle identifch.

Einige befonders fchöne Gläfer diefer Gruppe,
die uns die Vielfeitigkeit der oberfränkifchen
Hütten im beften Lichte zeigen, verdienen
noch im Bilde wiedergegeben zu werden:

Ein Reichsadlerhumpen mit den Quater-
nionenwappen auf den Flügeln des Reichsadlers
vom Jahre 1614 im Berliner Kunftgewerbe-
mufeum (Abb. 13): weiße lineare Flachbogen-
borte als obere Begrenzung einer durch kalli-
graphifche Schnörkel in Punktmanier belebten
Goldzone.

1 Die Aufnahme verdanke ich Herrn Stadtbaurat
Brunner in Bayreuth.

Äbb. 18. Walzenkrug von 1748

in der Sammlung Lang in Berlin

Äbb. 17. Erinnerungshumpen
an den Weftfälifchen Frieden
von 1650

im Berliner Kunftgewerbemufeum

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