VERMISCHTES ° LITERATUR
SÄN FRÄNZISKO Äuf der Weltausftel-
lung erhielten von den wenigen deutfehen Künft-
lern, die dort ausftellten, folgende Auszeich-
nungen: Franz v. Stuck, Heinrich v. Zügel
(Ehrenmedaille); Leo Puß, Kurt Hgthe, Heinrich
Knirr (goldene Medaille); Walter Thor, Her-
mann Volkerling, Max Thedy, Richard Müller,
Oskar Schanze (filberne Medaille); Wilhelm Ham-
buchen, Erich Kips (Bronzemedaille).
WEIMÄR Nachdem der Direktor der Groß-
herzoglichen Kunftgewerbefchule, Henry
van de Velde, bereits vor dem Kriege fein Ver-
hältnis zur Änftalt gelöft hatte, ift jeßt den (amt-
lichen Lehrkräften zum 1.Oktober 1915 gekündigt
worden. Es ift nicht recht erfichtlich, ob es (ich
dabei um formelle Kündigungen handelt, um für
die Neueinrichtung der Schule völlig freie Hand
zu behalten, oder ob man die Äbficht hat, die
Änftalt ganz aufzulöfen. Die Begründung der
Kündigungen durch das Großherzogliche Staats-
minifterium läßt beide Möglichkeiten zu.
LITERATUR
EIN NEUES WERK ÜBER SAMMLER-
STEMPEL. Ein dringend nötiges Handbuch
über Sammlerftempel, das das fdion längft
vergriffene und heute ganz unzulängliche Werk
von L. Fagan (Collectors Marks, 1883) er-
feßen foll, ift feit einiger Zeit in Angriff ge-
nommen worden, unter Benutzung fowohl des
Materials, das der verftorbene Budapefter Prof,
von Elifcher fchon zu einem ähnlichen Zwecke
zufammengebracht hatte, als auch der reich-
haltigen Notizen von weiland Ä. W. Thibau-
deau, welche in dankenswerter Weife von der
Witwe von Elifchers und dem Berliner Kupfer-
ftichkabinett zur Verfügung geftellt wurden. Auf
Grund ausgedehnter Unterfudiungen und ander-
weitig in freundlichfter Weife erhaltener Mit-
wirkung ift es dem Verfaffer fchon jeßt gelungen,
die Zahl der von Fagan erwähnten Zeichen um
das Dreifache zu vergrößern.
Um möglichfte Vollftändigkeit zu erzielen, bittet
der Bearbeiter, Herr Friß Lugt, um gütige
Zufendung von allen geeigneten Hinweifen auf
wenig bekannte Sammlerftempel und Identifizie-
rung von bisher ungedeuteten Zeichen fowie
von Originalabdrücken und Paufen von eigenen
und fremden Sammlermarken (auch von hand-
fchriftlidien), und zwar an feine Ädreffe: van
Baerleftraat 10, Amfterdam.
Auch Zeichen von öffentlichen Sammlungen
und von Händlern follen in das Werk aufge-
nommen werden, ebenfo Perfonalien, Angaben
nber Verweigerungen, Schenkungen ufw.
VON DEUTSCHER KULTUR UND KUNST.
