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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 1
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0048

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rich Sarrc, der die Erwerbung des Kunstwerkes
angeregt hat und es jetzt in den Berichten aus den
Berliner Museen veröffentlicht, rückt es mit dem
in Berlin schon vorhandenen Belief eines aufwar-
tenden Dieners zusammen. Die Neuerwerbung
zeigt einen Diener in pcrsischer Tracht, wie sie
noch heute ähnlich von den persischen Stämmen
der Luren und Bachtiaren getragen wird. Bcide
Reliefs befanden sich an einer kleinen Treppen-
anlage, die zu einem Ehrenhof neben dem Wohn-
palast des Xerxes emporführte und mit einer In-
schrift des Perserkönigs versehen war. Die Trep-
penwände schmückte ein solcher Fries von jugend-
lichcn Palastdienern, die die Treppenstufen em-
porsteigen und die die Vorbereitungen für oin

Aus der Ausstellung »Ein Jahrhundert französischer
Zeichnung« bei Paul Cassirer, Berlin

königliches Festmahl gelegentlich des Frühlings-
festes trugen: Lämmer, Tablette, Weinschläuche,
Speisedeckel usw. Die Kunst von Persepolis er-
scheint hier an ihrem llöhepunkte, selbständig,
ohne bestimmenden griechischen Einfluß, inner-
halb ihrcr orientalischen Gebimdenheit vollkom-
men. R.



BERLINER AUSSTELLUNGEN

Eugen Sniro / Fritz Klimsch / Christian
Schad

In der Kunsthand 1 ung V. Jlartberg bestä-
tigl sich die qualifizierte Annehmlichkeit der flau-
migen, dabei dichten und zusammengehaRenen
Malerei EugenSpiros. Sie entbehrt nicht
eines eigenen Schmelzes und gewinnt, in-
dem sie ihren Klang weich hervorbildet und
wohRemperiert rundet, manchen Reiz vor-
nehmer Augenbefriedigung. Eine gewählte
Palette, die im Landschaftlichen graugrüne
Werte bevorzugt, unterstützt diese Wirkung.
Während Versuche, das Turmhauslabyrinth
NewYorks zu erfassen, an der ganz auf Ruhe
und Gelassenheit gesteRten künstlerischen
Natur Spiros wenig RiickhaR finden, fühlt
sie sich im südfranzösischen und corsischen
Klima besonders wohl. Wie besonnte Land-
straßen in Wärme gehüRt und mußevoll
hingelehnt im Raume liegen, darin ist das
Temperament einer Zone gestaltet. Dem
Menschen kommt diese Kunst am nächsten
in der bequem konzentrierten Haltung einer
nicht zu aufregenden Lekttire.

Der Biklhauer Fritz Klimsch, den man
am gleichen Ort antrifft, stellt sich jetzt
mehr und mehr als schlagendes Gegenbei-
spielzuKolbedar, dessen Einwirkung allent-
halben bei ihm zutage tritt. So hat Klimsch
versucht, die allzuglatte Haut seiner damen-
schlanken Akte atmencl zu rauhen, — aber
es bleibt Überzug, der die Glätte der Auf-
fassung, die Leere des Fleisches nicht ver-
bergen kann. Die Figuren sind zu den ver-
schränktesten Stellungen abgerichtet, die
ebensoweit entfernt sind vom Selbstverständ-
lichen wie vom Bcsonderen und permutierte
Atelierposen bleiben. Keine Lust, kein Zwang
hat Besitz von diesen Gliedern, die eine
flaue Routine gefällig-kompliziertanordnet.

Bei Fritz Gurlitt Wiederbegegnung mit
den spiegelblanken Bildern von Christian
S c h a d , mit seinen unheimlich formenklar
aufgenommenen Porträts, waliren Email-
köpfen, die scharf aus dem Rahmen treten,
mit kalt und starr hinlackierten Gesell-
schaftstypen in provokanter Transparent-
kleidung. Eine glashart und eisig hingeschil-
derte Operationsszene vor allem ist dazuge-

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