Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 7.1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0458
DOI Heft:
Heft 23/24
DOI Artikel:Friedeberger, Hans: Ferdinand-von-Rayski-Ausstellung bei Paul Cassirer in Berlin
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26376#0458
FERDINAND VON RAYSKI-AUSSTELLUNG BEI PAUL CASSIRER IN BERLIN
Äbb. 1. F. VON RflYSKI, Bildnis der Frau Jofephine von Zobel
nur in dem Bildnis der jungen Gräfin Seinsheim deutlich heraus. Vor Stieler wie vor
Kügelgen hatRayski die unvergleichlich viel beffere Malerei voraus, außerdem aber auch
den fehr individuellen, durchaus überzeugenden Gefichtsausdruck, namentlich in den
Männerbildniffen, wo troß allem gelegentlichen Aufwand an Faltenwefen und zackig-
temperamentvollen Kragenecken durdiaus die Gepellter herrfchen. Hier hilft der Anzug
das Bild fchließen, der ganz fchlicht einfarbig iß und nur foviel Farbe in Nebenfachen
erhält, um das Bild nicht tot erfcheinen zu laßen. Bei den Frauenbildnißen ift Rayski
dagegen nicht immer fo glücklich gewefen, und er hat deren denn auch in fpäteren
Jahren nur wenige gemalt. In den Würzburger Jahren überwiegen fie. Aber felbft da,
wo, wie auf dem Bilde der Gräfin Einfiedel, der Blick der blauen Augen und die Eigenart
des Gefichtes trefflich erfaßt und wiedergegeben find, beherrfcht doch das Koftüm den
Eindruck. Er hat ftarke Farben niemals zufammenbringen können. Wo fie gefordert
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Äbb. 1. F. VON RflYSKI, Bildnis der Frau Jofephine von Zobel
nur in dem Bildnis der jungen Gräfin Seinsheim deutlich heraus. Vor Stieler wie vor
Kügelgen hatRayski die unvergleichlich viel beffere Malerei voraus, außerdem aber auch
den fehr individuellen, durchaus überzeugenden Gefichtsausdruck, namentlich in den
Männerbildniffen, wo troß allem gelegentlichen Aufwand an Faltenwefen und zackig-
temperamentvollen Kragenecken durdiaus die Gepellter herrfchen. Hier hilft der Anzug
das Bild fchließen, der ganz fchlicht einfarbig iß und nur foviel Farbe in Nebenfachen
erhält, um das Bild nicht tot erfcheinen zu laßen. Bei den Frauenbildnißen ift Rayski
dagegen nicht immer fo glücklich gewefen, und er hat deren denn auch in fpäteren
Jahren nur wenige gemalt. In den Würzburger Jahren überwiegen fie. Aber felbft da,
wo, wie auf dem Bilde der Gräfin Einfiedel, der Blick der blauen Augen und die Eigenart
des Gefichtes trefflich erfaßt und wiedergegeben find, beherrfcht doch das Koftüm den
Eindruck. Er hat ftarke Farben niemals zufammenbringen können. Wo fie gefordert
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