Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0382
DOI Heft:
Heft 19/20
DOI Artikel:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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DIE OBERFRÄNKISCHEN EMAILGLÄSER
Glas vom Jahre 1663 in den ftädtifchen Sammlungen in
Bamberg (Abb. 34). Die Farben diefes Glafes find von einer
außerordentlichen Wärme und Tiefe. Wundervoll ift der
manganviolett gefärbte Leib des Drachen mit Flügeln, die
gegen das Licht gehalten in einem herrlich leuchtenden Wein-
rot erftrahlen. Dasfelbe Rot kehrt wieder in der Lanze, dem
Zaumzeug und in den flatternden Bändern, die Rüftung ift
blau. Die Zeichnung felbft ift voller Schwung und Leben.
Ein Vergleich an Ort und Stelle mit dem Fichtelgebirgs-
humpen (Abb. 2) lehrt ohne weiteres die Herkunft diefes
Glafes aus einer Hütte des Fichtelgebirges.
Weit roher bemalt find zwei Gläfer aus dem Kunftge-
werbemufeum in Prag (Abb. 35 und 36), die auch einwand-
frei als fichtelgebirgifche Erzeugniffe zu gelten haben. Das
mit dem Ochfenkopf bemalte Glas vom Jahre 1699 zeigt
einen Bergmann, der nach den fagenhaften Schäden im
Inneren des Berges gräbt, das Glas vom Jahre 1677 ift be-
malt mit dem Wappen des Bifchofs Philipp Valentin von
Bamberg. Die Gläfer zeigen eine gemeinfame Randorna-
mentik, die eine Herkunft aus ein und derfelben Hütte nahe-
legen. Das Wappenglas zeigt außerdem noch die fdion
öfter genannte intermittierende Zonenlinie. Die Zeichnung
auf diefen beiden Gläfern ift roh und unerfreulich.
Wegen feiner Form ver-
Äbb. 37. Humpen des
Webermeifters Döring
von 1719
auf der Fefte Koburg
dient noch Beachtung ein
Weinglas der Fefte Koburg
(auf Abb. 1), das vom Jahre
1737 ftammt und nach feiner
Auf fchrift von „Joh. Chr.
Glaffer von Bifchofsgrün“, einem Mitglied der bekann-
ten Glasmacherfamilie, bemalt ift. Neben den allbe-
kannten Auffchriften fteht auf dem Glafe noch: „Vivat
mein Herr Vetter, Stadt Haubtmann in der Keyfferl.
Freyen Reichs Stadt Schweinfurth“.
Auch auf Kugelfüßen ftehende walzenförmige Be-
cher, wie fie befonders Sdiaper mit feinen Schwarz-
lotmalereien verzierte, wurden in den oberfränkifchen
Hütten hergeftellt und bemalt. Beifpiel: ein Becher des
Schuhmachers Joh. Döring vom Jahre 1717 in dem
Bayrifchen Gewerbemufeum in Nürnberg. Auch ein in
einen eckigen geftreiften Model geblafener konifcher
Becher findet fich in demfelben Mufeum, bemalt mit
dem Doppelwappen Brandenburg-Württemberg und
dem Ochfenkopf. An Stelle der Flachbogenbordüre ift
ein rautenförmiges Mufter getreten.
Ein fehr gut gemaltes Glas vom Jahre 1719, das
uns noch eine neue, aus Lorbeerblättern begehende
Äbb. 38. Humpen des Pfarrers
Flitner in Donndorf von 1711
im Germanifchen Mufeum
360
Glas vom Jahre 1663 in den ftädtifchen Sammlungen in
Bamberg (Abb. 34). Die Farben diefes Glafes find von einer
außerordentlichen Wärme und Tiefe. Wundervoll ift der
manganviolett gefärbte Leib des Drachen mit Flügeln, die
gegen das Licht gehalten in einem herrlich leuchtenden Wein-
rot erftrahlen. Dasfelbe Rot kehrt wieder in der Lanze, dem
Zaumzeug und in den flatternden Bändern, die Rüftung ift
blau. Die Zeichnung felbft ift voller Schwung und Leben.
Ein Vergleich an Ort und Stelle mit dem Fichtelgebirgs-
humpen (Abb. 2) lehrt ohne weiteres die Herkunft diefes
Glafes aus einer Hütte des Fichtelgebirges.
Weit roher bemalt find zwei Gläfer aus dem Kunftge-
werbemufeum in Prag (Abb. 35 und 36), die auch einwand-
frei als fichtelgebirgifche Erzeugniffe zu gelten haben. Das
mit dem Ochfenkopf bemalte Glas vom Jahre 1699 zeigt
einen Bergmann, der nach den fagenhaften Schäden im
Inneren des Berges gräbt, das Glas vom Jahre 1677 ift be-
malt mit dem Wappen des Bifchofs Philipp Valentin von
Bamberg. Die Gläfer zeigen eine gemeinfame Randorna-
mentik, die eine Herkunft aus ein und derfelben Hütte nahe-
legen. Das Wappenglas zeigt außerdem noch die fdion
öfter genannte intermittierende Zonenlinie. Die Zeichnung
auf diefen beiden Gläfern ift roh und unerfreulich.
Wegen feiner Form ver-
Äbb. 37. Humpen des
Webermeifters Döring
von 1719
auf der Fefte Koburg
dient noch Beachtung ein
Weinglas der Fefte Koburg
(auf Abb. 1), das vom Jahre
1737 ftammt und nach feiner
Auf fchrift von „Joh. Chr.
Glaffer von Bifchofsgrün“, einem Mitglied der bekann-
ten Glasmacherfamilie, bemalt ift. Neben den allbe-
kannten Auffchriften fteht auf dem Glafe noch: „Vivat
mein Herr Vetter, Stadt Haubtmann in der Keyfferl.
Freyen Reichs Stadt Schweinfurth“.
Auch auf Kugelfüßen ftehende walzenförmige Be-
cher, wie fie befonders Sdiaper mit feinen Schwarz-
lotmalereien verzierte, wurden in den oberfränkifchen
Hütten hergeftellt und bemalt. Beifpiel: ein Becher des
Schuhmachers Joh. Döring vom Jahre 1717 in dem
Bayrifchen Gewerbemufeum in Nürnberg. Auch ein in
einen eckigen geftreiften Model geblafener konifcher
Becher findet fich in demfelben Mufeum, bemalt mit
dem Doppelwappen Brandenburg-Württemberg und
dem Ochfenkopf. An Stelle der Flachbogenbordüre ift
ein rautenförmiges Mufter getreten.
Ein fehr gut gemaltes Glas vom Jahre 1719, das
uns noch eine neue, aus Lorbeerblättern begehende
Äbb. 38. Humpen des Pfarrers
Flitner in Donndorf von 1711
im Germanifchen Mufeum
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