Im Verlage von Quelle & Meyer in Leipzig
ift die Rede erfchienen, die Erich Mareks bei
der Lichtwark-Gedenkfeier der Hamburger
Kunfthalle gehalten hat,1 ein Denkmal ftarker
perfönlicher Liebe und feinften hiftorifchen Ver-
ftändniffes, voll begeifterter Zuftimmung zu der
Perfönlichkeit wie zu der Leiftung Lichtwarks,
und doch mit offenem Blick für die Begrenzung
auch diefer Univerfalität und voller Unbeirrbar-
keit in den Fragen, die an diefes Leben ge-
richtet werden müffen. Und fo erlebt man denn
diefes vorbildliche Däfern noch einmal, und viel-
leicht jeßt mit größerem Schmerze als unmittel-
bar nach dem Verluft. Niemals hätten wir den
Präzeptor Germaniae, als den ihn Liebermann
gefeiert hat, nötiger gebraucht, als in diefen
Jahren und in denen, die folgen werden,
feine unbeftechliche Ehrlichkeit, die Weite und
Freiheit feines Wefens, vor allem aber die
zwingende Macht feiner Perfönlichkeit, die allen
denen fehlt, die, mit reinftem Willen und ftarker
Empfindung, in feinem Sinne heute zum deutfehen
Volke fpredien wollen. Alle die Mächte, gegen
die er die Generation Liebermanns, ihm die
verwandtefte, durchgefeßt hat, find wieder am
Werk, um unter dem Deckmantel eines falfch ver-
ftandenen Deutfchtums deutfehe Kunft und Kultur
einzuengen. Es ift Herrn Ädelbert Matthaei
Vorbehalten geblieben, in einem Vortrag „Der
Krieg von 1914 und die bildende Kunft
in Deutfchland “, den er im Rahmen der „vater-
ländifchen Reden“ zugunften der „Kriegshilfe“
in Danzig gehalten hat (Danzig, Verlag und Druck
von A. W. Kafemann 1914), mit einer Einfeitig-
keit und Voreingenommenheit, die auch ein ent-
ftelltes Zitat nicht fcheut, den fchädiidien Einfluß
Lichtwarks, Muthers, Liebermanns und — natür-
lich — Tfchudis auf die deutfehe Kunft feftzu-
ftellen, und wieder das Deutfehe im Inhalt und
Stoff zu fuchen, wobei es ihm keine Skrupel
macht, daß er überhaupt nicht einmal definieren
kann, was deutfehe Kunft denn eigentlich fei.
Da ift es denn weiter nicht verwunderlich, daß
er „auf internationalen Ausheilungen vergeblich
deutfehe Art von franzößfeh beeinflußter Art zu
unterfcheiden gefucht“ habe. Man kann darauf
nur erwidern, daß das jedenfalls nicht die Schuld
der neueren deutfehen Kunft ift.
Was deutfeh in der modernen Kunft fei, dafür
kann fleh Herr Matthaei in dem vortrefflichen
Vortrag „DerKrieg und die deutfehe Kunft“
Rats erholen, den Guftav Pauli in der Reihe
der „Deutfehen Vorträge Hamburgifcher Profef-
1 Eridi Mareks, Äifred Liditwark und fein Lebenswerk.
Leipzig 1914, Quelle & Meyer. (Kart. M. 1.20).
339
SÄN FRÄNZISKO Äuf der Weltausftel-
lung erhielten von den wenigen deutfehen Künft-
lern, die dort ausftellten, folgende Auszeich-
nungen: Franz v. Stuck, Heinrich v. Zügel
(Ehrenmedaille); Leo Puß, Kurt Hgthe, Heinrich
Knirr (goldene Medaille); Walter Thor, Her-
mann Volkerling, Max Thedy, Richard Müller,
Oskar Schanze (filberne Medaille); Wilhelm Ham-
buchen, Erich Kips (Bronzemedaille).
WEIMÄR Nachdem der Direktor der Groß-
herzoglichen Kunftgewerbefchule, Henry
van de Velde, bereits vor dem Kriege fein Ver-
hältnis zur Änftalt gelöft hatte, ift jeßt den (amt-
lichen Lehrkräften zum 1.Oktober 1915 gekündigt
worden. Es ift nicht recht erfichtlich, ob es (ich
dabei um formelle Kündigungen handelt, um für
die Neueinrichtung der Schule völlig freie Hand
zu behalten, oder ob man die Äbficht hat, die
Änftalt ganz aufzulöfen. Die Begründung der
Kündigungen durch das Großherzogliche Staats-
minifterium läßt beide Möglichkeiten zu.
LITERATUR
EIN NEUES WERK ÜBER SAMMLER-
STEMPEL. Ein dringend nötiges Handbuch
über Sammlerftempel, das das fdion längft
vergriffene und heute ganz unzulängliche Werk
von L. Fagan (Collectors Marks, 1883) er-
feßen foll, ift feit einiger Zeit in Angriff ge-
nommen worden, unter Benutzung fowohl des
Materials, das der verftorbene Budapefter Prof,
von Elifcher fchon zu einem ähnlichen Zwecke
zufammengebracht hatte, als auch der reich-
haltigen Notizen von weiland Ä. W. Thibau-
deau, welche in dankenswerter Weife von der
Witwe von Elifchers und dem Berliner Kupfer-
ftichkabinett zur Verfügung geftellt wurden. Auf
Grund ausgedehnter Unterfudiungen und ander-
weitig in freundlichfter Weife erhaltener Mit-
wirkung ift es dem Verfaffer fchon jeßt gelungen,
die Zahl der von Fagan erwähnten Zeichen um
das Dreifache zu vergrößern.
