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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 4
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0145

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Jan Steens rnit der liatze spielende Kinder
nach. DasvollsignierteBild, dessen Kinder-
typen an Judith Leyster erinnern, gehört
zu den wenigen Katzenbildern Jan Steens,
von denen das Rijks-Museum wolil das
schönste Beispiel verwahrt. Mit charak-
teristischen, zumeist signierten Werken,
trelen weiterhin Hendrick Averkamp,

Simon deVlieger, Nicolaes Maes, der Nach-
folger Goyens, Johannes Schoeff, Cor-
nelis de Heem, Frans und Willem van
Mieris und David Teniers hervor. Aus
der bescheidenenZahl der deutschen Bilder
lst vor allem das Brusthild eines jungen
Mädchens von Lucas Cranach d. Ä. zu
nennen. Die italienischen Bilder der
Sammlung, die F. Harck hereits 1891 im
»Archivio Storico« besprochen hat, ge-
hören fast ausschließlich oberitalienischen
Schulen an. Der seltene Cima-Schüler
Pasqualino Veneto ist mit einem si-
gnierten Madonnenbild vertreten, das wold
später entstanden als das 1/196 datierte
Bihl im Museo Gorrer in Venedig stark
bellineske Züge aufweist. Besonderen Reiz
übt die heilige Familie Francesco Zaga-
neBis, die stilistisch etwa in die Zeit
der Madonna in ChantiBy weist, aus.

Wegen seiner hohen künstlerischen Qua-
lität verdient Marco Zoppos »Christus
im Grabe« erwähnt zu werden.

Dic plastischen und kunstgewerbliehen
Arbeiten sind in der Hauptsache auf Emp-
fehlung Bodes erworben worden, so die
florentinischen Leuchterengel aus der
zweiten Hälfte des i5. Jahrlmnderts in
alter wohlerhaBener Fassung, die walir-
scheinlich von Francesco Francia geschaf-
fene Terrakottabüste, das Madonnenrelief
von Andrea deüa Robbia und als Haupt-
werk die halbkreisförmige Iuünette mit
dem heiligen Michael von Andrea deüa
Bobbia, die mehr als vierhundert Jahre das
llauptportal der Kirche S. Michele Arc-
angelo in Faenza geschmückt hat. Diesen Polyklet (?)
Werken i lalienischen Ursprungs sind einige
deutsche Arbeiten anzuschließen, wie die
spätgotische Reitergruppe des heiligen
Georg bayrischer Provenienz und eine Art Feld-
flasche mit reichem Reliefschmuck, vermutlich
kölnischer Herkunft. Unter den Textilien sind die
Ilauptstücke ein in Brüssel um i53o entstandener
Bildteppich mit einer zwischen zwei Ileiligen un-
ter einem Baldachin thronenden Madonna und ein
Schweizer Antependium mit den DarsteBungen
der Verkündigung und der Anbetung der Könige
vor gotisierendem Rankenwerk. Von den Glasar-
beiten sind ein rheinisches Stangenglas und zwei
Römer, aBe drei aus dem 16. Jahrhundert, zu be-
achten, von den Glasmalereien eine Anzahl Schwei-

Verwundete Amazone

Versteigerung der Sammlung Lansdowne am g. März
bei Ghristie, Manson & Woods, London

zerscheiben, darunter Arbeiten von Balthasar Fe-
derlin und den beiden Lindmeier. Dic Majoliken
der Sammlung Vieweg stammen ausschließlich aus
der ersten Ilälfte des 16. Jahrhunderts. Die An-
fänge der toskanischen Majolikakunst sind dem
damahgen Geschmacke nach unvertreten gebBe-
ben. Die bemerkenswertesten Stücke sind zwei Ma-
jolikaschüsseln aus Deruta tmd Faenza. Zu den
größten Seltenheiten gehören die beiden Delfter
Fayenceplatten mit Landschaften in Blaumalerei
von Frederick van Frytom, der im Gegensatz zu
den nach ostasiatischen Vorbildern täligen Delfler

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