Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0376
DOI Heft:
Heft 19/20
DOI Artikel:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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DIE OBERFRANKISCHEN EMAILGLÄSER
als ein ficheres Erzeugnis der böhmifchen Glashütte in
Falkenau zu gelten hat. Das Flachbogenmotiv ift um
Schnörkel und Ringelchen bereichert. Der Stil der figür-
lichen Malerei erinnert aber in keiner Weife an den
Figurenftil der oberfränkifchen Gläfer. Die Zeichnung
ift flüchtiger, aber dafür auch lockerer und flotter, nicht
fo ftreng gefchloffen, flächig und konventionell wie auf
den bisher als oberfränkifch beftimmten Gläfern. Ferner
verweife ich noch auf einen 1598 datierten Henkelkrug
böhmifcher Herkunft (Abb. 99 bei R. Schmidt), der auch
das Flachbogenmotiv trägt, aber feinem Stil nach eben-
falls nicht unter den oberfränkifchen Gläfern unterzu-
bringen ift.
Eine zweite Gruppe von Gläfern, die ficher in den
fichtelgebirgifchen Hütten entftanden ift, lernen wir ken-
nen durch das Schregerfche Familienglas vom Jahre 1659
(Abb. 21a u. b)\ das Herrn Privatier Grabner in Hof a. S.
gehört und von dem Befifeer wegen feiner verwandt-
fchaftlichen Beziehungen zu dem ehemaligen Hammer-
herrngefchlecht der Schreyer hoch in Ehren gehalten
wird. Der Familie Schreyer gehörte außer anderen Be-
fifeungen im Fichtelgebirge auch das große Hammerwerk
... __ ... . , in Bifchofsgrün. Damit ift wohl einwandfrei die Her-
von 1667 kunft diefes Glafes aus einer Bifchofsgruner Glashütte
auf der Fefte Koburg gegeben. Der Figurenftil weicht in einigen unbedeuten-
den Kleinigkeiten von dem der bisher befprochenen
Gläfer ab. Die Figuren find nicht ganz fo frontal geftellt wie meiftens üblich, fondern
mehr im 8/4 Profil gegeben, die Zeichnung ift etwas lockerer
und flotter, befonders in der Haarbehandlung. Aber im großen
und ganzen fällt auch diefer Figurenftil nicht aus dem Rah-
men der fchon befprochenen Glasmalerei heraus; man ver-
gleiche nur die engen Zufammenhänge mit dem Wildtmaifter-
glas (Abb. 4). Die konventionelle Haltung der Figuren ift faft
diefelbe, auf beiden Gläfern hält der Mann in der Linken
einen Kelch, in der Rechten feine Handfchuhe, die Frau in
der Rechten eine Blume. Bei beiden Gläfern zeigt fich die
Tendenz der Raumfüllung. Werfen wir noch einen Blick auf
die Ornamentik! Das Flachbogenmotiv fehlt, dagegen ift die
goldene Zonenborte geblieben, die durch kleine Punktmüfter-
chen belebt und oben und unten von dem Zackenornament
eingefaßt ift, eine Randdekoration, die z. B. wiederkehrt
auf einem mit dem Ochfenkopf bemalten Glas der ehemaligen
Sammlung Schwarz.
Vom Jahre 1680 hat fich übrigens noch ein Willkomm
der Familie Schreyer erhalten (abgeb. im Verfteig.-Katalog
1 Die ausgezeichneten Aufnahmen verdanke ich dem Herrn Be-
ßker des Glafes. im Berliner Kunjlgewcrbemufeum
354
Abb. 23. Kavalierhumpen
von 1656
als ein ficheres Erzeugnis der böhmifchen Glashütte in
Falkenau zu gelten hat. Das Flachbogenmotiv ift um
Schnörkel und Ringelchen bereichert. Der Stil der figür-
lichen Malerei erinnert aber in keiner Weife an den
Figurenftil der oberfränkifchen Gläfer. Die Zeichnung
ift flüchtiger, aber dafür auch lockerer und flotter, nicht
fo ftreng gefchloffen, flächig und konventionell wie auf
den bisher als oberfränkifch beftimmten Gläfern. Ferner
verweife ich noch auf einen 1598 datierten Henkelkrug
böhmifcher Herkunft (Abb. 99 bei R. Schmidt), der auch
das Flachbogenmotiv trägt, aber feinem Stil nach eben-
falls nicht unter den oberfränkifchen Gläfern unterzu-
bringen ift.
Eine zweite Gruppe von Gläfern, die ficher in den
fichtelgebirgifchen Hütten entftanden ift, lernen wir ken-
nen durch das Schregerfche Familienglas vom Jahre 1659
(Abb. 21a u. b)\ das Herrn Privatier Grabner in Hof a. S.
gehört und von dem Befifeer wegen feiner verwandt-
fchaftlichen Beziehungen zu dem ehemaligen Hammer-
herrngefchlecht der Schreyer hoch in Ehren gehalten
wird. Der Familie Schreyer gehörte außer anderen Be-
fifeungen im Fichtelgebirge auch das große Hammerwerk
... __ ... . , in Bifchofsgrün. Damit ift wohl einwandfrei die Her-
von 1667 kunft diefes Glafes aus einer Bifchofsgruner Glashütte
auf der Fefte Koburg gegeben. Der Figurenftil weicht in einigen unbedeuten-
den Kleinigkeiten von dem der bisher befprochenen
Gläfer ab. Die Figuren find nicht ganz fo frontal geftellt wie meiftens üblich, fondern
mehr im 8/4 Profil gegeben, die Zeichnung ift etwas lockerer
und flotter, befonders in der Haarbehandlung. Aber im großen
und ganzen fällt auch diefer Figurenftil nicht aus dem Rah-
men der fchon befprochenen Glasmalerei heraus; man ver-
gleiche nur die engen Zufammenhänge mit dem Wildtmaifter-
glas (Abb. 4). Die konventionelle Haltung der Figuren ift faft
diefelbe, auf beiden Gläfern hält der Mann in der Linken
einen Kelch, in der Rechten feine Handfchuhe, die Frau in
der Rechten eine Blume. Bei beiden Gläfern zeigt fich die
Tendenz der Raumfüllung. Werfen wir noch einen Blick auf
die Ornamentik! Das Flachbogenmotiv fehlt, dagegen ift die
goldene Zonenborte geblieben, die durch kleine Punktmüfter-
chen belebt und oben und unten von dem Zackenornament
eingefaßt ift, eine Randdekoration, die z. B. wiederkehrt
auf einem mit dem Ochfenkopf bemalten Glas der ehemaligen
Sammlung Schwarz.
Vom Jahre 1680 hat fich übrigens noch ein Willkomm
der Familie Schreyer erhalten (abgeb. im Verfteig.-Katalog
1 Die ausgezeichneten Aufnahmen verdanke ich dem Herrn Be-
ßker des Glafes. im Berliner Kunjlgewcrbemufeum
354
Abb. 23. Kavalierhumpen
von 1656