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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 1
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0054

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Sung-Periode Kaiserliche Krone

(Siehe Abb. rechts) Detail vergrößert

das Mr. Marcli im Ivatalog besonders hervorhebt:
Die Goldkrone einer Kaiserin aus der Sung-Dyna-
stie, in feinstem Filigran mit der Eleganz und
jenem Yerständnis gearbeitet, das die Künstler ge-
rade jener Epoche auszeichnete. Da fünf Phönixe
mit herrlichen Schweifen das Iiauptmotiv dicses
Schmuckstückes bilden, darf man annehmen, daß
es einst ciner Kaiserin gehört. Yon dieser Art Ar-
beit findet man nur hie und da ein paar kleinerc
Vögel und Blütenzweige (s. Abb.).

Yamanakas hatten u. a. einc jener großen Ilolz-
statuen der sogenannten Göttin der Barmherzig-
keit aus der Sung-Zeit geschickt; Parish Watson
eine größere Anzahl ausgesuchtester Porzellaro.
Unter den Gemälden hefanden sicli zwei Rollcn
aus der Yuan-Zeit, Epen mit dramatischen Elc-
menten, die in unnachahmlicher Weise das Mo-
rncnt der Zeit und ihres Ablaufs in die hildende
Runst einführen. Die einc llolle war eine »Bam-
bussymphonie« in Schwarz und Weiß, in der aus
einem schlicliten Motiv ein ganzes musikalisch reich
gegliedertes Kunstwerk aufbaute. Erwähnt muß
noch werden, daß E. Worcli Prof. Sarres hekanntc
und oft veröffentlichtc Goldbronze des Maitreya,
des kommcndcn Buddha, heriihergeschickt hatte.
Diese Ausstcllung in der Stadt des weltbekannten,
ersten großen amerikanischen Chinasammlers
Charles L. Freer dürftc den allergrößten Einfluß
liaben.

Yon ! anderen Museumsausstellungen der lelzlcn
Monate seien noch erwähnt: Dic irn NewYorker
M e t r o p o 1 i t a n m u s e u m, die modernes Glas
und Teppichc in einer etwas willkürlichen Zu-
sammenstellung zeigte und die wachsende Bewe-
gung des modernen Kunstgewerbes wirksam zu för-
dern unternahm. Weiter eine umfassende Goti-

sche Auss t el l un g in Ro cli es tc r , zuder vielc
der bekannten Händler Werke von Bedeutung ge-
schickt hatten, u. a. Demottc, van Dicmen und die
Ivleinberger Gallcries; ferner eine Altmeister-
ausstellung in Minneapolis, auf der z.B.
Rembrandt, Frans llals, Rubens, van Dyck, Tinto-
retto, Guardi und die Engländer dcs 18. Jahrhun-
derts verlrclen waren. Zu den italicnischen Primi-
liven liatte A. S. Drey ein köstliches Triptychon
von Neri di Bicci »Madonna mit Kind und Heili-
gen« heigesteuert. Dieselbe Firma hatte eine Su-
sanne im Bade von Tintoretto, eine Rubens-Skizze
zu einem Bilde in der Lichtenstcin-Galerie, und
ein Gemülde von Wouwerman geschickt.

Im C1 e v e 1 a n d M u s e u m fand eine Ausstellung
französischer Kunst vom Bcginn des ig. Jahr-
hunderts bis zur unmittelbaren Gegenwart und
im B o s t o n e r M u s e u m cinc solche cler graphi-
schen Künste innerhalb der letzten hundertund-
fiinfzig Jahre statt. F.

*

NÜRNBERG

Oberbaurat Olto Ernst Schweizer in Nürnberg
übernimmt ain i.Januar ig3o eine ordentliche
Professur für Architektur an der Technischen
Hochschule in Karlsruhe. Der Leiter des Nürnber-
ger Bauwesens hat sich in den letzten Jahren mit
der Regelung der schwierigen Fragcn, dic die Alt-
stadt für die städtehauliche Entwicklung der Groß-
stadt stellt, einen hcrvorragendcn Namen gemacht
und in der Regelung dieser Fragen für Nürnberg
hesondere Verdienste crworben. Ühcr Schweizers
hisherige architektonische Leistung erschien übri-
gens eben erst eine Monographie aus der Feder
von Justus Bier, die hier noch gewürdigt wird
(F. E. Hübsch, Vcrlag, Berlin). r

COROTS »LANDSCHAFT MIT IIIRTIN«

Zu dem farbigen Titelbild des Heftes

Das diesem Ileft heigegebene farbige Titelbild ist
die Reproduktion eines Originalwerkes von Corot,
das der Oeuvrekatalog von Robaut unter der Num-
mer 553 verzcichnet und zwischen i8/|obisi85o
datiert. Robaut hcschreibt das Bild wic folgt: »Unc
vachere tricotant ä l’ombre d’un buisson aupres
d’un pre plante d’arbres.« Größn 6ox8ocm. Zur
Geschichte des Bildes teilt er weiter mit: »Of-
fcrt par Corot ä son ami M. Faulte du Puyparlier.
Collection Charles Herbert d’Amiens.« Aus die-
ser kam das Bild in die Collection Frappie. Als
Arbeit des heute wieder zu besonderer Aktualität
gelangten Meistcrs gehört diese Landschaft un-
zweifelhaft zu jenen salonfernen Bildern, die
unmittelbar vor der Natur entstanden sind und —
um mit Meier-Graefe zu sprechen — die Ent-
deckung des unbekannten Corot (nicht jenen des
Salon), reclitfertigen dürfen. B.

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