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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 2
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Lasch, Bernd: Meisterwerke deutscher und französischer Malerei des 19. Jahrhunderts: zur Ausstellung im Düsseldorfer Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0072

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Das Thema der künstlerischen Yerstän-
digung läßt sich nicht eindringlicher
illustrieren als durch Menzels Schaffen,
das unter dem Eindruck von Paris stand.
Man denkt sofort an sein »Theatre
Gymnase«, an den »Sonntag im Tuile-
riengarten« -— und vergleicht Manets
»Musique aux tuileries« —, Schöp-
fungen, die geniales Einfühlungsver-
mögen und doch soviel Eigenes be-
weisen. In der Ausstellung werden
Werke aus Menzels Entwicklung vor
Paris gezeigt: »Bildnis seines Bruders
Richard«, der »Blumenmarkt«, »Des
Künstlers Zimmer in der Ritterstraße«,
womit einerseits nichts über seine Be-
ziehung zu Frankreich gesagt wird,
andererseits der Künstler nicht bedeü-
tend genug in Erscheinung tritt. Leibl
wird durch dasBild der »alten Pariserin«
des Kölner Wallraf-Richartz-Museums
vertreten. Aberwelche malerischeWand-
lung der Einfluß Courbets in Leibl her-
voi'rief, erfahren wir damit nicht deut-
lich. Man hätte deutlichere Beweise in
der »Cocotte« oder dem »Bildnis des
Bürgermeisters Klein« heranziehen müs-
sen. Dagegen gehört das einzigartige
»Bildnis des Tierarztes Reindl in der
Laube« von 1890, eine der schönsten
Außerungen des deutschen Impressionis-
mus eigentlich nicht streng in diesen Zu-
sammenhang. Gewisse Beziehungen zu
einheimischen Kunstanschauungen iiaben zwei Bilder »Kellnerin« und »Waldland-
schaft« von Munkacsy, der zu Ende der sechziger Jahre in Düsseldorf mit Knaus und
Vautier zusammentraf und 1872 nach Paris reiste. Man hätte auch Bilder von
Knaus, Seibels und Burnier zeigen sollen, um die Verbindung der Düsseldorfer Maler-
schule mit Paris anzudeuten, konnte aber auf die Marine Andreas Achenbachs, die
neben den »Mädchen am Seineufer« von Courbet hängt, verzichten. Aus Max
Liebermanns Lebenswerk sind Beispiele der Entwicklung seit seinem Pariser Auf-
enthalt 1872 hervorgehoben. Die »Mutter mit Kind« von 1877 der Sammlung
Biermann in Bremen läßt noch deutlich das Vorbild Munkacsys nachklingen. Aber
Bilder wie die »Stopfende Alte« von 1880, zu der übrigens ein interessantes Gegen-
stück in dem »Interieur mit alter Frau« von Uhde gezeigt wird, der »Biergarten«
und ein Selhstbildnis sind durchaus eigenwüchsige Leistungen die man nicht mit
französischer Kunst vergleicht.

Bei dem nicht restlos durchgearbeiteten Versuch, clie Gegenüberstellung deutscher und
französisclier Malerei in logischer Verkniipfung der Entwicklung aufzubauen, ließ man
nicht jeden Künstler mit der ihm gebührenden Bedeutung zu W ort kommen. Erst
mit einigen typisch deutschen Werken, die oft in seltsamem Gegensatz zu ihren fran-

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Courbet

Bildnis Max Buchon
Vevey, Museum
 
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