DIE FAYENCEFABRIK IN JEVER
Fayencefabrik beworben. Die Genehmigung ift ihm erteilt; die Fabrik wird auch
angelegt worden fein und zwar von Taennich, denn in einem Zeugnis, das ihm der
Regierungsrat Brenneifen in Wittmund am 15. Mai 1760 ausftellt1, heißt es:
„Nachdem Johan Samuel Tönnius aus Sachfen gebürtig [ich hiefelbft ein halb Jahr
aufgehalten, um eine Vayance Fabrique mit einigen Intereffenten anzulegen, derfelbe
aber von hier nach Jever [ich mit der Wohnung ißo zu begeben gefonnen und um
ein Zeugnis wegen feines bisherigen Wohlverhaltens und Aufführung, auch daß er
hiefelbft nicht mehr engagiret fei, bei mir angefuchet hat: Als urkunde hiemit, daß be-
fagter Herr Tönnius fich honnet als ein braver Mann hiefelbft aufgeführet, und von
dem Burggrafen Hammerfchmid als Haupt-entrepreneur der Vayance-Fabrique dimiffiret
fei, nachdem er felbft vorher feine Dimiffion gefuchet hat.“2
Im Mai 1760 kommt Taennich nach Jever. In einem Regierungsbericht vom
23. Mai 1760 heißt es:
„Ein Arbeiter und zugleich Mahler aus der Meißnifchen Porzellan-Fabrik, der nach
Wittmund verfchrieben worden, dafelbft feine Rechnung aber nicht gefunden, hat fich
vor einigen Tagen mit abfchriftlich angelegtem Zeugniffe des Reg.-Rath Brenneifen,
als Wittmundifchen Beamten, hieher gewandt, um vorerft irden Gefchirr und
demnächft auch feines Porzellan zu verfertigen. Allein da wegen überall befefeter
Wohnungen kein Unterkommen für ihn war, wollte er fich wieder von hier weg-
begeben. Weil gleichwohl nicht nur fehr gute Töpfer-, fondern auch feinere Erde
in hiefigen Gegenden gegraben und gar nach Holland verfahren wird; man auch längft
gewünfehet, das felbige hier verarbeitet und dadurch vieles Geld fowohl im Lande er-
halten als hereingezogen werden möge. So hat man diefen Menfchen hier zu behalten
fich um fo mehr angelegen feyn laffen, da er die erforderlichen Einfichten und Ge-
fchicklichkeit zu einem folchen Werke befitjet, und zu der Anlage, welche jedoch von
einigen Privat-Perfonen befördert werden wird, keinen Vorfchuß verlanget
Die Regierung fchlägt dann das von Lochaufche Haus auf dem Stadtwall als vor-
läufige Wohnung für Taennich vor, deffen Einräumung denn auch am 30. Mai 1760
„gnädigft approbiret“ wird, worauf man zum Bau des Ofens und zur Einrichtung der
Fabrik fchreitet.
Am 28. Juli 1760 bittet „Toennich Por. Fabri.“ in einem Gefuch an den Fürften um
Nachlaß der Abgabe von 8 Schillingen für jedes Fuder Erde zwecks Forthelfung feiner
Fabrik, die er in kurzem dahin zu bringen gedenke, „Dafel-Servis und ander fein Guth
zu verfertigen, nachdem er mit zweyen Bränden bewiefen, was aus hiepger Erde zu
verfertigen ift. Das Gefchirr davon ift Zeuge und vorzüglicher, als alles frembd
1 Anlage zu einem Bericht des Regierungspräfident von Cappellmann und des Schloß-
hauptmanns v. Schiede in Jever an den Fürften von Anhalt-Zerbft wegen Errichtung einer Fayence-
fabrik in Jever.
2 In Wittmund ift jedenfalls die Fabrik auch angelegt worden, denn 1762 fucht Hammerfchmid
in Aurich um ein zehnjähriges privilegium exclusivum nach. Zwei Jahre fpäter bewarb fich
P. C. de Moll um die Erlaubnis zur Anlegung einer Fayencefabrik in Wittmund und im Jahre 1775
ging — anfeheinend auch aus Wittmund — bei der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich ein
Gefuch eines C. J. Offelblock ein, der eine Fabrik von feinem „Delfter Steingut“ anlegen wollte.
Sodann aber bemerkt ein Fabrikant von Statuen und Vafen aus Potterde, namens Minger Müller,
in einer Eingabe an diefelbe Kammer vom Jahre 1782, daß er in feiner Jugend in der ehe-
maligen Wittmunder Porzellan- und Fayence-Fabrik Statuen und Fayencefachen von
der feinften Erde und aus Wittmunder Potterde zu verfertigen gelernt habe. Erzeugniffe diefer
Fabrik find bisher nicht nachgewiefen.
