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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 4
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0146

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Künstlern zu den wenigen gehörte, die einen na-
tionalen Stil kultivierten. Unter den Edelzinnar-
beiten der Hoclirenaissance sind Frangois Briot
(Marsschüssel) und Caspar Enderlein (Temperan-
tiaschüssel) mit signierten Arbeiten vertreten. S.

LONDON

Wie schon in Iieft 3 mitgeteilt, ist im Februar die
Auflösung der Sammlung Barnet Levvis bei Chri-
sties für den Kunsthandel wichtig. Nachdem das
teilweise sehr gute altenglische Silber ani a5. Fe-
bruar ausgeboten wird, kommen am 26. und 27.
Februar die Möbel und Kunstgegenstände zur Ver-
steigerung. Selir gute Chinavasen der Kanghi-Zeit
sind darunter, besonders hübsch die signierte weiße
Marmorstatuette einer Flora von Clodion und eine
selten graziöse Pariser Directoire-Uhr. Neben eini-
gen guten Louis-XVI.-Uhren, Kandelabern und
Vasen, einem Roger Vandercruse la Croix gestem-
pelten, gut fournierten Louis-XVI.-Secretaire, wer-
dcn eine Reihe Louis-XVI.-Fauteuils mitzugehöri-
gen schönen Beauvaisbezügen gute Preise erzielen.
Besonders hervorzuheben ist die ganz sellen schöne,
auserlesene Regence-Kommode mit Aufsatz (Kat.-
Nr. 63,Abb.), eine vornehme Louis-XV.-Kommode
von Oeben und eine gute italienische Truhe des
16. Jahrhunderts. li. r.

MCNCHEN

Am 2Ö.Februar und folgende Tage findet bei Hugo
Helbing, München, eine Versteigerung von Anti-
quitäten und alten Gemälden statt, deren Bestände
in dei' Hauptsache aus deutschem Adelsbesitz stam-
men. Fayencen, Porzellane, antike Gläser, Silber-,
Zinn- und andere Metallarbeiten eröffnen denKa-
talog. Ilcrvorzuheben sind unter den Wandteppi-
chen ein Behang Vertumnus und Pomona, Brüssel,
Werkstatt des Jakob Geubel I. um i58o, eine Ver-
düre und eine Szene Sapplio in Landschaft, Orient-
teppiche, Stickereien und Meßgewänder schließen
sichan. Unter den Möbeln befinden sich italienische
Renaissancetruhen, Sitzmöbel, furnierte und ein-
gelegte Kommoden, Schränke, Wandspiegel und
Uhren des Rokoko, Louis XVI. und Empire von
ausgezeichneter Qualität. Das ostasiatische Kunst-
gewerbe ist durch Porzellane, Bronzen und Sdhwert-
stichblätter vertrelen. Unter den zahlreichen Ge-
mälden der europäischen Schulen sind Arbeiten
von Berchem, Fabio Canal, Guardi, Hickel, Liberi,
Ricci, D. Teniers I., Venne u. a., außerdem ein
interessantes Papstporträtder bolognesischen Schule
und ein altdeutsches, wohl Nürnberger Bild um
i5oo nach einem byzantinischen Gnadenbild zu
nennen. Die Bestände an Skulpturen weisen unter
den Antiken eincn römischen Porträtkopf und
einen Kinderkopf, 2. Jahrhundert n. Chr., vonBe-
deutung auf. Hervorzuheben sind außerdem eine
Relieffigur Petrus Martyr, Spanien um i5oo, so-
wie Barock- und Rokokofiguren in alter Fassung.
Dic 100 Nummern umfassende Abteilung Graphik
enthält ITandzeichnungen vom 17. bis 19. Jahr-

hundert, zahlreiche kolorierte Ansichten, daruiiter
Wiener und Münchener Blätter um 1800. DenBe-
schluß bilden die Bücher mit einigen Inkunabeln
und drei Pergamenturkunden aus dem i5. und
17. Jahrhundert. Im Anschluß daran gelangen alte
Kriegs- und Jagdwaffen aus dem Besitz einesnord-
deutschen Sammlers und aus dem Nachlaß Sani-
tätsrat Dr. Gärtner, Stuttgart, zur Versteigeflung.

G.

DIE SAMMLUNG LEOPOLD SELIGMANN IM
KÖLNER SCHNÜ TGEN-MUSEUM
Auf der Ausstellung Mittelalterlicher Kunst aus
Kölner Privatbesitz, die vor etwa zwei Jahren der
Kölnische Kunstverein zusammenbrachte, wurde es
jedem, der Pracht nicht mit Wert gleichsetzt, ohne
weiteres klar, daß keinc andere Privatsammlung
mittelalterlicher Kunst in Köln es mit der von
Seligmann aufzunehmen vermochte. Bevor der
Schatz des Ilerrn Seligmann sich nun nach Berlin
untcr den Hammer begibt, ging er noch einmal ein
in die stillen Räume des Schnütgen-Museums am
Hansaring, so, als wolle er noch einmal mit dem
gleichgesetzten Ahnengut des Ivölner öffentlichen
Besitzes Zwiesprache halten. Angesichts der auf-
fallenden Vorherrschaft rheinischer und nordfran-
zösischer Stücke in dieser Sammlung ist der Ge-
danke an die Wahrscheinlichkeit ihrer Zerstreu-
ung in alle Welt für den geistig hier Eingesesse-
nen einigermaßen bedrückend. Und doch wird
man der Hoffnung nicht Raum geben dürfen, daß
allzuviel vom Wesentlichen dem Rheinland ver-
bleiben wircl. Es heißt, daß die Stadt Ivöln sich
diesmal lebhaft bemüht gezeigt habe, die Samm-
lung geschlossen zu erwerben. Alle Bemiihungen
seien an dem unnachgiebig geforderten Preis des
Besitzers gescheitert. Ob die Forderung — man
spricht von 800 000 RM. — übertrieben war, wird
nun das Versteigerungsergebnis zeigen miissen.

Jatho

VAN DIEMEN — Dr. BENEDICT & CO.

Aus dem bekannten van Diemen-Konzern, den der
verstorbene Alberl Loeske zusammen mit Dr.
Plietzsch begriindet hatte, haben sich die b-eiden auf
dem Gebiet der älteren europäischen Kunst füh-
renden Firmen van Diemen & Co. und Dr. Bene-
dict & Co. zu einer einzigen Firma zusammenge-
schlossen. Diese wird demnächst die bisher von
Dr. Otlo Burehardt & Co. innegehabien Räume in
der Bellevuestraße 11 a beziehen, während Dr. Otto
Burchardt & Co. seinerseits in die Geschäftsräume
der Firmen Dr. Benedict, und Dr. Burg & Co. (die
letztere ist aus dem Konzern ausgeschieden) über-
siedelt. Der Zusammenschluß der beiden erfolg-
reichen Firmen und die Vereinigung ihrer bis-
herigen Leiter (Dr. E. Plietzsch und Dr. Benedict)
entspringt nicht nur rein geschäf tlichen Erwägun-
gen, sondern diirfte eine weitere Etappe des AuC-
stiegs vorbereiten. Sie bedeutet nicht nur für den
Berliner Kunstmarkt, sondern auch international
eine sehr bemerkenswerte Tatsache. r

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