Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0383
DOI Heft:
Heft 19/20
DOI Artikel:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
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DIE OBERFRANKISGHEN EMAILGLÄSER
Randdekoration kennen lehrt, befindet fich in
der Sammlung der Fefte Koburg (Abb. 37). Das
Glas, deffen Stil durchaus oberfränkifch ift, ge-
hörte einft dem Webermeifter J. E. Döring; die-
fem Namen begegnen wir in der Bayreuther Ge-
gend auf Schritt und Tritt. Dadurch ift die
Flerkunft genügend gefiebert, außerdem zeigt
der Maiblumenftrauß auf der Gegenfeite die fchon
mehrmals erwähnten fich kreuzenden Stengel
mit den eingerollten Enden, die wir als typifch
oberfränkifch bezeichneten.
Sicher in den Hütten des Fichtelgebirges
entftanden ift noch ein Glas vom Jahre 1711
(Abb. 38) im Germanifchen Mufeum, das nach
einer Infchrift auf dem Fußrande dem Pfarrer
Flitner zu Dandorff gehört (Donndorf bei Bay-
reuth). Die obere Bordüre ift uns bekannt, die
untere, eine in weißen Farben aufgetragene
Ranke, die z. B. ähnlich, nur feiner, vorkommt
auf dem Glafe Abb. 6. Dargeftellt ift auf dem
Glafe ein luftiger Zecher zwifchen Mufikanten
und dem Teufel. Die dabeiftehenden Auf fchriften
find moralifierender Tendenz und ermahnen zu
einem befferen Lebenswandel.
Endlich möchte ich noch ein Glas der Fefte
Koburg abbilden, das möglicherweife den Lauen-
fteinerHütten zugefchriebenwerden kann(Abb.39).
Der Gefamteindruck weicht zwar nicht von den
Erzeugniffen der fichtelgebirgifchen Hütten ab, doch weifen die Namen der dargeftellten
Perfonen „Trückenbrodt“ und „Grofch“ mehr in die Koburger Gegend. Allerdings
kommt der Name „Türckenbrodt“ vereinzelt auch in Kronach vor.
Daß man in den Bifchofsgrüner Hütten kleine runde Glasfcheiben bemalte, beweift
die fchon befprochene Glasfcheibe (Abb. 12). Zweifelsohne einer Bifchofsgrüner Hütte
kann noch eine mit einem Megger bemalte Rundfeheibe vom Jahre 1655 im Germani-
fchen Mufeum (Abb. 40) zugefchrieben werden. Der Gefichtstyp des Mefegers ift genau
der nämliche, den die Figuren auf dem Schreyerglafe (Abb. 21b) haben.
Ebenfo wahrfcheinlich dürfte die Zuweifung einer mit dem Lamm Gottes bemalten
Rundfeheibe vom Jahre 1724 (Abb. 41) im Germanifchen Mufeum an oberfränkifche
Hütten fein. Man ziehe zum Vergleich Abb. 32 heran!
Im Bepße des Herrn Konfervators Dr. W. Stengel befindet fich noch eine recht
hübfehe Rundfeheibe vom Jahre 1665, die mit einem Crucifixus bemalt ift (Abb. 42).1
Um den Kreuzesftamm fchlingen fich Ranken, während die Darftellung von einem
Lorbeerkränzchen mit eingefetjten Rofettenblumen umrahmt wird. Ich möchte diefe
Scheibe bis auf weiteres deswegen den oberfränkifchen Hütten zufchreiben, weil die
Herftellung von Rundfcheiben — wie es den Anfchein hat — in den oberfränkifchen
Hütten recht beliebt war. Böhmifcher Herkunft ift die Rundfeheibe nicht. Denn auf
1 Die Aufnahme verdanke ich dem Herrn Beßrer der Scheibe.
361
Abb. 39. Humpen einer Bäckerzunft
von 1672
auf der Fefte Koburg
Randdekoration kennen lehrt, befindet fich in
der Sammlung der Fefte Koburg (Abb. 37). Das
Glas, deffen Stil durchaus oberfränkifch ift, ge-
hörte einft dem Webermeifter J. E. Döring; die-
fem Namen begegnen wir in der Bayreuther Ge-
gend auf Schritt und Tritt. Dadurch ift die
Flerkunft genügend gefiebert, außerdem zeigt
der Maiblumenftrauß auf der Gegenfeite die fchon
mehrmals erwähnten fich kreuzenden Stengel
mit den eingerollten Enden, die wir als typifch
oberfränkifch bezeichneten.
Sicher in den Hütten des Fichtelgebirges
entftanden ift noch ein Glas vom Jahre 1711
(Abb. 38) im Germanifchen Mufeum, das nach
einer Infchrift auf dem Fußrande dem Pfarrer
Flitner zu Dandorff gehört (Donndorf bei Bay-
reuth). Die obere Bordüre ift uns bekannt, die
untere, eine in weißen Farben aufgetragene
Ranke, die z. B. ähnlich, nur feiner, vorkommt
auf dem Glafe Abb. 6. Dargeftellt ift auf dem
Glafe ein luftiger Zecher zwifchen Mufikanten
und dem Teufel. Die dabeiftehenden Auf fchriften
find moralifierender Tendenz und ermahnen zu
einem befferen Lebenswandel.
Endlich möchte ich noch ein Glas der Fefte
Koburg abbilden, das möglicherweife den Lauen-
fteinerHütten zugefchriebenwerden kann(Abb.39).
Der Gefamteindruck weicht zwar nicht von den
Erzeugniffen der fichtelgebirgifchen Hütten ab, doch weifen die Namen der dargeftellten
Perfonen „Trückenbrodt“ und „Grofch“ mehr in die Koburger Gegend. Allerdings
kommt der Name „Türckenbrodt“ vereinzelt auch in Kronach vor.
Daß man in den Bifchofsgrüner Hütten kleine runde Glasfcheiben bemalte, beweift
die fchon befprochene Glasfcheibe (Abb. 12). Zweifelsohne einer Bifchofsgrüner Hütte
kann noch eine mit einem Megger bemalte Rundfeheibe vom Jahre 1655 im Germani-
fchen Mufeum (Abb. 40) zugefchrieben werden. Der Gefichtstyp des Mefegers ift genau
der nämliche, den die Figuren auf dem Schreyerglafe (Abb. 21b) haben.
Ebenfo wahrfcheinlich dürfte die Zuweifung einer mit dem Lamm Gottes bemalten
Rundfeheibe vom Jahre 1724 (Abb. 41) im Germanifchen Mufeum an oberfränkifche
Hütten fein. Man ziehe zum Vergleich Abb. 32 heran!
Im Bepße des Herrn Konfervators Dr. W. Stengel befindet fich noch eine recht
hübfehe Rundfeheibe vom Jahre 1665, die mit einem Crucifixus bemalt ift (Abb. 42).1
Um den Kreuzesftamm fchlingen fich Ranken, während die Darftellung von einem
Lorbeerkränzchen mit eingefetjten Rofettenblumen umrahmt wird. Ich möchte diefe
Scheibe bis auf weiteres deswegen den oberfränkifchen Hütten zufchreiben, weil die
Herftellung von Rundfcheiben — wie es den Anfchein hat — in den oberfränkifchen
Hütten recht beliebt war. Böhmifcher Herkunft ift die Rundfeheibe nicht. Denn auf
1 Die Aufnahme verdanke ich dem Herrn Beßrer der Scheibe.
361
Abb. 39. Humpen einer Bäckerzunft
von 1672
auf der Fefte Koburg