Um möglichfte Vollftändigkeit zu erzielen, bittet
der Bearbeiter, Herr Friß Lugt, um gütige
Zufendung von allen geeigneten Hinweifen auf
wenig bekannte Sammlerftempel und Identifizie-
rung von bisher ungedeuteten Zeichen fowie
von Originalabdrücken und Paufen von eigenen
und fremden Sammlermarken (auch von hand-
fchriftlidien), und zwar an feine Ädreffe: van
Baerleftraat 10, Amfterdam.
Auch Zeichen von öffentlichen Sammlungen
und von Händlern follen in das Werk aufge-
nommen werden, ebenfo Perfonalien, Angaben
nber Verweigerungen, Schenkungen ufw.
VON DEUTSCHER KULTUR UND KUNST.
Im Verlage von Quelle & Meyer in Leipzig
ift die Rede erfchienen, die Erich Mareks bei
der Lichtwark-Gedenkfeier der Hamburger
Kunfthalle gehalten hat,1 ein Denkmal ftarker
perfönlicher Liebe und feinften hiftorifchen Ver-
ftändniffes, voll begeifterter Zuftimmung zu der
Perfönlichkeit wie zu der Leiftung Lichtwarks,
und doch mit offenem Blick für die Begrenzung
auch diefer Univerfalität und voller Unbeirrbar-
keit in den Fragen, die an diefes Leben ge-
richtet werden müffen. Und fo erlebt man denn
diefes vorbildliche Däfern noch einmal, und viel-
leicht jeßt mit größerem Schmerze als unmittel-
bar nach dem Verluft. Niemals hätten wir den
Präzeptor Germaniae, als den ihn Liebermann
gefeiert hat, nötiger gebraucht, als in diefen
Jahren und in denen, die folgen werden,
feine unbeftechliche Ehrlichkeit, die Weite und
Freiheit feines Wefens, vor allem aber die
zwingende Macht feiner Perfönlichkeit, die allen
denen fehlt, die, mit reinftem Willen und ftarker
Empfindung, in feinem Sinne heute zum deutfehen
Volke fpredien wollen. Alle die Mächte, gegen
die er die Generation Liebermanns, ihm die
verwandtefte, durchgefeßt hat, find wieder am
Werk, um unter dem Deckmantel eines falfch ver-
ftandenen Deutfchtums deutfehe Kunft und Kultur
einzuengen. Es ift Herrn Ädelbert Matthaei
Vorbehalten geblieben, in einem Vortrag „Der
Krieg von 1914 und die bildende Kunft
in Deutfchland “, den er im Rahmen der „vater-
ländifchen Reden“ zugunften der „Kriegshilfe“
in Danzig gehalten hat (Danzig, Verlag und Druck
von A. W. Kafemann 1914), mit einer Einfeitig-
keit und Voreingenommenheit, die auch ein ent-
ftelltes Zitat nicht fcheut, den fchädiidien Einfluß
Lichtwarks, Muthers, Liebermanns und — natür-
lich — Tfchudis auf die deutfehe Kunft feftzu-
ftellen, und wieder das Deutfehe im Inhalt und
Stoff zu fuchen, wobei es ihm keine Skrupel
macht, daß er überhaupt nicht einmal definieren
kann, was deutfehe Kunft denn eigentlich fei.
Da ift es denn weiter nicht verwunderlich, daß
er „auf internationalen Ausheilungen vergeblich
deutfehe Art von franzößfeh beeinflußter Art zu
unterfcheiden gefucht“ habe. Man kann darauf
nur erwidern, daß das jedenfalls nicht die Schuld
der neueren deutfehen Kunft ift.
Was deutfeh in der modernen Kunft fei, dafür
kann fleh Herr Matthaei in dem vortrefflichen
Vortrag „DerKrieg und die deutfehe Kunft“
Rats erholen, den Guftav Pauli in der Reihe
der „Deutfehen Vorträge Hamburgifcher Profef-
1 Eridi Mareks, Äifred Liditwark und fein Lebenswerk.
Leipzig 1914, Quelle & Meyer. (Kart. M. 1.20).
339