Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI issue:
Heft 3
DOI article:
Sammler und Markt
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0118

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
der von Maulpcrtsch, 17/19 entstanden, und das
früheste bekannte Bild des Meisters; Gemälde von
Pellegrini, Faistauer, Adrion.

Im Sommer ip3o veranstaltet das Museum in den
Ausstellungsräumen des Schwörhauses, des ICunst-
vereins und des Kupferstichkabinetts eine Ausstel-
lung der Ulmer und oberschwäbischen Malerei
und Graphik aus der Zeit der Reformation und
Gegenreformation, etwa i55o bis 1700. Die Aus-
stellung soll vor allem dazu dienen, die Kenntnis
der Werke von Ulmer Künstlern, wie Jonas Ar-
nold, Georg Henneberger, Bartholomäus Sixt
Kummer, Johann Gottfried Pfautz, M. Resch, Jo-
hann Elias Ridinger, Georg Rieder d. Ä. und d. J.,
J. L. Schaller, Johann Andreas Schuech zuvermeh-
ren. Auch die Schöpfungen der Künstlerfamilien
der benachbarten Städte, wie der Schönfeld in
ISiberacIi und der Heiß in Memmingen sollen in
die Ausstellung einbezogen werden. Die Ausstel-
lung wird nicht nur die Kenntnis der Ulmer Bild-
nismalerei bereichern, sondern auch einen Über-
blick übcr die kirchliche Malerei der Pxenaissance
in dem protestantischen Gebiet der Reichsstadt
und den benachbarten katholischen Gebieten geben.

li

MEISTER BERTRAMS ALTAR IN BERLIN

Der auf der Londoner Versteigerung von Berliner
Händlern erworbene Altar ist nun bei Joh. Hin-
richsen zu sehen, nachdem der Ankaufvon seiten
der Hamburger Kunsthalle nicht getätigt worden

isl 1. Der Altar steht nun, vom Schmutz derJahr-
hunderte gereinigt, als ein Ganzes vor uns und
zwar in blendender Frische und großartiger Er-
haltung, als habe er erst vor wenig Jahren die
Werkstatt seines Meisters verlassen. Immer stärker
offenbart sich die Bedeutung dieses Frühwerkes
deutscher Malerei (um 1390), das seinesgleichen
kaum hat und clas unbedingt seinen Platz im
Deutschen Museum finden muß. Es wäre ein un-
ersetzlicher Verlust, wenn dieser Altar ins Ausland
wanderte, denn Ähnliches besitzt Berlin noch nicht.
Dic Gerüchte von einer geplanten Zerstückelung
des Altars haben sich gottlob als irrig erwiesen.
Lediglich die völlig ruinierten und kaum wieder-
herstellbaren Außenflügel sind abgesägt worden.
Dafür zcigt die Innentafel mit ihren achtFeldern,
zeigen die beiden l'lügel mit je vier Feldern jene
Frische, die erkennen läßt, daß der Altar durch
die Jahrhunderte hindurch meist wohl geschlossen
gcwesen ist. Auf diesen ingesamt sechzelm Feldern
erzählt der fromme Meister Bertram die Geschichte
des Iieilands vom Moment der letzten Spannung,
dem Einzug in Jerusalem, an bis zum Pfingstfest
in einer für scinc Zeit durchaus volkstümlichen
Sprache, die die Einfachheit der Form, die lntuition
der Geste und die Melodik dcr Farbe wunderbar
beherrscht. Sclion jetzt kann dieser Altar als eines
der wichtigsten Denkmale deutscher Kunst über-
liaupt angesprochen werden. B.

1 Siehe unsere Notiz in Heft 2, Seite 64.

Abb. 1 Abb. 3 Abb. 2

Abb.i/2- Zwei weiße Flaschen mit Fo-Hunden. Dekor blau und rot unter derGlasur- lS.Jahrh.

Abb. 3. Vase, powder-plue

Versteigerung am 4. und 3. Miirz durch Rud. Lepke, Berlin

92
 
Annotationen