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Fayencefabrik beworben. Die Genehmigung ift ihm erteilt; die Fabrik wird auch
angelegt worden fein und zwar von Taennich, denn in einem Zeugnis, das ihm der
Regierungsrat Brenneifen in Wittmund am 15. Mai 1760 ausftellt1, heißt es:
„Nachdem Johan Samuel Tönnius aus Sachfen gebürtig [ich hiefelbft ein halb Jahr
aufgehalten, um eine Vayance Fabrique mit einigen Intereffenten anzulegen, derfelbe
aber von hier nach Jever [ich mit der Wohnung ißo zu begeben gefonnen und um
ein Zeugnis wegen feines bisherigen Wohlverhaltens und Aufführung, auch daß er
hiefelbft nicht mehr engagiret fei, bei mir angefuchet hat: Als urkunde hiemit, daß be-
fagter Herr Tönnius fich honnet als ein braver Mann hiefelbft aufgeführet, und von
dem Burggrafen Hammerfchmid als Haupt-entrepreneur der Vayance-Fabrique dimiffiret
fei, nachdem er felbft vorher feine Dimiffion gefuchet hat.“2
Im Mai 1760 kommt Taennich nach Jever. In einem Regierungsbericht vom
23. Mai 1760 heißt es:
„Ein Arbeiter und zugleich Mahler aus der Meißnifchen Porzellan-Fabrik, der nach
Wittmund verfchrieben worden, dafelbft feine Rechnung aber nicht gefunden, hat fich
vor einigen Tagen mit abfchriftlich angelegtem Zeugniffe des Reg.-Rath Brenneifen,
als Wittmundifchen Beamten, hieher gewandt, um vorerft irden Gefchirr und
demnächft auch feines Porzellan zu verfertigen. Allein da wegen überall befefeter
Wohnungen kein Unterkommen für ihn war, wollte er fich wieder von hier weg-
begeben. Weil gleichwohl nicht nur fehr gute Töpfer-, fondern auch feinere Erde
in hiefigen Gegenden gegraben und gar nach Holland verfahren wird; man auch längft
gewünfehet, das felbige hier verarbeitet und dadurch vieles Geld fowohl im Lande er-
halten als hereingezogen werden möge. So hat man diefen Menfchen hier zu behalten
fich um fo mehr angelegen feyn laffen, da er die erforderlichen Einfichten und Ge-
fchicklichkeit zu einem folchen Werke befitjet, und zu der Anlage, welche jedoch von
einigen Privat-Perfonen befördert werden wird, keinen Vorfchuß verlanget
Die Regierung fchlägt dann das von Lochaufche Haus auf dem Stadtwall als vor-
läufige Wohnung für Taennich vor, deffen Einräumung denn auch am 30. Mai 1760
„gnädigft approbiret“ wird, worauf man zum Bau des Ofens und zur Einrichtung der
Fabrik fchreitet.
Am 28. Juli 1760 bittet „Toennich Por. Fabri.“ in einem Gefuch an den Fürften um
Nachlaß der Abgabe von 8 Schillingen für jedes Fuder Erde zwecks Forthelfung feiner
Fabrik, die er in kurzem dahin zu bringen gedenke, „Dafel-Servis und ander fein Guth
zu verfertigen, nachdem er mit zweyen Bränden bewiefen, was aus hiepger Erde zu
verfertigen ift. Das Gefchirr davon ift Zeuge und vorzüglicher, als alles frembd
1 Anlage zu einem Bericht des Regierungspräfident von Cappellmann und des Schloß-
hauptmanns v. Schiede in Jever an den Fürften von Anhalt-Zerbft wegen Errichtung einer Fayence-
fabrik in Jever.
2 In Wittmund ift jedenfalls die Fabrik auch angelegt worden, denn 1762 fucht Hammerfchmid
in Aurich um ein zehnjähriges privilegium exclusivum nach. Zwei Jahre fpäter bewarb fich
P. C. de Moll um die Erlaubnis zur Anlegung einer Fayencefabrik in Wittmund und im Jahre 1775
ging — anfeheinend auch aus Wittmund — bei der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich ein
Gefuch eines C. J. Offelblock ein, der eine Fabrik von feinem „Delfter Steingut“ anlegen wollte.
Sodann aber bemerkt ein Fabrikant von Statuen und Vafen aus Potterde, namens Minger Müller,
in einer Eingabe an diefelbe Kammer vom Jahre 1782, daß er in feiner Jugend in der ehe-
maligen Wittmunder Porzellan- und Fayence-Fabrik Statuen und Fayencefachen von
der feinften Erde und aus Wittmunder Potterde zu verfertigen gelernt habe. Erzeugniffe diefer
Fabrik find bisher nicht nachgewiefen.
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