DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Mackowsky, Hans: Ausstellung italienischer Kunst in London
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0121
Meister der vatikanischen Georgshandschrift Verkündigung
Adolphe Stoclet, Brüssel
Gallery geliehen hat, mit den Flügeln in den Uffizien zum erstenmal zusammenzu-
stellen?
Doch das sind Mängel, die zum Teil aufgewogen werden durch Überraschendes, für
das man dankbar sein muß. Nie noch hat man Piero deha Francesca, ebensowenig
Piero di Cosimo in solchem Reichtum gesehen, besonders wenn man die herrlichen
Bilder beider in der National Gallery liinzudenkt. Ausgezeichnet ist die Auswalil für
Mantegna und fürTizian, für diefrühenSienesen und Venezianer, für Pollaiuolo, für den
um Leonardo tätigen Mailänder Künstlerkreis, für die Ferraresen und noch ntanche
andere. Das jetzt von Venturi dem Antonio del Pollaiuolo zugeschriebene Frauenprofil aus
Mailand hat man symboliscli für das Plakat der Ausstehung gewählt, und wie hoch das
nationale Gefühl edelsten Kulturbesitzes stieg, beweist, daß man Botticellis »Geburt
derVenus« auf die Insel schickte über ein Meer, dessen Wellen sehr anders schaukeln
und rollen als das zierliche Gekräusel, über das die Göttin in ihrem Muschelfahrzeug
hinwegtanzt. Fast alle aus Italien gesandten Bilder sind auf Verlangen dui’cli eine
Glasscheibe geschützt worden. Sie steht mit ihrem zarten Silberton ihnen trefflich zu
Gesicht, verbindet manchmal koloristische Schärfen (wie bei Ghirlandajo) oder über-
schimmert noch wie bei Giorgione und Tizian die Farbenglut. Manche haben Aus-
stellungstoilette gemacht, sind auf das vorsichtigste gereinigt worden und strahlen
neuen Glanz aus. Nie habe icli gerade Botticellis Venus so im Märchenduft, nieTizians
»Bella« so tonig im Violett und Blau des Prachtgewandes gesehen, und jeder Vergleich
mit irgend einer Abbildung bestätigt, wie erst die jüngste Säuberung der Oberhäclie
das lodei-nd Leidenschaftliche des Kolorits in Tizians großer Ancona-Madonna zu dämo-
nischer Wirkung gebracht hat.
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Adolphe Stoclet, Brüssel
Gallery geliehen hat, mit den Flügeln in den Uffizien zum erstenmal zusammenzu-
stellen?
Doch das sind Mängel, die zum Teil aufgewogen werden durch Überraschendes, für
das man dankbar sein muß. Nie noch hat man Piero deha Francesca, ebensowenig
Piero di Cosimo in solchem Reichtum gesehen, besonders wenn man die herrlichen
Bilder beider in der National Gallery liinzudenkt. Ausgezeichnet ist die Auswalil für
Mantegna und fürTizian, für diefrühenSienesen und Venezianer, für Pollaiuolo, für den
um Leonardo tätigen Mailänder Künstlerkreis, für die Ferraresen und noch ntanche
andere. Das jetzt von Venturi dem Antonio del Pollaiuolo zugeschriebene Frauenprofil aus
Mailand hat man symboliscli für das Plakat der Ausstehung gewählt, und wie hoch das
nationale Gefühl edelsten Kulturbesitzes stieg, beweist, daß man Botticellis »Geburt
derVenus« auf die Insel schickte über ein Meer, dessen Wellen sehr anders schaukeln
und rollen als das zierliche Gekräusel, über das die Göttin in ihrem Muschelfahrzeug
hinwegtanzt. Fast alle aus Italien gesandten Bilder sind auf Verlangen dui’cli eine
Glasscheibe geschützt worden. Sie steht mit ihrem zarten Silberton ihnen trefflich zu
Gesicht, verbindet manchmal koloristische Schärfen (wie bei Ghirlandajo) oder über-
schimmert noch wie bei Giorgione und Tizian die Farbenglut. Manche haben Aus-
stellungstoilette gemacht, sind auf das vorsichtigste gereinigt worden und strahlen
neuen Glanz aus. Nie habe icli gerade Botticellis Venus so im Märchenduft, nieTizians
»Bella« so tonig im Violett und Blau des Prachtgewandes gesehen, und jeder Vergleich
mit irgend einer Abbildung bestätigt, wie erst die jüngste Säuberung der Oberhäclie
das lodei-nd Leidenschaftliche des Kolorits in Tizians großer Ancona-Madonna zu dämo-
nischer Wirkung gebracht hat.
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