Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0386
DOI issue:
Heft 19/20
DOI article:Zeh, Ernst: Die Oberfränkischen Emailgläser
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0386
DIE OBERFRÄNKISCHEN EMAILGLÄSER
Äbb. 43. Humpen von 1608 und 1611
im Bayrifchen Gewerbemufeum in Nürnberg
auch die Schuppenbordüre auf Goldgrund nicht eigen ift. Ebenfo böhmifcher Herkunft
ift das Glas des Krompacher Glasmalers Hofmann vom Jahre 1611 in demfelben
Mufeum (Äbb. A3 rechts), das mit oberfränkifchen Gläfern nicht verwechfelt werden
kann. Zum Vergleich möge man die reich illuftrierten Kapitel über die anderen Email-
gläfer in R. Schmidts Handbuch noch heranziehen!
Was nun die äfthetifche Wertung der oberfränkifchen Emailgläfer betrifft, fo können
fie [ich freilich nicht meffen mit den äußerft feinen und künftlerifch hochftehenden
Schapergläfern oder mit den venetianifchen Emailgläfern mit ihrem tiefen, warmen und
fprühenden Kolorit. Als Erzeugniffe einer gefunden Volkskunft verdienen jedoch die
befferen Stücke volle Beachtung und dauernde Wcrtfchätjung. Urwüchfig und dekorativ
ift der farbenfrohe Stil diefer Gläfer, die fo recht in die bürgerliche Wohnung und in die
Zunftftube paßten. Turmhoch ftehen die forgfamer bemalten oberfränkifchen Gläfer über
fo manchem raffinierten, gleißenden, aber feelenlofen Produkt der modernen Glasinduftrie.
Ich fchließe meine kurze Arbeit über die oberfränkifchen Emailgläfer. Eine er-
fchöpfende Behandung diefes Themas lag mir fern. Es galt nur, die Haupttypen auf
Grund der ftiliftifchen Unterfuchungen herauszuheben, fo daß dadurch die Zuweifung
der hier nicht angeführten und vielleicht noch nicht beftimmten oberfränkifchen Gläfer
erleichtert werden dürfte.
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Äbb. 43. Humpen von 1608 und 1611
im Bayrifchen Gewerbemufeum in Nürnberg
auch die Schuppenbordüre auf Goldgrund nicht eigen ift. Ebenfo böhmifcher Herkunft
ift das Glas des Krompacher Glasmalers Hofmann vom Jahre 1611 in demfelben
Mufeum (Äbb. A3 rechts), das mit oberfränkifchen Gläfern nicht verwechfelt werden
kann. Zum Vergleich möge man die reich illuftrierten Kapitel über die anderen Email-
gläfer in R. Schmidts Handbuch noch heranziehen!
Was nun die äfthetifche Wertung der oberfränkifchen Emailgläfer betrifft, fo können
fie [ich freilich nicht meffen mit den äußerft feinen und künftlerifch hochftehenden
Schapergläfern oder mit den venetianifchen Emailgläfern mit ihrem tiefen, warmen und
fprühenden Kolorit. Als Erzeugniffe einer gefunden Volkskunft verdienen jedoch die
befferen Stücke volle Beachtung und dauernde Wcrtfchätjung. Urwüchfig und dekorativ
ift der farbenfrohe Stil diefer Gläfer, die fo recht in die bürgerliche Wohnung und in die
Zunftftube paßten. Turmhoch ftehen die forgfamer bemalten oberfränkifchen Gläfer über
fo manchem raffinierten, gleißenden, aber feelenlofen Produkt der modernen Glasinduftrie.
Ich fchließe meine kurze Arbeit über die oberfränkifchen Emailgläfer. Eine er-
fchöpfende Behandung diefes Themas lag mir fern. Es galt nur, die Haupttypen auf
Grund der ftiliftifchen Unterfuchungen herauszuheben, fo daß dadurch die Zuweifung
der hier nicht angeführten und vielleicht noch nicht beftimmten oberfränkifchen Gläfer
erleichtert werden dürfte.
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