Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0380
DOI issue:
Heft 19/20
DOI article:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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DIE OBERFRÄNKISCHEN EMAILGLASER
Beifpiel bilde ich den Krug der Fa-
milie Schmidt im Germanifchen Mu-
feum ab (Äbb. 28). Die unter Bo-
genftellungen ftehenden Figuren find
frontal geftellt und zeigen jene kon-
ventionelle Haltung wie fie auch
auf den oberfränkifchen Gläfern
immer wiederkehrt. Man ziehe zum
Vergleich die Gläfer Äbb. 5, 7, 26
heran. Auf die ornamentalen Zu-
taten der Kreußener Krüge wie auf
die aus Emailtupfen gebildeten Ro-
fetten, die fternartigen Bildungen
aus aufgelegtem Blattgold und die
Wiederkehr diefer Ornamente auf
den oberfränkifchen Gläfern wurde
fchon hingewiefen.
Von Wichtigkeit ift ferner die
Wiederkehr einer Maiblumenftaude fowohl auf Kreußener
Krügen als auch auf oberfränkifchen Gläfern. Aller-
dings kommt diefes Motiv auch auf zahlreichen deutfchen Emailgläfern anderer Her-
kunft vor, aber auf einigen Kreußener Krügen und oberfränkifchen Gläfern zeichnet
es fich durch eine Befonderheit aus.
Auf einem Kreußener Kruge des Hafners Johann Wellner vom Jahre 1628 in der ehe-
Hbb. 32. Glas von 1691
im Germanifchen Mufeum
Äbb. 33. Jagdhumpen von 1671
im Germanifchen Mufeum
maligen Sammlung Lanna
(Abb. 29)1 gehen nämlich
von einigen Stengeln der
Maiblumenftaude Abzwei-
gungen aus, die fich kreu-
zen und volutenförmig am
Ende eingerollt find. Wenn
wir nun diefem Motiv mit
den fich kreuzenden Sten-
geln auch auf Gläfern be-
gegnen, fo liegt ficher
eine gegenfeitige Kopie
und der engfte Zufam-
menhang vor, fo daß Glä-
fer mit diefer Stengelbil-
dung zunächft als ober-
fränkifch bezeichnet wer-
den können, wenn der
fonftige Stil nicht ganz
dagegen fpricht. So kehrt
z. B. das Motiv der fich
kreuzenden Stengel wieder
auf einem Willkomm vom
Äbb. 34. Humpen von 1633
in der Städt. Sammlung in Bamberg
Jahre 1685 im Berliner
Kunftgewerbemufeum (Ab-
bildung 30). Das Glas ift
deshalb von Bedeutung,
weil wir auch der Flach-
bogenbordüre wieder be-
gegnen. Durch das Motiv
der fich kreuzenden Stengel
wird alfo nochmals die
eingangs betonte Wichtig-
keit der Flachbogenbordüre
für die oberfränkifchen Glä-
fer wohl einwandfrei pcher
geftellt. Eine große Ähn-
lichkeit befteht ferner zwi-
fchen dem Lamm Gottes
auf einem Kreußener Krug
im Germanifchen Mufeum
(Abb. 31) und auf einem
Glafe vom Jahre 1691 eben-
1 Die Aufnahme verdanke
ich Herrn Direktorialaffiftenten
Dr. R. Schmidt.
358
Beifpiel bilde ich den Krug der Fa-
milie Schmidt im Germanifchen Mu-
feum ab (Äbb. 28). Die unter Bo-
genftellungen ftehenden Figuren find
frontal geftellt und zeigen jene kon-
ventionelle Haltung wie fie auch
auf den oberfränkifchen Gläfern
immer wiederkehrt. Man ziehe zum
Vergleich die Gläfer Äbb. 5, 7, 26
heran. Auf die ornamentalen Zu-
taten der Kreußener Krüge wie auf
die aus Emailtupfen gebildeten Ro-
fetten, die fternartigen Bildungen
aus aufgelegtem Blattgold und die
Wiederkehr diefer Ornamente auf
den oberfränkifchen Gläfern wurde
fchon hingewiefen.
Von Wichtigkeit ift ferner die
Wiederkehr einer Maiblumenftaude fowohl auf Kreußener
Krügen als auch auf oberfränkifchen Gläfern. Aller-
dings kommt diefes Motiv auch auf zahlreichen deutfchen Emailgläfern anderer Her-
kunft vor, aber auf einigen Kreußener Krügen und oberfränkifchen Gläfern zeichnet
es fich durch eine Befonderheit aus.
Auf einem Kreußener Kruge des Hafners Johann Wellner vom Jahre 1628 in der ehe-
Hbb. 32. Glas von 1691
im Germanifchen Mufeum
Äbb. 33. Jagdhumpen von 1671
im Germanifchen Mufeum
maligen Sammlung Lanna
(Abb. 29)1 gehen nämlich
von einigen Stengeln der
Maiblumenftaude Abzwei-
gungen aus, die fich kreu-
zen und volutenförmig am
Ende eingerollt find. Wenn
wir nun diefem Motiv mit
den fich kreuzenden Sten-
geln auch auf Gläfern be-
gegnen, fo liegt ficher
eine gegenfeitige Kopie
und der engfte Zufam-
menhang vor, fo daß Glä-
fer mit diefer Stengelbil-
dung zunächft als ober-
fränkifch bezeichnet wer-
den können, wenn der
fonftige Stil nicht ganz
dagegen fpricht. So kehrt
z. B. das Motiv der fich
kreuzenden Stengel wieder
auf einem Willkomm vom
Äbb. 34. Humpen von 1633
in der Städt. Sammlung in Bamberg
Jahre 1685 im Berliner
Kunftgewerbemufeum (Ab-
bildung 30). Das Glas ift
deshalb von Bedeutung,
weil wir auch der Flach-
bogenbordüre wieder be-
gegnen. Durch das Motiv
der fich kreuzenden Stengel
wird alfo nochmals die
eingangs betonte Wichtig-
keit der Flachbogenbordüre
für die oberfränkifchen Glä-
fer wohl einwandfrei pcher
geftellt. Eine große Ähn-
lichkeit befteht ferner zwi-
fchen dem Lamm Gottes
auf einem Kreußener Krug
im Germanifchen Mufeum
(Abb. 31) und auf einem
Glafe vom Jahre 1691 eben-
1 Die Aufnahme verdanke
ich Herrn Direktorialaffiftenten
Dr. R. Schmidt.
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